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Die Hosen Des Herrn Von Bredow

Titel: Die Hosen Des Herrn Von Bredow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Alexis
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Lindenberg, seit er aus Berlin kam –«
    Er ließ sie nicht aussprechen: »Richtig, ich entsinne mich, er kommt vom Landtage.«
    »Und da ist er noch etwas angegriffen.«
    »Er that dem Landmarschall Bescheid, Base, Bescheid wie ein Edelmann, das kann ich versichern. Ein wackerer Ritter, recht aus der alten Zeit. Will keinen über sich kommen lassen. Man lobte ihn allgemein in Berlin, als er in den Wagen gehoben ward. Der Kurfürst, darf ich Euch vertrauen, war sehr zufrieden, wie er sich beim Landtage benommen. Das ist ein braver Mann, sagten Seine Gnaden, der gehört nicht zu den Stänkerern, die alles besser wissen wollen als ich.«
    Nach einem langen Ritt durch Nacht und Wald war auch ein Hofmann jener Tage hungrig und durstig; darum nahm er gern den Arm der Hausfrau, als diese ihn aufforderte, unter ihrem schlechten Dach vorlieb zu nehmen, mit was der Tisch und Keller noch biete. Aber an der Schwelle wandte er sich rasch um: »Mein Pferd!«
    »Für das ist gesorgt.«
    »Nicht wie es sollte!«
    Leicht gegen die Edelfrau sich verneigend, sprang er rasch zurück auf den Hof, wo Hans Jürgen, der nur einem Wink seiner Verwandtin, diesmal minder verdrossen, gefolgt war, eben im Begriff stand, den Rappen des Herrn von Lindinberg in den Stall zu führen.
    »Ihr irrt, Junker Bredow, es ist mein Pferd.«
    »Weiß wohl; ich thät's in den Stall führen.«
    »Das ist Knechtes Arbeit, nicht eines Adligen. Ein Edelmann darf nur für sein eigen Roß sorgen.«
    Ehe er's ausgesprochen, hatte er Hans Jürgen den Zügel entnommen, ihn mit einem Wurf und einem herrischen Blick dem nächststehenden Knecht über den Arm geworfen, dem Rappen einen liebkosenden Schlag auf den Hals gegeben, und dann wieder vertraulich die Hand auf Hans Jürgens Schulter gelegt:
    »Nun Junker von Selbelang, wollen wir miteinander einen Humpen leeren aufs Andenken Eures Vaters. Das war ein lieber Mann, mein Freund, ein wahrer Edelmann, der wußte zu leben. Schade um ihn, daß er so früh das Zeitliche gesegnen mußte.«
    Die Halle war schnell erhellt von Fackeln und Lichtern. Was hatte die Hausfrau zu sorgen, zu klingeln, rufen, schelten, flüstern, daß ihr Haus Ehre habe vor dem späten Gast. Fast war es zuviel Sorge und Arbeit, noch in die Nacht hinein nach einem Sturm und einer großen Wäsche.
    Doch der Gast verdiente es. Er war ein Mann etwa in den Vierzigern, hoch und stattlich gewachsen; im Gesicht den Hofmann und den Ritter nicht verleugnend. Sein Tritt, seine Bewegungen waren sicher und fest, aber dabei fein und geschmeidig; seine Tracht der Sitte der Zeit, wenigstens in Brandenburg, um etwas vorangeeilt. Das schon besprochene Kleidungsstück, welches damals anfing, so viel Gerede zu machen, würde auch seinem Körper wohl gestanden haben, aber er kam nicht vom Hofgelage, sondern von der Jagd. Ueber den hohen braunen Stiefeln mit Silbersporen, die bis über die Knie reichten, schmiegten sich engere Hosen an den markigen Wuchs, die nur am Leibe, nach der burgundischen Mode, in leichte Puffen ausgingen. Nach derselben Mode war auch sein gesticktes Tuchwams, welches sich in einer Spitze tief zum Nabel senkte und von einem ausgelegten Gurt festgehalten wurde. Daran hing der kürzere Jagddegen, auch ein feines Stück Arbeit. Um den Hals schmiegte sich eine Krause, die den Hofmann, der das Ausland gesehen, deutlicher noch verrieth und selbst den Stürmen des nächtlichen Rittes widerstanden hatte. Seine Stirn war nicht zu hoch, sein Bart nicht zu lang, aber sorgfältig gekräuselt, und die ins Röthliche spielenden Haupthaare waren fast glatt geschnitten. Locken, die in wildes Haar ausarteten und struppige Bärte galten in jener Zeit noch als ein Zeichen männlicher Kraft und adligen Muthes in diesem Lande.
    Wenn er sich durch diese Kennzeichen merklich von allen hier Anwesenden unterschied, so war er's noch weit mehr durch sein einnehmendes Wesen und die feine Art, wie er mit jedem sprach. Wie verbindlich reichte er dem Hans Jochem die Hand, sich entschuldigend, daß er ihn vorhin nicht gleich erkannt. Zur Wirthin redete er so traulich und scherzhaft, wie Einer, der eine Frau, die ihm nicht gleichgültig war, nach langen Jahren wiedersieht, und es tauchen allerhand liebe Erinnerungen auf, so süß und schön, daß beide darüber die Jahre und Runzeln vergessen. Was sie erzählte und erwähnte, wie bald entsann er sich der geringfügigsten Kleinigkeit; wie hörte er mit anscheinender Aufmerksamkeit zu, und wußte immer dem, was trübe klang, eine

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