Die Horde - Die Schlacht von Morthûl
geduldig zu sein!«
Gork kicherte. »Woher willst du das wissen?«
»Ja, woher?«, fragte Rupert.
Cræosh drehte so schnell den Kopf, dass seine Nackenmuskeln protestierten. »Sag mir, Rupert, legst du es darauf an , dir dein verdammtes Rückgrat brechen zu lassen? Hör auf, dich an mich heranzuschleichen! «
Die Kapuze bewegte sich, und für den Hauch eines Moments glaubte Cræosh, einen Blick auf das zu erhaschen, was sich darunter befand. Er erbleichte und kauerte sich auf seinem Stuhl zusammen.
»Hör mir gut zu, Ork, denn ich beabsichtige nicht, noch einmal darauf hinzuweisen. Ihr seid die Ehrengäste Ihrer Majestät, und ich habe euch gegenüber die gebührende Höflichkeit gezeigt. Aber ich habe langsam genug von deinen kleinen Drohungen. Wenn du das nächste Mal eine ausstößt, solltest du für den Versuch bereit sein, sie in die Tat umzusetzen.
Und nun …«, fuhr Rupert fort, und seine Stimme klang wieder ruhig und freundlich. »Königin Anne erwartet euch in ihrem privaten Garten. Wenn ich euch bitten darf, mir zu folgen …«
Katim gab ihrer Neugier nach und gesellte sich an die Seite des Orks, als sie sich auf den Weg machten. »Was hast du … gesehen?«
»Nichts«, erwiderte er leise. »Ich habe nichts gesehen.«
»Überhaupt nichts? Die Kapuze … war leer?«
»Nein. Nein, du verstehst nicht. Ich habe nur kein Gesicht gesehen. Die Kapuze enthielt nichts, nur eine bodenlose Leere, oder einen leeren Himmel!«
»Was du beschreibst … ist unmöglich.«
»Ich gebe ein Drachenrektum darauf, ob es möglich ist oder nicht. Ich weiß, was ich gesehen habe, und ich habe nichts gesehen.«
»Nun, du konntest nur einen … kurzen Blick unter … die Kapuze werfen. Wahrscheinlich war es … ein Spiel der Schatten.«
»Ja. Ja, wahrscheinlich.« Aber für eine Weile blieb Cræosh ungewöhnlich still.
Die anderen waren nicht wie der Ork von solchen Zweifeln geplagt. Auf dem Weg zum Garten fand sich Gork an der Seite des Schrecklichen wieder, hauptsächlich deshalb, weil es bedeutete, nicht neben Gimmol oder Fezeill gehen zu müssen.
»Bist du ebenso besorgt wie ich, Jhurpess?«
»Was? Warum Gork besorgt ist? Wegen etwas, von dem Jhurpess nichts wissen?«
Gork glaubte, Cræoshs Antwort darauf zu hören: Es gibt jede Menge Dinge, von denen Jhurpess nichts weiß. »Weißt du, Jhurpess, die Rüstungen in dem anderen Flur, und die Wandteppiche …«
»Ja?«
»Ich bin ein bisschen nervös und frage mich, welche Art von Flora jemand mit Königin Annes Neigungen in ihrem privaten Garten kultivieren könnte.«
»Oh.«
Der Kobold wusste, dass er nicht fragen sollte, aber er konnte nicht anders. »Du weißt doch, was ›Flora‹ bedeutet, oder?«
»Natürlich weiß Jhurpess, was Flora bedeutet! Jhurpess im Wald geboren und aufgewachsen ist!« Der Schreckliche klang empört.
»Freut mich.«
»Aber was ›kultivieren‹ bedeutet?«
Die große Tür schwang auf, und das helle Licht eines warmen Sommernachmittags fiel in den kalten, düsteren Flur …
Moment mal. Sommer?
Das Korps blieb stehen und starrte ins helle Licht jenseits der Tür.
Dann zuckte die Horde mit den Schultern, nahm die Sache als eine der Seltsamkeiten des Unheimlichen Schlosses hin und trat in den Sonnenschein.
Zumindest die meisten von ihnen. Belrotha blickte einmal kurz in die Sonne, hielt sich dann mit beiden Pranken rechts und links am Türrahmen fest und weigerte sich hartnäckig, einen weiteren Schritt zu machen.
»Komm schon«, drängte Cræosh. »Königin Anne wartet auf uns, erinnerst du dich?«
»Mir egal«, erwiderte die Ogerin. »Ich nicht gehen nach draußen. Kein Sommer sein. Unmöglich.«
»Es ist auch kein Sommer, zumindest kein richtiger«, sagte Gimmol und legte Belrotha eine beruhigende Hand auf die Wade. »Und es ist auch kein richtiges Draußen. Es dürfte ein … magischer Raum sein, wie das Innere der Kutsche.«
»Ich nicht gehen.«
»Belrotha …«
»Nein. Hat mich gekostet viele Jahre, zu lernen Jahreszeiten. Ich das jetzt nicht vergessen. Zu verwirrend. Wenn ich vergesse, wie sein die Jahreszeiten, ich Itho nicht mehr führen kann. Dann das Anpflanzen gerät durcheinander. Ich hierbleiben.«
»Oh, bei allen …«
Katim tippte Belrotha an die Schulter. »Soll sie … hier stehen bleiben. Das … schadet niemandem. Glaubt ihr vielleicht … es macht einen großen Unterschied … ob sie Königin Annes Erklärungen … hört oder nicht?«
Der Ork nickte langsam. »Ja, da hast du recht. Hast du
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