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Die Hosen Des Herrn Von Bredow

Titel: Die Hosen Des Herrn Von Bredow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Alexis
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wer den Teufel am besten zu betrügen verstände, und der Dechant schien gar nicht abgeneigt, dem Junker zuzugeben, daß die geistlichen Herren darin noch geschickter wären als die Weiber, denn den Teufel betrügen sei eigentlich keine Sünde. Vielmehr sei es die Aufgabe eines guten Christen, den Teufel um seinen Antheil zu täuschen so gut er könne.
    Peter Melchior erzählte die Geschichte von dem Abt, der mit dem Teufel um seine Seele gewürfelt. Der Teufel verlor. »Als er nun abzog, lachte er. Und wißt Ihr warum? In der Tasche hatte er die Seele nicht, aber er hatte sie doch gewonnen. Der Abt hatte mit falschen Würfeln gespielt. Man soll auch nicht den Teufel betrügen.«
    »Wie war doch die Geschichte mit dem Nippel Bredow?« sagte der Dechant nach einigem Schweigen, als wisse er auf den Trumpf des Junkers einen Gegentrumpf.
    Hans Jochem's muntere Augen glänzten schalkhaft, er verstand den Blick, den der Dechant ihm zuwarf.
    »Die weiß ich haarklein und kann sie Euch erzählen. Ihr meint doch den Nippel, der in Saus und Braus lebte, und immer Alles ausgegeben hatte, eh' er's eingenommen. So was kann auch nur in der Heidenzeit geschehen sein, was man davon erzählt.«
    Aber Alles, was der Schalk erzählte, von den sechs Trompetern, die zu Tische blasen müssen, wie er die Brosamen den Hunden vorwerfen ließ, statt sie den Armen zu geben, wie er dann ein Gut ums andere versetzt, bis er durch die Hinterthür auch aus dem letzten bei Nacht und Nebel ausgeritten, war vielleicht die Geschichte Nippel Bredow's, aber gewiß auch die Peter Melchior's, nur etwas in's Boshafte übersetzt, weshalb man den Junker wohl spottweis den armen Nippel nannte.
    Der Junker verstand es vollkommen, weshalb er Hans Jochem einen bösen Blick zuwarf. Sie konnten sich beide nie gut leiden.
    »Und darauf verschrieb sich der arme Nippel dem Teufel,« sagte der Dechant! »Das pflegt wohl so zu gehen in der Welt, wenn man nicht mehr aus und ein weiß.«
    »Und Niemand mehr borgen will,« sagte Hans Jochem, »dann borgt der Teufel.«
    »Erzählt doch weiter, lieber Herr von Bredow; ich will Euch nachher auch eine Geschichte erzählen,« sagte Peter Melchior, mit anscheinender Ruhe.
    »Da lebte denn der Nippel wieder groß wie vorher«, fuhr Hans Jochem fort, »bis die Zeit heranrückte, wo der Vertrag zu Ende ging. Er hatte ihm nichts verschrieben für alle die Herrlichkeiten, als seine Seele, weil Nippel gar nichts weiter zu geben hatte. Da wards ihm aber ganz kurios zu Muthe, und sein großes Maul wurde mit einem mal klein. Wenn's Abend wurde, graute ihn. Es durfte Niemand von Gespenstern reden, und wenn der Wind Spreu und Lumpen trieb, sah er nichts als Hexen reiten. Nun hatte er einen Schäfer, der war klüger als sein Herr. Der merkte, was ihm war, und Nippel, der keinem Priester beichten durfte, beichtete dem Schäfer. Der Schäfer sann eine Weile nach, und endlich knipste er mit den Fingern und sagte, ich hab' es! Muß Euch nicht gnädiger Herr, der Teufel bis auf die letzte Stunde thun, was Ihr verlangt? – Freilich so ist der Pact. – Nun dann ist Alles gut, sagte der Schäfer. Da gruben sie des Nachts, der Schäfer und sein Herr, beim Dorfe Landin das Loch in den Berg, das noch da ist, und der Berg heißt heut noch der Teufelsberg, aber noch, viel tiefer, so tief, daß gar kein Ende da war. Und darüber stellten sie einen Scheffel, aber so, daß wenn er voll war, schlug er über, und Alles, was drin war, rollte ins Loch. Nächste Nacht nun rief Nippel den Teufel und sagte ihm: ›Füll' mir den Scheffel mit Gold.‹ Der Teufel sah ihn verwundert an; Denkst du Alles noch zu brauchen, dachte der Teufel. O noch viel mehr, dachte Nippel. Und der Teufel ging an die Arbeit. Einen Sack um den andern schmiß er in den Scheffel, um bald fertig zu werden, aber sobald er sich umdrehte, kippte der Scheffel um, und wenn er mit einem neuen Sack wieder kam, war der Scheffel leer und kaum ein paar Goldstücke lagen am Boden. Zuerst merkte er's nicht. Nippel hatte ihn vielleicht aus dem Schlaf geweckt, oder der arme Teufel hatte auch einen Schluck über den Durst genommen. Als er's aber inne ward, da ward er erst gar hitzig und heulte und warf und schmiß, denn er meinte, jedes Loch müsse doch ein Ende haben. Endlich rief er zornig aus:
     
    Nippel, Nappel, Neepel,
    Wat hest vöörn grooten Scheepel!
     
    und er fragte den Herrn, ob er denn wirklich schütten solle bis er voll sei? – Eher darfst du nicht ausruhen, antwortete Nippel. Da der

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