Die Horde - Die Schlacht von Morthûl
erreichte. Für einen Moment schloss sie die Augen und verstand plötzlich Cræoshs ständige Gereiztheit. »Jhurpess«, sagte sie, ohne sich umzudrehen. »Ich meinte … du sollst den Ork … auf deiner Schulter tragen .«
»Oh. Das für Jhurpess mehr Sinn ergeben, ja.«
Zum ersten Mal fühlte sich Katim versucht zu wimmern. Andererseits … In einer halben Stunde ging die Sonne unter, und dann würde Shreckt sie aus dieser kalten Wüste holen.
Sie konnte es kaum abwarten.
In der gemütlichen, sanft schaukelnden Kutsche, während sie eine Tasse Tee an ihre Lippen führte, erstarrte Königin Anne. »Meine Güte.«
Belrotha, die nach all den Stunden noch immer nach einer einigermaßen bequemen Position suchte, die ihren breiten Hintern nicht zu sehr zwischen die Armlehnen des Sessels zwängte, fühlte sich von plötzlicher Anspannung erfasst. Ihre Nerven lagen ohnehin blank, und die Bestürzung in der Stimme der Königin erwies sich als wenig hilfreich.
»Was?«, brachte sie hervor und quiekte fast, soweit Oger überhaupt quieken konnten. »Was los sein?«
»Oh, mach dir keine Sorgen«, erwiderte die Königin und schüttelte den Kopf. »Es gibt da nur etwas, um das ich mich besser kümmern sollte. Wir können sie doch nicht einfach so sterben lassen, oder?«
»Wen? Was? Hä?«
»Genau, mein Kind. Bitte entschuldige mich einen Moment.« Und im Anschluss an diese Worte … erschimmerte die Königin.
Belrotha erbleichte. Königin Anne war verschwunden, obwohl sie noch immer dort saß. Ein vages Bild von ihr – transparent und verschwommen, wie ein nasses Aquarell – saß noch da. Aber es blieb vollkommen reglos, reagierte nicht einmal auf das Schwanken der Kutsche. Die Ogerin zog die Beine an, bis die Knie an ihre Brust stießen. Sie versuchte, sich zusammenzukauern, und achtete nicht auf das wie schmerzerfüllte Knarren der Kutsche.
Der Mond hatte seinen höchsten Punkt erreicht und begann mit der langen Reise in Richtung Morgen, als das erschöpfte, mitgenommene Korps die zerklüfteten Gebirgsausläufer erreichte. Sie wankten ebenso wie die Wurm-und-Käfer-Männer, gegen die sie gekämpft hatten, und vor ihnen öffnete sich eine kleine Schlucht, kaum mehr als ein Spalt zwischen zwei steilen Hängen. Es ging dort so eng zu, dass die Korps-Soldaten entweder spitzes Gestein oder die Ellenbogen eines Gefährten in die Rippen bekamen, aber die hoch aufragenden Felsen schützten vor dem eisigen Wind. Vielleicht wären sie in der Lage gewesen, einen besseren Ort zu finden, wenn sie vor Einbruch der Nacht gesucht hätten, aber diese Mühe hatte sich niemand von ihnen gemacht.
Weil sie davon überzeugt gewesen waren, keinen Platz für die Nacht zu benötigen.
Nach einigen Minuten der Panik hatte sich das Dämonen-Korps zu der Ansicht durchgerungen, dass zu den »vier Tagen« auch die letzte Nacht gehörte. Shreckt würde sie am kommenden Morgen abholen.
Das hofften sie jedenfalls.
Mit einem leisen Stöhnen und dem Gesicht voran ließ sich Jhurpess zu Boden fallen, wobei ihm Cræosh wie ein Sack mit Innereien von der Schulter rutschte. Der gemeinsame Aufprall von Ork und Schrecklichem schuf eine so dichte Wolke aus Staub und Schnee, dass es möglich gewesen wäre, sich an sie zu lehnen. Katim, die darauf bestanden hatte, den ganzen Weg selbst zu gehen, bewahrte sich genug Würde, neben ihnen zu Boden zu gleiten , anstatt sich ein Beispiel an ihnen zu nehmen und einfach der Schwerkraft nachzugeben.
Gork und Gimmol übernahmen die Aufgabe, das Lager aufzuschlagen und die Wachen einzuteilen. Der Kobold schlief bereits, als über den Wachdienst entschieden werden sollte, und deshalb war der Gremlin so freundlich, freiwillig die erste Wache zu übernehmen.
Ärgerlich, aber es hätte schlimmer kommen können. Gimmol war müde, kein Zweifel, aber er hatte es seit einigen Tagen nicht mehr so warm gehabt, und einige Stunden der Stille und des Alleinseins waren durchaus eine gewisse Mühe wert. Bei den Göttern und Dämonen, konnte denn niemand dieser ungebildeten Idioten länger als ein oder zwei Minuten still sein? Das ständige Geplapper brachte ihn noch um den Verstand! Aber während sie schliefen, hatte er Ruhe.
Bis die Erscheinung neben seinen schlafenden Gefährten aus dem Boden kam.
So lautlos, dass Gork neidisch geworden wäre, kroch Gimmol näher an das Phantom heran und befingerte dabei den Griff eines Schwerts, das sich bisher als erstaunlich nutzlos erwiesen hatte. Vor ihm stand eine transparente Gestalt,
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