Die Horde - Die Schlacht von Morthûl
geirrt?
Plötzlich verstand er. Oh, natürlich. Sie wollte ihre Chirrusk zurück. Das war es.
Als der Hang so steil wurde, dass sich Katim mit ihren Krallen und starken Fingern kaum mehr festhalten konnte, zog sie ihre große Axt und stieß sie in den nächsten Felsspalt, ohne sich darum zu scheren, dass die Waffe dadurch beschädigt werden konnte. Metall kreischte und Funken flogen, aber die Axt saß fest. Anschließend folgte Katim Jhurpess’ Beispiel und ließ sich nach unten, bis sie an einem Arm über der Schlucht hing.
Sie brummte vor Anstrengung und achtete nicht darauf, dass Gork und Fezeill Wetten darüber abschlossen, was passieren würde. Sie drehte sich zur Seite und streckte den freien Arm so weit wie möglich aus …
Sie hing fast horizontal und formte eine Art gekipptes Kreuz, wodurch sie zwar nicht den Schrecklichen erreichen konnte, aber den Felshaken. Katims Muskeln wölbten sich, und die Anstrengung war so groß, dass sie wie schmerzerfüllt das Gesicht verzog, aber langsam, ganz langsam, löste sich der Haken, an dem noch immer Jhurpess und Gimmol hingen, aus Schnee und Gestein.
Die anderen weiter oben am Hang und die beiden unten baumelnden Korps-Mitglieder – alle hielten den Atem an. Die Trollin bebte am ganzen Leib, und für einen Moment erstarrte sie und versuchte vergeblich, die Last am Haken etwas höher zu ziehen. Sie hörte, wie sich Cræosh bewegte und vielleicht nach einer Möglichkeit suchte, ihr zu helfen, aber sie wusste, dass er keine finden würde.
Katim gab nicht auf. Mit einer enormen Willensanstrengung setzte sie Jhurpess und Gimmol in Bewegung: Sie zog sie nicht hoch, sondern schwang sie von einer Seite zur anderen.
Jhurpess, der sich mit ganzer Kraft am Felshaken und der Chirrusk festklammerte, wimmerte kurz, blieb ansonsten aber still. Gimmol unternahm keine eigenen Anstrengungen, oben zu bleiben, schien sich aber berechtigt zu fühlen, wieder zu schreien.
Von einer Seite zur anderen, hin und her, dabei jedes Mal ein wenig höher, bis das Gremlin-Ende des Pendels schließlich Katims Höhe erreichte. »Jhurpess«, krächzte sie und strengte sich so sehr an, dass ihre Stimme kaum noch verständlich war. »Zieh … Gimmol … etwas höher. Und dann … wenn ich es … sage … lass los!«
»Was?«, quiekte der Schreckliche.
»Die Kette … du hirnloser … Idiot! Nicht den … Haken!«
»Oh.« Er klang jetzt sehr kleinlaut. »In Ordnung.«
Katim wartete noch etwas länger und sammelte die Kraft, die nötig war, um dieses spezielle Wunder möglich zu machen. Und dann hauchte sie: »Jetzt!«
Die Hände des Schrecklichen lösten sich von der Chirrusk und überließen den heulenden Gremlin seinem Schicksal.
Bei diesem unausgegorenen Plan konnte so viel schiefgehen. Wenn Katim die verbleibende Länge der Kette, die Höhe des Schwungs oder ihre von Schmerz und Kälte beeinträchtigten Reflexe falsch einschätzte … Wenn irgendetwas schiefging, waren Jhurpess und Gimmol tot.
Katim zog mit all ihrer Kraft, als der Schreckliche die Kette losließ. Jhurpess war nicht unbedingt ein Leichtgewicht, aber ohne die zusätzliche Last des Gremlins gelang es ihr, ihn zur Axt emporzuschwingen. Er benutzte sie als Tritt, rammte den Haken weiter oben in den Schnee und zog sich hoch.
Katim sah es gar nicht. Sie sprang in dem Moment, als sie den Schrecklichen nicht mehr hielt, streckte dabei die Arme aus. Für eine Sekunde kratzten ihre Stiefel über den Stein, der Gimmol das Leben gerettet hatte.
Sie hatte Jhurpess aufgefordert, die Kette am höchsten Punkt des Bogens loszulassen, und das bedeutete: Gimmol flog nicht nur nach rechts, sondern auch nach oben . Und das gab Katim den zusätzlichen Moment, den sie brauchte. Im letzten Augenblick, unmittelbar bevor der Gremlin endgültig außer Reichweite geriet, erreichten Katims Finger den Griff ihrer Chirrusk . Schmerz durchfuhr sie, als sie sich die Schulter des Arms ausrenkte, mit dem sie sich an der Axt festhielt, aber sie hatte Gimmol.
Und ihre Chirrusk!
Sie wickelte sich die Kette um ihr Handgelenk und zog den Gremlin auf diese Weise hoch, bis sie ihn am Kragen packen konnte, warf ihn dann über den Rand der Schlucht und vertraute darauf, dass einer der anderen ihn festhielt, bevor er wieder über den Hang rutschte. Schließlich, mit nur einem voll einsatzfähigen Arm, zog sie sich selbst hoch und kletterte über die Axt hinweg, der ihr besonderer Dank galt.
Eine Zeit lang saß das Korps einfach nur da – natürlich ein
Weitere Kostenlose Bücher