Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Hosen Des Herrn Von Bredow

Titel: Die Hosen Des Herrn Von Bredow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Alexis
Vom Netzwerk:
freundliche Wendung zu geben. Wie schlug er auf ihre Hand und tröstete, wo es des Trostes bedurfte, nicht wie ein Liebhaber, wie ein alter Freund, der es bleiben wird, trotz der Jahre und Widerwärtigkeiten.
    Aber wieder ein anderer ward er, als die Töchter eintraten und mit verschämter Anmuth den vornehmen Gast und Verwandten bewillkommten. Eva Bredow wurde fast roth, daß sie ihm so bäuerisch grob die Hand geboten. Er hatte nicht eingeschlagen, sondern die Finger zart fassend sie an seine Lippen gebracht, und auf ihr: »Gott grüß Euch, Vetter von Lindenberg!« hatte er eine Weile wie verwundert sie angeschaut.
    »Ei das schöne Fräulein soll meine Muhme sein!«
    »Gewiß, Herr, es ist die Eva«, sprach die Mutter erfreut, »so Ihr damals bei der Huldigung auf den Knien schaukeltet. Ihr sagtet noch, sie würde der Mutter gleichen.«
    Der Gast schien sich noch von seinem Staunen zu erholen: »Wahrhaftig, ich glaube doch am Ende, ich bin hier in einem verzauberten Schloß. Fürchte, wenn ich ihre zarte Hand nicht festhalte, sie wird mir wie eine Nix verschwinden.«
    »Macht sie doch nicht verschämt. Das dumme Ding ist schon puterroth und wagt nicht die Augen aufzuschlagen.«
    Eva hatte wohl die Augen aufgeschlagen; sie schämte sich ihrer Hände; die waren noch roth vom Waschen. Und als er weiter sprach von einer Rose, die er in der Haide gefunden, die aber eines Fürsten Garten zieren würde, ward sie ganz ängstlich und hätte fortlaufen mögen, wäre die Mutter nicht gewesen, die ihm auch ihre zweite Tochter vorstellte.
    »Welch ein Reichthum von Blumen im Walde! Rosen und Lilien, wie kommen die unter die Kiefern.«
    »Wir denken so, die Agnes zu Unseren lieben Frauen nach Spandau zu bringen.«
    »Ein frommes Gemüth sehnt sich nach dem Himmel. Doch nicht zu früh, Frau Muhme. Mit der Frömmigkeit muß man nicht gar zu sehr eilen, die Zeit ist lang.«
    »Wie's der Herr schickt! Sind schlimme Zeiten, Herr von Lindenberg. Aussteuer können wir doch nur einer geben. Und weil sie so still ist, und so vor sich hinschafft, da meint mein Gottfried, und der Herr Dechant hats auch gemeint, sie schickt sich nicht für die böse Welt, und wie das wirsche Volk hier ist. Unser Herrgott nimmt die Stillen am liebsten. Der sieht nicht darauf, wie das Mannsvolk, ob die Backen roth oder blaß sind.«
    »Aber«, flüsterte schelmisch der Herr von Lindenberg, »er sieht auf die Grübchen neben den Lippen, ob sich ein Schelm da versteckt hat. Der Schelm ist ein böser Schelm und neckt alle Evas. Keine ist davor sicher und mögen sie so still und sittsam aussehen, als Eure Tochter.«
    »Ja die Evas, lieber Herr von Lindenberg«, lachte die Mutter, »aber die heißt Agnes. Dummes Ding, was erschrickst Du Dich!«
    »Sie wird nicht erschrecken, liebe Base«, lachte der Gast, »wenn der arglistige Schelm kommt, dem kein Menschenkind widersteht.«
    Der Schelm kam nicht, aber Knechte und Mägde um den Tisch noch einmal zu füllen mit Allem, was das Haus und der Keller auftreiben konnte. Da sah man den Herrn von Lindenberg abermals ein ganz anderer werden. Hunger ist der beste Koch, heißt es, aber Hunger und Durst sind auch Fechtmeister, die den gesattelsten Ritter und Hofmann aus dem Steigbügel werfen. Der Herr von Lindenberg aß, daß es eine Freude für die Hausfrau war, so oft sie einschenkte, schenkte der freundliche Gast ihr einen freundlichen Blick.
    »Daß solchem Herrn, der an besseres gewohnt ist, unser schlechter Wein mundet!«
    »In solcher Gesellschaft!« sagte der Gast und reichte auf der einen Seite der Edelfrau, auf der anderen dem Junker Peter Melchior die Hand. Dabei wiegte er sich auf dem Schemel mit einem gar vergnügten Gesicht. »Ihr glaubt vielleicht, daß ich scherze. Denkt Euch Einen, der die ganz Woche im Block lag und am Sonntag wird er frei! Das Hofleben ist –«
    Er hielt plötzlich inne. »Wir vergaßen auf die Gesundheit unseres durchlauchtigsten Kurfürsten und Herrn zu trinken, wie es guten brandenburgischen Edelleuten bei jeder Mahlzeit geziemt.«
    Die Pokale klangen, und der Hofmann hielt es für angemessen, viele Worte zum Lobe seines jungen Fürsten zu sprechen. Da war keine Tugend, die er ihm nicht beimaß. Er sprach so lange, bis er den Pokal sich von Neuem füllen ließ. Diesmal galt sein Spruch dem Wohl der tugendsamen, sittigen Hausfrau, seiner lieben guten Base und Wirthin, dann den zarten Fräulein.
    »Und daß der Bärenhäuter, der Gottfried, mein alter Freund, nicht zu uns kommt. Ich

Weitere Kostenlose Bücher