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Die Hosen Des Herrn Von Bredow

Titel: Die Hosen Des Herrn Von Bredow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Alexis
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arme Teufel nun voraussah, daß er dann bis an's Ende der Welt tragen und schütten müßte, und schon ganz außer Athem war, rief er ärgerlich: Hol' der Teufel nun solchen Vertrag! und raus zog er das Pergament aus der Brust, zerriß es, schmiß es Nippeln vor die Füße und, den Schweif zwischen den Beinen, flog er wie eine Fledermaus davon.«
    Der Dechant schielte auf den Junker: »Daß nun dem armen Nippel all sein Witz nichts geholfen hat! Weil er mit falschem Spiel den Teufel betrog, mußte seine Seele auch ohne Teufel zur Hölle fahren. So meinet Ihr ja wohl?«
    »Ich meine,« sagte Peter Melchior, »daß ich dem Junker da auch eine Geschichte erzählen will. – Wißt Ihr, woher die vielen Bredows ins Havelland kommen? Vor alten Zeiten mal stand es schlecht auf der Welt. Zu unserem Herrgott im Himmel kamen so viele Klagen über die Edelleute von damals: sie scharrten zusammen und gäben nichts wieder aus. Wenn einer zu seinen Freunden käme, dem's mal schlimm ginge, da zuckten sie die Achseln, klammten die Hände zusammen und verredeten ihn gar noch. Da sprach unser Herrgott ärgerlich zum Teufel: Dazu hab' ich die Edelleute gemacht, daß sie ausgeben sollen, was sie einnehmen; er solle mal Musterung halten, und wenn's so wäre, die Knauser und Filze gleich mitnehmen. Also mein Teufel nimmt einen großen Sack und fliegt durch die Länder und mustert. Da hatte er bald eine Ernte gemacht, und der Sack war schon übervoll, als er zur Hölle fuhr. Aber weil der Sack so schwer war, mußte er niedrig auf der Erde fliegen, und so ging's über die Mark Brandenburg weg. Aber gerade über Stadt Friesack wird ihm der Arm so schwer, daß er den Sack etwas sinken läßt, und da streift er mit dem untern Ende an dem Kirchthurm. Der Teufel war auch müde wie der, den Euer Nippel halbirte, denn er merkte es nicht, daß der Sack riß und wohl ein Viertel von seinen Edelleuten raus fiel. Vielleicht hat er's auch gemerkt, aber er dachte, was thut's, die Hölle ist doch voll genug. Wie er mit dem Sack schlenkerte, da fiel der erste in Friesack nieder, was davon seinen Namen hat, daß hier der Sack frei wurde. Das sind die Bredows auf Friesack. Der sagte nun zum zweiten, der nach ihm fiel, daß er weiter hin gehen sollte, er wolle Friesack für sich allein behalten. Besser hin! (Beß hin) rief er ihm zu, bis er weit genug war und sitzen blieb. Davon heißen die Bredows noch die auf Peßin. Den Dritten, der gern mochte bei ihnen sitzen bleiben am großen Luch, wiesen sie auch fort, landeinwärts: Land in! riefen sie ihm zu, davon heißt sein Dorf Landin. Der vierte ging denselben Weg lang, und wo er sich niederließ, heißt noch Selvelang. Der fünfte ging rechts zu, (rechts to), und jedes Kind weiß, daß die Bredows in Retzow sitzen. So sind also die Bredows des Teufels Bescheerung im Havelland. – Der sechste, als er aus dem Sack fiel, stieß mit der Stirn grad an ein Brett. Da rief er: O! Davon heißt er Bredow. Junker Hans Jochem, wenn ich recht gehört, war das Euer Urgroßvater. Nehmt Euch in Acht, daß ihr mit Eurem Witz nicht an ein Brett stoßt, denn das Brett stößt wieder. Dem Brett thut's nicht weh, sondern Euch, und wenn Ihr sie lachen hört, lachen sie nicht das Brett aus, sondern Euch.«
    Peter Melchior war aufgestanden, und den Hut aufgestülpt, legte er die Hand dem Junker auf die Schulter, wie Einer, der mit sich zufrieden ist. »Für heute gute Nacht!« sprach er. Aber als er hinaus wollte, war Hans Jürgen von der Bank aufgestanden und vertrat ihm den Weg.
    »Ich heiß' auch Bredow, Herr von Krauchwitz, Hans Jürgen Bredow aus Selbelang bin ich, vom Havelland.«
    »Wahrhaftig! Du bist Deines Vaters Sohn.«
    Hans Jürgen ward über und über roth: »So Einer auf meine Sippschaft losziehen thut, und die Andern, die reden sollten, das Maul zuthun –«
    »Sperrst Du's auf! Nimm Dich in Acht; es fliegen keine gebratene Tauben 'nein.«
    Hans Jürgen ballte die Hand: »Ich frag nicht viel, wer vor mir steht.«
    »Du bist Hans Jürgen.«
    Damit ging er an ihm vorüber, und seine Sporen klirrten, als um Hansen zu bedeuten, daß er noch keine habe.
    Alle lachten, auch Hans Jochem, der noch eben verdrießlich schaute.
    »Hans Jürgen, Du bist nicht zum Ritter gemacht,« sprach die Edelfrau, die durchging nach der Thür draußen, da es im Hofe laut ward und der Thürmer blies. Die Andern folgten ihr.
    »Warum denn nicht!« brummte Hans Jürgen. »Er hat meinen Vater seliger schlecht geredet.«
     

Sechstes

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