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Die Hosen Des Herrn Von Bredow

Titel: Die Hosen Des Herrn Von Bredow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Alexis
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eine Heirath zu Stande kam, eine Ernte gesegnet war, immer stak's in den Hosen. Nur die Frauen hätten's ihnen angethan, weil sie nicht den rechten Glauben hätten, nämlich mit der Wäsche. Was ist Reinlichkeit? sagt mein Vetter Götz. Das ist, daß die Weiber was der Herr gemacht und werden ließ, anders machen wollen. Das Alte beliebt Gott, das Neue beliebt den Frauenzimmern.«
    »Ich glaube, Götze Bredow hat nicht so ganz Unrecht«, brummte der Ritter Lindenberg. »Es thut das viele Waschen nirgend – Still! – Schlug da nicht ein Hund an?«
    Die Reiter hielten. Sie waren in einem Laubwald, welcher seine letzten gelben Blätter im Winde schüttelte, der kalt und feucht über die Havelseen ihnen entgegen blies. Der Morgenfrost fing an, ihre Glieder zu schütteln, nachdem die Wärme, welche der Wein hervorgebracht, durch den langen Nachtritt verraucht war. Dazu begann es zu dämmern, oder vielleicht war es nur die mehre Helle, welche durch die Lichtung des Waldes aus den fernen Wasserspiegeln zurückstrahlte, die unheimliche Stunde war's, wo der verspätete Reisende sich in den Mantel hüllt und die Augen schließt, wenn er in der unerquicklichen Dämmerung aufwacht.
    Auch die drei Reiter überlief es kalt, aber solchen Empfindungen Raum zu geben, war nicht an ihnen. Der Ritter von Lindenberg war, ohne ein Wort zu sprechen, vom Sattel und lag platt auf der Erde, das Ohr daran gedrückt. Er winkte Hans Jochem:
    »Reitet auf die Höh', Hans, rechts um den Tümpel. Von dort habt Ihr freien Blick auf See und Straße. 'S ist jetzt still, doch hörte ich vorhin deutlich Räderknarren. Möglich, daß er anhält. Auf demselben Wege dann zurück. Hundert Schritte macht nichts aus.«
    Hans Jochem war fort wie der Wind und der Ritter aufgesprungen. Leis rief er nach Peter Melchior, der nicht antwortete, sondern an einem Baume stehend nur etwas lautere Töne zwischen den Zähnen vorließ, um dem Ritter zu verstehen zu geben, daß er bete. »Himmel, tausend Sakerment!« schrie Lindenberg ingrimmig. »Ist dazu Zeit?«
    »Bin gleich fertig; ist nur 'ne alte Gewohnheit,« murmelte Peter Melchior.
    »Wenn man sich auf ihn verlassen soll!« knirschte der Ritter. »Hans Jochem hatte Recht. Was taugt der zu uns!«
    Den Zügel seines Pferdes um einen Baumast werfend, verfolgte er langsam den Weg, den Boden ab und zu mit der Hand prüfend. Jetzt hatte er das Geleise der beiden Karrenräder deutlich im Lehmboden gefunden: »Er kann nicht eine Viertelstunde von uns sein.« Der Ritter kehrte um, er schob sich das Panzerhemd zurecht und drückte die Haube tiefer in die Stirn. Bei sich dachte er: »Im Grund genommen wäre Einer am besten. Wer die Arbeit theilt, theilt nur den Lohn. Die Gefahr bleibt auf Jedem, wie der Sack auf dem Esel.«
    Beim Anblick Peter Melchiors aber schlug er ein höhnisches Gelächter auf. Die zunehmende Helle erlaubte ihm zu sehen, was dieser eben vornahm.
    »Pestilenz! Muhme Krauchwitz, was thust Du?«
    Der Junker brachte seine schwarzen Hände von seinem noch schwärzeren Gesicht: »Vorsicht ist immer gut.«
    »Hast Du die Kohle von Ziatz mitgebracht?«
    »Langte sie mir beim Köhler auf. Gott läßt nichts umsonst wachsen.«
    »Und Du nichts umsonst am Wege liegen. Zum Teufel mit der Kohle und dem Rosenkranz! Auf's Pferd, ich höre ihn. Und, Herr von Krauchwitz, das sage ich Euch, wenn's losgeht und ich nur ein Paternoster hinter mir höre, so soll das Kreuz Donnerwetter drein schlagen, drei tausend mal! Wenn Edelleute am Wege liegen, das ist gleich schlecht, so ihnen die Zähne klappern oder die Finger.«
    Hans Jochem hatte sich auf Umwegen bis auf die bezeichnete Höhe geschlichen. Sein Gesicht glänzte vor Freude bei dem Anblick. Unten am rauchenden See hielt ein vollbepackter Karren. Die scharfen Linien schnitten gegen die Spiegelfläche des Wassers ab. Da er vom Pferd aus nichts sehen konnte, weil der Karren unterhalb des Berges von dessen ziemlich scharfer Kante verdeckt wurde, glitt er vom Sattel und aus dem Steigbügel; er streichelte sein Roß, das es stille stehe, dann auf den Bauch sich legend, kroch er bis an den äußersten Rand. Die Brust über die Wurzeln eines vertrockneten Baumes, schaute er hinab. Im Bleigrau des Morgens ohne Sonne und Morgenroth, lagen der weite tiefe See, die hohen Ufer, die Kiefernwälder, die bewaldeten Thonberge drüben. Noch regte sich nichts in der Todtenstille des erquicklichen Herbstmorgens. Nur ein einzelner Habicht, der auf dem Baum genistet, erhob sich, geweckt

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