Die Hosen Des Herrn Von Bredow
Peter Melchior schwenkte den Strick:
»Wißt Ihr, warum der leer ist? Der Schuft hat Raffen gespielt. Meines Herren Götze Lederbüchsen mitgenommen. Hans Jürgen ist in April geschickt. Nun sag mir noch Einer, daß wir nicht mit Rechten ausgeritten. Wär' der Dechant hier, säh er doch gleich den Fingerzeig Gottes, warum wir dem Kerl den Kopf waschen müssen. Blitz Mordio! Sieben Tage weniger einen auf der Wäsche, damit der Lump gestohlene Hosen rein anzieht. Ein Dieb! hängt ihn!«
»Zum Teufel! Laßt den Strick,« rief ärgerlich der Lindenberger, »und erzählt lieber, wie es mit den Elennshosen ist, von denen ich so viel gehört und doch nicht weiß, was es eigentlich soll.«
»Das weiß eigentlich Keiner so recht,« sagte Peter Melchior, da sie wieder still neben einander ritten. »Als ich noch ein Bub' war, sah ich schon den Großvater von Götzen, der ritt darin zur Freite. Nun sie haben wohl schon ehedem was darauf gehalten. Der Vater hat sie immer dem Sohn vermacht. Kurzum die Hosen wurden immer älter, und da sie nicht rissen, betrachtete sie Einer nach dem Andern immer mehr als was Absonderliches. Das nur ist gewiß, der Lippold Bredow, der Landeshauptmann war unter den Luxemburgern, ward drum von den Magdeburgern gefangen.«
»Der Erzbischof fing ihn wohl um andere Dinge und hielt ihn in gar nicht ritterlicher Haft.«
»So steht's in den Chroniken. Laßt Euch's aber erzählen von Bredows, die wissen's anders. Der Lippold war ein Mann, der sich nicht vor dem Teufel fürchtete, so wenig als sein Ahn, der Nippel. Als es nun zu der Fehde kam mit dem Magdeburger, dran Havelland und Zauche noch denken, sagt ihm seine Frau, eine Bodenstein: Lippold, zieh die Lederhosen an. Es kam noch kein Bredow zu Schaden, wenn er das Leder an hatte. Lippold aber sagte: Weib, daß ich eine Memme wär, so ich mein Heil von so geringfügigem Ding erwartete. Von unserer guten Sache und meinem Muth erwarte ich Sieg, und von meinem Harnisch, den der beste Meister in Straßburg gefertigt, daß mein Leib heil bleibt, so anders Gott es will. Das andere ist eitel Gerede. Sein Weib hatte gut reden: Lippold thu's doch, wenn's auch nicht hilft, kann's doch nicht schaden. Er war aber, was sie einen Freigeist nennen, und sagte: Man soll auch dem Teufel nicht Fußangeln legen. Mein Vetter Dietrich mag's probiren, so er Lust hat. Anfangs dachte Keiner daran, weil sich die Fehde gut anließ. Lippold aber ward im Moor gefangen von wegen der schweren Rüstung, wie alle Welt weiß, der Dietrich aber kam davon und hatte noch einen langen Erxleben gefangen, der ihm ein schweres Lösegeld zahlen mußte. Da raunte man sich's zu, wie es zugegangen war. Dietrich war auch sonst glücklich im Leben, er war unter den Vordersten am Kremmer Damm und eroberte die Fahne des Hohenlohe; nachher schloß er zu guter Zeit mit dem Markgrafen Frieden. Aber die Hosen behielt er weg. Es war wohl die Rede, als Lippold aus seiner langen Haft endlich loskam, daß Dietrich ihm das Leder wiedergeben wollte, weil er's nur leihweise besessen, wie er sagte, aber Lippold wollte es nicht haben: ›Da sei Gott vor, daß ich mein Heil sollte abhängig machen von einem Stück Thierhaut, das der Gerber gegerbt und der Schneider geschneidert hat. Ich trau auf mich selbst, und wie's der Herr über mich fügt.‹ – Ob die wirklich wieder einmal nach Friesack kamen, weiß ich nicht. Nachmalen ward viel darüber verhandelt unter den Vettern, doch sie sprechen nicht gern davon. Die Frisacker thun, als wären's gar nicht die echten, was die Hohenziatzer haben. Der Sohn vom großen Lippold, der hätte sie noch getragen in der Mecklenburger Fehde, und als er fiel, sei er mit ihnen eingesargt. In Hohen-Ziatz, wie Ihr Euch denken mögt, darf man davon nichts merken lassen. Die sagen, Lippolds Sohn hätte sie wohl angehabt, bei Gransee, aber Walter, der Hohenziatzer, hätte sie ihm nur geliehen, und noch auf dem Schlachtfelde zog er sie wieder aus, weil er vermeint, alles sei vorbei; da gerade traf ihn der Pfeil aus dem Busch. Walter aber trug sie wieder beim Leichenschmaus. Und warum trügen denn die Frisacker jetzt die Tuchhosen, als aus Aerger. Das giebt, wie gesagt, vielerlei Gereibe und Gestichle unter der Sippschaft; sie lassen's nur nicht gern merken vor Dritten.«
»Und man merkt auch wirklich nicht, daß die von Hohen-Ziatz bei dem Erbstück sonderlich gedeihen,« sagte der Ritter.
»Hört nur den alten Götz darüber. Wo einem ein Ritt gut gelang, eine Fehde gut ausschlug,
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