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Die Hornisse

Die Hornisse

Titel: Die Hornisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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gib, daß den beiden Jungen nichts Schlimmes passiert ist. Es verging kein Tag, an dem ihr Vater sich keine Sorgen wegen ihrer vielen Partys und Rasereien mit ihren Sportwagen oder den Einhundert-PS-Kawasaki-Jet-Skis machte. Bitte, mach, daß es ihnen gutgeht. Ich verspreche auch, ein besserer Mensch zu werden. Cahoon versank in einem kurzen stummem Gebet. »Ich habe in den Nachrichten von Ihrem.«, begann er schließlich.
    »Danke. Ihm war schon so viel amputiert worden, Sol.« Hammer räusperte sich. Sie nippte an ihrem Bourbon. Die Wärme tat ihr gut. »Selbst wenn sie die Krankheit in den Griff bekommen hätten, hätte es für ihn keine Lebensqualität mehr gegeben. Ich bin nur froh, daß er nicht mehr leiden mußte, als es ohnehin schon der Fall war.« Wie es ihre Art war, betrachtete sie das Positive, obgleich ihr Herz zitterte.
    Hammer ertrug die Stille in ihrem Haus nicht, wenn morgens die Sonne aufging, und das würde auch noch eine Zeit so bleiben. Nie wieder würde sie das nächtliche Klirren von Geschirr hören, nie wieder den nachts laufenden Fernseher. Niemandem konnte sie mehr Antworten geben, vom Tag berichten, nie mehr mußte sie anrufen, wenn sie sich verspätete und es nicht schaffte, wie gewohnt zum Abendessen zu Hause zu sein. Sie war keine gute Ehefrau gewesen. Sie war nicht einmal eine besonders gute Freundin gewesen. Cahoon war erschüttert, diese starke Frau weinen zu sehen. Sie gab sich die größte Mühe, ihre eiserne Selbstbeherrschung zurückzugewinnen, doch in ihrer augenblicklichen Gemütsverfassung schaffte sie es einfach nicht. Er erhob sich aus seinem ledernen Ohrensessel und dimmte das Licht der Wandstrahler auf der dunklen Mahagonitäfelung. Die hatte er übrigens in England aus einem Tudor-Herrenhaus aus dem sechzehnten Jahrhundert gerettet. Er setzte sich neben sie auf die Ottomane und ergriff ihre Hand. »Ist gut, Judy«, sagte er sanft und hätte am liebsten mit ihr geweint. »Diese Gefühle sind nur allzu verständlich, und Sie haben alles Recht darauf. Weinen Sie nur. Es ist niemand hier außer uns. Nur Sie und ich, einfach nur zwei Menschen. Wer wir sind, hat keine Bedeutung.«
    »Danke, Sol«, flüsterte sie mit zitternder Stimme. Sie wischte sich über die Augen und trank einen großen Schluck Bourbon. »Trinken Sie, soviel Sie wollen«, schlug er vor. »Wir haben genügend Gästezimmer, so daß Sie ruhig hierbleiben können und nicht mehr fahren müssen.«
    Sie tätschelte Cahoons Hand, kreuzte die Arme und holte tief Luft. »Lassen Sie uns jetzt von Ihnen sprechen«, sagte sie. Enttäuscht stand er auf und ging zu seinem Sessel zurück. Cahoon sah sie an und verschränkte selbst die Arme.
    »Bitte, sagen Sie nicht, daß etwas mit Michael oder Jeremy ist«, sagte er kaum hörbar. »Eines weiß ich, Rachel geht es gut. Sie ist in ihrem Zimmer und schläft. Ich weiß, daß auch meine Frau fest schläft.« Er machte eine Pause, um sich zu sammeln. »Meine Söhne sind noch ein wenig dabei, sich die Hörner abzustoßen. Sie arbeiten beide für mich, und das paßt ihnen gar nicht. Ich weiß, daß sie viel riskieren, zu viel, um ehrlich zu sein.«
    Hammer dachte an ihre eigenen Söhne und erschrak bei dem Gedanken, diesem Vater vielleicht sorgenvolle Momente bereitet zu haben. »Nein, Sol. Nein, nein, nein«, beruhigte sie ihn schnell. »Es geht nicht um Ihre Söhne, um niemanden aus ihrer Familie.«
    »Gott sei Dank.« Er trank einen großen Schluck. »Danke, danke, Gott.«
    Am nächsten Freitag wollte er in der Synagoge mehr geben als sonst. Vielleicht würde er irgendwo einen Kinderhort errichten lassen, ein weiteres Stipendium ausschreiben, für ein Seniorenheim spenden, für die kommunale Schule für Problemkinder oder ein Waisenhaus. Zur Hölle mit allem. Cahoon wurde elend beim Anblick all dieses Unglücks, all der Menschen, die leiden mußten. Er haßte das Verbrechen, und alles Übel empfand er als gegen sich persönlich gerichtet.
    »Was soll ich tun?« fragte er und beugte sich vor, bereit, auf der Stelle aktiv zu werden. »Tun?« Hammer war verwirrt. »Wobei?«
    »Ich habe begriffen«, sagte er.
    Ihre Verwirrung wurde immer größer. Konnte er schon wissen, warum sie hier war und was sie ihm mitzuteilen hatte? Er stand auf und ging in seinen Gucci-Panlöffeln auf und ab.
    »Genug ist genug«, fuhr er verständnisvoll fort. »Ich stimme Ihnen zu, sehe die Dinge auf Ihre Weise. Leute werden da draußen umgebracht, beraubt, vergewaltigt. Es wird eingebrochen, Autos

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