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Die Hosen Des Herrn Von Bredow

Titel: Die Hosen Des Herrn Von Bredow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Alexis
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Kapitel.
     
Der späte Gast.
    Die Hunde klafften und der Thürmer stieß ins Horn. Ein einzelner Reiter hielt vor der Zugbrücke. Kaum daß er den Namen genannt, als man sich fast übereilte das Gatter aufzuziehen und die Zugbrücke niederzulassen, derweil Andere ins Herrenhaus liefen, den unerwarteten, seltenen und wie es schien, vornehmen Gast anzumelden.
    Die brennenden Kienspähne beleuchteten eine nicht unedle, hohe ritterliche Gestalt. Auf einem schönen Rappen ritt er jetzt, etwas gebückt, durchs Thor. Dem Reiter und seinem Thiere sah man es an, daß Wald und Nacht für gewöhnlich nicht ihr Nachtquartier waren, daß der Reiter auch gewohnt sein mochte in stolzeren Schlössern einzureiten und sein Roß in besseren Ställen zu nächtigen. Sichtlich hatten beide mit Wind und Wetter zu kämpfen gehabt, und es brauchte kaum beim Willkomm ausgesprochen zu werden, daß er verirrt war und Sturm und Nacht ihn in diese abgelegene Burg verschlagen hatten.
    Als ihn die Burgfrau sah, kannte man kaum Brigitten von vorhin wieder. So verwundert war sie, so tief neigte sie sich vor dem Herrn, und in einem ganz anderen Tone sprach sie:
    »Gottes Wunder, Herr von Lindenberg, wie kommen wir zu der Ehre?«
    »Alle Heiligen mit Euch, liebe Base, daß weiß ich selbst nicht.«
    »Und ganz allein?«
    »Mutterseelenallein. Wenn der Teufel die Andern nicht holt, so thut's der Sturm und das Wetter.«
    »Und Seine –« der Ritter errieth das Wort, das auf den Lippen der Edelfrau erstarb.
    »Der Himmel und der heilige Johannes wird Seine kurfürstlichen Gnaden, hoffe ich, besser nach Berlin bringen, als mein Gaul mich durch die Heiden und Sümpfe der Zauche hierher jagte. Ihr seht, ich bin verwirrt. Auf der Jagd war ich in der Belziger Forst mit dem Kurfürsten. Zur Jagd kann ich nicht zurück, denn die Jagd ist aus. Zum Kurfürsten kann ich auch nicht, denn da dies Haus, wie ich mit Vergnügen sehe, Hohen-Ziatz ist, bin ich ganz aus der Richte gekommen und mein Herr ist, aller Vermuthung nach schon über den Teltow nach Berlin geritten. Ich muß den nächsten Weg wählen über Potsdam. Da aber weder ich dazu Lust, noch mein Pferd die Kräfte hat sogleich aufzubrechen – auch meine liebe Base ein so freundlich Gesicht macht, muß ich es schon vorziehn, ihre Gastfreundschaft auf ein Paar Stunden anzusprechen.«
    »Konrad, Ruprecht! Ihr seid recht müde! Ach und Euer Roß, was ist's im Schweiß!«
    Konrad und Ruprecht griffen ihr zu ungeschickt zu. Die Edelfrau stieß Hans Jürgen heran, daß er dem edlen Gast die Steigbügel halte, was in der That nöthig schien, denn als er vorhin den Versuch machte am Prallstein abzusteigen, war das Thier störrig oder dem Reiter versagten nach dem langen Ritte die Kräfte. Auf Hans Jürgens Schulter sich stützend, schwang er sich aber jetzt mit ritterlichem Anstand auf die Erde.
    Der Fackelschein fiel gerade auf Hans Jürgens gar nicht vergnügtes Gesicht, weil er zu einem Dienst gezwungen war, der ihm für eines Ritters Sohn und noch dazu gegen einen Hofmann, nicht sehr ehrbar schien. Der Ritter sah ihn flüchtig, aber scharf an.
    »Ei welchen vornehmen Dienstmann meine Base die Güte hat, mir zu bestellen. Der Junker von Selbelang, wenn ich recht sehe. Wie geht es, Herr von Bredow?«
    »'S ist nur Hans Jürgen,« flüsterten die Leute, der vornehme Herr reichte ihm aber doch verbindlich die Hand und neigte sich freundlich zu ihm, ehe er die der Base ergriff und schöne Worte ihr sagte von alter Freundschaft und den guten Zeiten, die gewesen und nicht wieder kämen. Als sie ihn neckisch schalt, daß er so lange schon in Hohen-Ziatz sich nicht blicken lassen, antwortete er, wenn Einer dabei verloren, sei er es. »Ach diese guten, alten Zeiten, als ich noch ein freier Mann war!« Er seufzte und nun sah er den Junker Peter Melchior. »Welche Freude, einen so alten Freund zu sehen!« Er ließ es nicht bei einem Händedruck genügen. »Und welche Ueberraschung, auch den würdigen Dechanten von Alt-Brandenburg! Ist's doch fast, als hätten die Hexen mich in ein Zauberschloß geführt, wo ich lauter alte, liebe Bekannte finde.«
    »Sprecht nicht von Hexen, Herr von Lindenberg,« sagte Peter Melchior. »Mit denen ist nicht zu spaßen.«
    »Ihr habt recht,« lachte der Gast. »Es wär übel, wenn ich plötzlich erwachte, Alles wäre verschwunden, und ich läge allein im Moor. Aber wo ist unser biederer Wirth? Ei, wo versteckt sich Herr Gottfried!«
    Die Edelfrau schlug die Augen nieder: »Ach Herr von

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