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Die Horde - Die Schlacht von Morthûl

Die Horde - Die Schlacht von Morthûl

Titel: Die Horde - Die Schlacht von Morthûl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ari Marmell
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»Leute wie euch sieht man hier nicht oft. Abgesehen von dem kleinen Burschen. Davon gibt’s zu viele.«
    »Von wegen«, brummte Gork.
    »Hier sind wir nun mal«, sagte Cræosh. Er schenkte dem Kobold keine Beachtung und musterte den Mann. Es gab kaum mehr Haare auf seinem Kopf und kaum mehr Zähne in seinem Mund. Eine alte, abgenutzte Jacke und eine nicht minder mitgenommen wirkende Kniehose umhüllten die hagere, ausgemergelte Gestalt.
    »Wir wollen nach … Jureb Nahl«, sagte Katim und übersah geflissentlich die Gesten des Orks, mit denen er sie aufforderte, die Klappe zu halten. »Wir brauchen … dein Boot.«
    »Ach, tatsächlich?« Der Alte rieb sich das stoppelige Kinn. »Tja, vielleicht könnte ich es euch vermieten. Kostet euch aber einiges.«
    »Natürlich«, sagte Katim und trat einen Schritt ins tiefere Wasser. »Wie viel?«
    Der Mann gab vor nachzudenken. »Oh, ich glaube, zwanzig sollten reichen.«
    Cræosh schnaufte abfällig. »Ich hoffe für dich, dass du Kupfer meinst, Sackgesicht. An deiner Stelle …«
    Katims Hand bewegte sich, griff aber nicht nach dem Geldbeutel, sondern nach der Chirrusk . Stahl fraß sich in Holz, und dann zog die Trollin. Das Boot machte einen Satz nach vorn, und der Mann kippte nach hinten und fiel in den Sumpf. Sein Schrei kam nur in Form einiger Luftblasen an die Wasseroberfläche. Katim sprang, setzte über das Boot hinweg, fiel bäuchlings ins Wasser und verschwand darin. Kurze Zeit später tauchte sie allein wieder auf.
    Die anderen waren so verblüfft, dass sie zunächst keinen Ton hervorbrachten. »Was war das denn?«, fragte Cræosh schließlich.
    Katim kam aus dem seichten Wasser, löste ihre Chirrusk vom Boot und schüttelte sich wie ein Wolf. »Wir brauchen … das Boot.«
    »Ja, aber …«
    »Zimperlich, Ork? Das passt gar nicht … zu dir.«
    Cræosh schüttelte den Kopf. Wie sollte er es erklären? Es war nicht der Tod des Alten, der ihn störte, obwohl er weder Ehre noch einen Vorteil darin sah. Es war eher die beiläufige Art und Weise, in der Katim einen unnötigen Mord begangen hatte. Das bestätigte seine schlimmsten Befürchtungen und kündigte viele schlaflose Nächte an.
    Aber natürlich konnte er nicht ganz offen darauf hinweisen, dass er sich deshalb noch mehr vor der Trollin fürchtete, oder? »Es war unnötig, weiter nichts«, sagte er schließlich.
    Katim zuckte die Schultern. »Brechen wir … jetzt auf?«
    Das Boot erwies sich gerade als groß genug für das Korps – Belrotha natürlich nicht mitgezählt –, und keinem von ihnen gefiel es, dass sie so dicht gedrängt beieinander sitzen mussten. Cræosh befestigte ein Seil am einen Ende und gab es Belrotha mit dem Hinweis, dass er es in einem Stück zurückhaben wollte. Dann ging die Reise los.
    Etwa eine halbe Minute lang. Sie hatten nicht mehr als die Länge einiger Oger-Schritte zurückgelegt, als Katim an dem Seil zog. »Anhalten!«, befahl sie.
    Die Ogerin sah sich verwundert um. »Wir noch nicht da.«
    »Ich weiß. Es gibt da etwas … das ich tun muss.«
    Cræosh fragte sich, was zum Teufel sie damit meinte, bis er ihrem Blick zur Hütte des Alten folgte. Daraufhin bekam das irre Funkeln in den Augen der Trollin mehr Sinn.
    »Frauen und Kinder, Katim?«, fragte er und verzog voller Abscheu das Gesicht. »Große und mächtige Gegner, eine angemessene Herausforderung für einen Troll.«
    »Du kannst … das nicht verstehen, Ork.« Katim glitt über den Rand des Bootes; das Wasser reichte ihr bis zu den Rippen. »Es dauert … nicht lange.«
    »Und ob es nicht lange dauern wird«, sagte Cræosh. »Weil du nicht gehst.«
    »Ach? Willst du mich … daran hindern?«
    Jeder Instinkt von Cræosh verlangte, dass er die Konfrontation vermied. Alles in ihm wehrte sich dagegen, es auf einen Kampf gegen die Trollin ankommen zu lassen, noch dazu um irgendwelcher Menschen willen. Aber selbst für einen Ork gab es Grenzen des Widerwärtigen. Kein Soldat trachtete Kindern nach dem Leben, jedenfalls nicht ohne guten Grund; so etwas machte man einfach nicht.
    Außerdem, und das war noch wichtiger: Nachdem er seinen Standpunkt verdeutlicht hatte, konnte er vor den anderen nicht mehr kneifen.
    Ach, was soll’s, früher oder später musste es dazu kommen, dachte er.
    Er schluckte die Galle in seiner Kehle hinunter und glitt ebenfalls ins Wasser. Es würde ihn behindern, aber hoffentlich nicht zu sehr. »Wenn es sein muss, Trollin … Ja, warum nicht?«
    Katim lächelte. »Prioritäten, Cræosh?«,

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