Die Horde - Die Schlacht von Morthûl

Titel: Die Horde - Die Schlacht von Morthûl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ari Marmell

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Einwände.«
    »Ausgezeichnet. Wie ich schon sagte: Gork kennt sich mit jener Region am besten aus. Ich muss seinem Bewusstsein ein Erinnerungsbild entnehmen, um den Zauber auf das Ziel auszurichten.«
    Gork quiekte, ein Geräusch, wie man es von einem Welpen erwartete, der einen Tritt bekommen hatte. »Was?«
    »Ich kann euch doch nicht zu einem Ort schicken, den ich noch nie gesehen habe, oder? Entfernung und Richtung sind mir natürlich bekannt, aber wo soll ich euch absetzen? Welche Hindernisse gilt es zu vermeiden? Möchtet ihr vielleicht im Innern eines Baumes erscheinen oder unter einem Berg?«
    »Aber … aber …«
    »Entspann dich, mein Kleiner«, sagte die Königin und strich Gork sanft über die Wange. »Sei ganz ruhig. Ich verspreche dir, dass deine Erinnerungen intakt bleiben und dein Geist keinen Schaden nimmt. Der Vorgang ist völlig ungefährlich.«
    »Na schön …«
    »Meistens jedenfalls.«
    Die Königin legte acht Finger auf den Kopf des Kobolds, schob die Daumen unter die Handflächen und begann leise zu summen. Gork versuchte , sich zu entspannen, aber es gelang ihm nicht.
    »Du solltest dich besser nicht dagegen sträuben«, sagte die Königin. »Man hat mir mitgeteilt, dass die Schmerzen einigermaßen erträglich bleiben, wenn man nicht dagegen ankämpft.«
    »Na schön, ich … Was? «
    Natürlich war es schon zu spät. Die Finger, die ihm Königin Anne auf den Kopf gelegt hatte, schienen sich in Eis zu verwandeln und in seinen Schädel zu bohren. Alle Muskeln in Gorks Leib verkrampften sich und waren offenbar bestrebt, sich von Knochen und Sehnen zu lösen. Als blätterte sie in einem Buch oder durch ein Bündel Schriftrollen, ging Königin Anne die jüngsten Erinnerungen des Kobolds durch und betrachtete Bilder, die ihn beim Weg durch den Garten zeigten, beim Essen und dem erzwungenen Bad. Nein, diese Erinnerungen waren nicht alt genug. Sie stieß tiefer in die Vergangenheit vor, ließ manche Stellen aus und konzentrierte sich auf andere, ohne zu merken – oder ohne sich darum zu scheren –, dass jeder Moment für den Kobold einer Ewigkeit der Qual gleichkam. Ihm blieb nicht einmal die Kraft, dankbar dafür zu sein, dass die Königin seine Zusammenarbeit mit dem Dakórren übersah.
    Schließlich, als er in einem Ozean der Pein zu ertrinken drohte, sah sie es: ein Bild der Kummervollen Berge, so klar wie an jenem Tag, als er zum ersten Mal die äußere Welt betreten hatte. Gork spürte, wie die Königin das Bild ergriff, es von allen Seiten betrachtete, und dann, mit einem plötzlichen Nachlassen des Drucks, war er frei. In seinen Ohren knackte es mehrmals, und er hatte stärkere Kopfschmerzen als nach seiner Volljährigkeitsfeier, aber sie ließen bereits nach. Nach einigen weiteren Momenten fühlte sich alles wie ein schnell verblassender Traum an.
    Er versuchte, an seine Zeit in Rurrahk zurückzudenken, denn zum ersten Mal seit Jahren fühlte er so etwas wie Sehnsucht, aber stattdessen erinnerte er sich an den Kampf gegen die Yetis in der Tundra. »Was …?« Er dachte an den Kampf, und plötzlich sah er sich selbst im Alter von sechs Jahren, als er seine erste Geldbörse gestohlen hatte, die eines reisenden Kaufmanns.
    »Was habt Ihr getan!«, heulte er und vergaß für einen Moment, mit wem er sprach.
    Königin Anne nahm es ihm nicht übel. »Deine Erinnerungen sind ein bisschen durcheinander«, sage sie. »Ein wenig Verwirrung und Zerstreutheit – das lässt sich leider nicht vermeiden. Aber mach dir deshalb keine Gedanken. Alles findet von ganz allein an seinen richtigen Platz zurück. Es dauert nur ein paar Stunden, höchstens ein paar Tage.
    Und nun, meine Kinder … Ich schlage vor, ihr beginnt damit, Kleidung und Ausrüstung zusammenzupacken. Ich bin bereit, wenn ihr es seid. Cræosh, Katim, bitte achtet darauf, dass Gork nicht vergisst, alles Notwendige einzupacken.«
    Trotz der Befürchtungen des Korps war die Teleportation nicht besonders unangenehm. Einige von ihnen hätten sich sogar an so etwas gewöhnen können.
    Nach einer langen Weile.
    Als die Truppe ihr Ziel erreichte, stob sie sofort auseinander. Rücken an Rücken standen sie – was zumindest ein bisschen sicherer war als einer unbekannten Gefahr den Rücken zu kehren – und sahen sich um. Im Norden und Osten ragten zerklüftete Vorberge auf, die schließlich in ein zerklüftetes Gebirge übergingen. Im Süden und Westen wechselten sich Grasland und kleine Gehölze aus spindeldürren Bäumen ab und gingen