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Die Horden der Schattenzone

Die Horden der Schattenzone

Titel: Die Horden der Schattenzone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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Hände abschlagen lassen, als Mythor im Stich zu lassen. Es war noch nicht lange her, daß sie erbarmungslos Jagd auf ihn machte. Nun, nach dem Zweikampf am Hexenstern, hielt sie bedingungslos zu ihm, dem Mann wie Caeryll, wie sie ihn manchmal nannte.
    Gerrek war sich nicht recht im klaren über die Rolle, die Mescal spielen sollte, der von Zahda Geschaffene. Er lag nach wie vor im magischen Schlaf unter Deck in seiner Unterkunft.
    Und dann war da noch Siebentag, der gefangene Kannibale aus dem Land der Wilden Männer – so genannt, weil er am siebten Tag der Reise in die Gewalt der Amazonen gelangte. Daß er überhaupt noch lebte, verdankte er zum einen Luscuma, die in ihm den ersten Mann sah, den man den Zaubermüttern bringen würde, zum anderen seinem mehr als eigenartigen Aussehen. Seine Haut war bronzefarben, sein Haar dunkel und kraus. Und am ganzen Körper war er tätowiert, wobei besonders merkwürdig war, daß drei der Zeichnungen ein Einhorn, einen Schneefalken und einen Wolf zeigten. Gerrek hatte einmal zu lange hingesehen und war prompt in eine aus den Bildern entstandene Welt versunken.
    Erst Scida mußte ihn durch einige Schläge mit der flachen Hand wieder zur Besinnung bringen.
    Immer mehr Amazonen strömten den bereits im Bugkastell versammelten zu, und Burra rief nach Gudun, Gorma und Tertish und kam auf Gerrek zu.
    Selbst die Aasen schienen zu merken, daß sich etwas Entscheidendes anbahnte. Sie ließen voneinander ab, hängten sich mit den Beinen in die Wanten und verfolgten mit den Köpfen zuunterst neugierig, was geschehen würde.
    Das wollte natürlich auch Gerrek wissen. Er schrak auf, als wieder Bewegung in die wallende Düsternis ringsum kam. Seltsame Geräusche klangen auf, wie er sie noch nie gehört hatte, und kurz glaubte er, zwei oder drei flatternde Gestalten schemenhaft zu erkennen.
    Dann sah er Burra an, die zwei Schritte vor ihm stehengeblieben war.
    »Sie werden uns zwingen, die Luscuma vom Geröll zu befreien«, sagte er vorsichtig, denn bei Burra wußte man nie, ob sie einen auslachen würde oder ihre Fäuste gebrauchte.
    Diesmal lachte sie, aber auf eine Art, daß Gerrek fröstelte.
    »Wir nehmen es mit ihnen auf, Beuteldrache! Sollen sie aushecken was sie wollen – wir handeln jetzt, und auch Luscumas verwirrter Geist wird sich hüten, ohne uns weiterzufliegen!«
    Das hörte sich sehr nach Gefahr an, nach einem der waghalsigen Unternehmen, von denen Gerrek eigentlich fürs erste genug hatte.
    Ehe er noch eine Frage dazu stellen konnte, erschienen Gudun und Gorma auf Deck, dann auch Tertish, die Todgeweihte.
    Luscuma wiederholte derweil ihre Aufforderung, von lautem Beifallsgegröle der Amazonen um Lexa begleitet.
    Spürten diese denn eigentlich picht, daß der Geist der Hexe verwirrt war? Natürlich saß Luscuma nicht körperlich im Einhorn. Auf eine geheimnisvolle Weise beseelte sie die Galionsfigur, aber sie war krank. Offenbar hatten ihr die Finstermächte bereits allzu sehr zugesetzt.
    »Wir werden nach Mythor und Fronja suchen!« erklärte Burra nun, als auch Scida bei ihnen stand. Sie gab sich keine Mühe, leise zu reden. Lexa und ihre Anhängerinnen sollten hören, was sie zu sagen hatte. »Ich selbst werde den Trupp anführen. Begleiten werden mich Gudun, Gorma, Gerrek und…«
    Gerrek war bereits einen Schritt zurückgewichen und streckte abwehrend beide Hände weit von sich, als Lexa im Bugkastell einen Schrei ausstieß und, gefolgt von ihren Amazonen, heranstürmte. Ihre Hände lagen auf den Griffen der Schwerter.
    »Niemand verläßt das Schiff!« herrschte die Sittenwächterin Burra an. »Du hast genug Unheil gestiftet! Unsere Geduld mit euch ist zu Ende! Ihr hörtet Luscuma! Jetzt packt mit an und helft uns, die Felsmassen fortzuschaffen, oder…«
    Burra fuhr herum und stand ihr breitbeinig gegenüber, daß sich ihre Stirnen fast berührten.
    »Oder was?«
    Beide rissen gleichzeitig die Schwerter aus den Scheiden. Gerrek wich noch weiter zurück und sah sich nach einem Versteck um. Wo Frauen sich schlugen, hatte ein Mann nichts zu suchen – und er war ein Mann.
    Für die Dauer einiger Herzschläge sah es wahrhaftig so aus, als sollten sich die Amazonen aufeinander stürzen. Als Burra und Lexa schon die Klingen kreuzten und ihre jeweiligen Verbündeten sich anschickten, es ihnen gleichzutun, erklang aber erneut die Stimme des Schiffes in ihren Schädeln.
    Und diesmal verzichtete sie auf ihre gekünstelten Aussprüche.
    Ich bin das Einhorn! Ich bin das Schiff

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