Die Horde - Die Schlacht von Morthûl
Wasser, doch schließlich gab das Grundgestein unter den Kummervollen Bergen erneut nach. Der Sumpf wurde vom Meer der Tränen getrennt, aus unterirdischen Quellen strömte Süßwasser, und der Sumpf bevölkerte sich nach und nach mit den für Sümpfe typischen Geschöpfen. Die Vögel und Insekten, die Schlangen und Kröten – sie beunruhigten niemanden. Aber es hieß, dass in Jureb Nahl auch andere Wesen hausten, angelockt vielleicht von den alten Ruinen und dem Wissen, das in ihnen überdauert haben sollte. Vielleicht waren das nur Legenden, aber das Verschwinden vieler, die sich in den Sumpf wagten, führte dazu, dass die Region erst bei den Bewohnern von Rurrahk und dann überall in Kirol Syrreth einen denkbar schlechten Ruf genoss.
Und dorthin wollte Königin Anne das Korps schicken. Vielleicht war es noch nicht zu spät, in die Tundra zurückzukehren …
»Euer Majestät«, sagte Gork, und es schien ihm schwerzufallen, seine Stimme unter Kontrolle zu halten, »wenn Ihr mir eine Frage gestattet …«
Die Königin zeigte erneut ihr strahlendes Lächeln. »Du möchtest wissen, warum ich euch an einen solchen Ort schicke.«
»Äh, ja.«
Mit einem kritischen Blick betrachtete Königin Anne die nahen Blumen und stieß behutsam einige Blütenblätter an, die sich offenbar nicht so verhielten, wie sie es wollte. »Irgendwo in jenem Sumpf, mein Kleiner, steht ein Turm. Einst war er das Zuhause eines Zauberers namens Trelaine, der nach dem verlorenen Wissen der Bibliotheken von Jureb Nahl suchte. Inzwischen ist er natürlich längst tot. Gerüchten zufolge ist ihm ein Experiment außer Kontrolle geraten, wobei er in dünnen Brei verwandelt wurde. Seit Jahrhunderten ist der Turm verlassen und vergessen.«
»Aber wenn dünner Brei aus ihm wurde …«, warf Cræosh ein.
»Es sollten für meine Zwecke genug Knochen von ihm übrig geblieben sein. Ich brauche nicht viele. Hier.« Die Königin streckte die Hand aus und zeigte dem Korps eine kleine silberne Brosche. Der Ork brummte einen leisen Fluch, als Katim sich die Brosche schnappte, bevor er danach greifen konnte.
Der Königin schien es gleichgültig zu sein, wer von ihnen das Schmuckstück bekam. »Ich habe dies anfertigen lassen, um Verwechslungen zu vermeiden. Trelaines Experimente und die Gefahren des Sumpfes könnten dafür gesorgt haben, dass es dort reichlich Knochen gibt. Diese Brosche kann die Gebeine des Zauberers von den anderen unterscheiden.«
»Blättert eine Seite zurück und lest es mir noch einmal vor«, sagte Cræosh. »Von welchen Gefahren sprechen wir hier?«
»Ich fürchte, ich kann euch keine Details nennen, meine Kinder. Ich bin nie dort gewesen.« Als sie die Gesichter des Korps sah, zuckte die Königin mit den Schultern. »Wenn es leicht wäre …«, betonte sie noch einmal.
Fezeill beugte sich zum Gremlin und flüsterte: »Ob es bereits zu spät ist für die Bitte, mit einer weniger gefährlichen Aufgabe betraut zu werden? Wir könnten zum Beispiel Leichen in einem Seuchengebiet wegkarren oder losziehen, um einen Drachen zu erschlagen.«
Gimmol schnaubte. »Frag du sie das.«
Aus irgendeinem Grund verzichtete der Gestaltwandler darauf.
»Mein kleiner Kobold«, sagte Königin Anne plötzlich, »würdest du bitte einen Schritt vortreten?«
Ihm blieb keine Wahl. Gork trat vor, und die Augen quollen ihm aus den Höhlen, als wollten sie fliehen. »J-ja, Euer Majestät?«
»Du weißt mehr über den Sumpf als die anderen. Du hast ihn doch gesehen, oder?«
»Nicht in dem Sinne, Euer Majestät. Ich bin in Rurrahk aufgewachsen, und deshalb kenne ich die Berge in der Nähe. Aber im Sumpf bin ich nie gewesen.«
»Oh. Nun, ich schätze, das muss genügen. Eine kleine Wanderung erwartet euch, aber dies ist schneller, als den ganzen Weg zu laufen.«
Katim bekam ein flaues Gefühl in der Magengrube. »Ihr wollt uns … teleportieren?« Es war ihr ganz und gar nicht recht gewesen, von Shreckt auf diese Weise transportiert zu werden, und Menschen vertraute sie in dieser Hinsicht noch viel weniger als Dämonen.
Nicht dass Königin Anne großes Interesse an ihren Gefühlen gehabt hätte. »Natürlich. Wir möchten doch nicht, dass ihr den ganzen Weg gehen müsst, oder?«
»Äh«, erwiderte Cræosh. »Wenn Ihr nichts dagegen habt, könnten wir vielleicht doch …«
Königin Annes Züge verhärteten sich andeutungsweise.
»Oh, ich nehme an, Ihr habt doch etwas dagegen«, sagte der Ork hastig. »Schon gut, keine
Weitere Kostenlose Bücher