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Die Hosen Des Herrn Von Bredow

Titel: Die Hosen Des Herrn Von Bredow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Alexis
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Hexengezücht. Die schießen, wehen, reiten, purzeln in den Weg. Da ist gar keine Gestalt, die sie nicht annehmen; bald schießen sie als ein dürrer Baum, bald als Schlange, Wurzel, als Fledermaus. Jetzt baumelt so eine am Ast wie ein Galgenmann, und wenn Ihr scharf drauf schaut, ist's ne Raupe an einem Faden. Und greift Ihr zu, habt Ihr 'nen Dorn in der Hand, und laßt Ihr ihn fallen, schlüpft's als Eidechs fort. Ihr seid nirgend sicher an solchem Ort und zu solcher Stunde, daß es Euch nicht rechts und links einen Schlag versetzt.«
    Im nämlichen Augenblick klatschte es zur Rechten des Junkers auf die Weichen seines Pferdes, daß es sich bäumte und im gestreckten Galopp mit seinem Reiter auf und davon flog. Hätte auch Hans Jochem seine Lust gezügelt und nicht aufgeprustet, wie er that, würde es der Ritter doch gemerkt haben, daß er es war, der dem Pferde mit der Gerte einen Schlag versetzt.
    »Ihr thatet Unrecht, Junker,« sprach er ernst, doch nicht zornig. »Man muß des Teufels nie spotten.«
    »Ei gnädiger Herr, ich spottete nur Peter Melchiors. Er redet gar zu klug, wenn er auf die Hexen kommt. Wenn man ihn nicht manches Mal kitzeln könnte, wär's wirklich nicht auszuhalten mit ihm.«
    »Habt Ihr selbst immer Furcht?«
    »Wofür?«
    »Der beherzteste Bursch hat auch seine schwache Stunde – ich meine im Walde, wie wir hier.«
    »Ich weiß, wo er zu End ist.«
    »Bei Nacht?«
    »Morgen scheint die Sonne.«
    »Wirklich! Manchem herzhaften Manne ist's doch bisweilen in der Nacht zu Muthe, als zweifle er, ob er den Morgen noch sehen werde.«
    Hans Jochem lachte: »Wie sollte das zugehen!«
    Der Ritter schaute ihn noch ernsthafter an: »Nun er macht oft nur Uebel ärger. Bekenn es Euch offen, mich drückt das Etwas, das ich mir nicht erkläre, wie ein Alp.«
    Der Junge sah verwundert auf den Aelteren: »Herr von Lindenberg, vorhin –«
    »War ich weinmüthig, 's war ein aufsteigender Kitzel. Die feuchte Nachtluft bringt andere Gedanken. Wer es weit bringen will, muß den Kitzel bekämpfen. Das lernt sich am Hofe.«
    »Wir sind ja nicht am Hofe.«
    »Aber Weisungen, klug zu sein, giebt uns die Natur, wo wir hinschauen. Der Fuchs baut sein Schloß mit vielen Ausgängen, das Roß wittert Blut und Mord, der Hund riecht den Wolf und schlägt an, wo des Menschen Sinn noch nichts gemerkt hat. Dafür ist etwas in der Luft, was dem Menschen die Dinge anzeigt, die da kommen mögen. Habt Ihr nimmer Ahnungen gehabt?«
    »Die wollt' ich nach Haus weisen!« lachte Hans Jochem.
    »Aber der Teufel hat Muth auf Erden, zumal wenn wir, was sie sündige Wege heißen, gehen.«
    »Der Teufel ist ein dummer Teufel, Herr von Lindenberg. Nippel Bredow war mein Urältervater. Das Messer saß ihm schon an der Kehle. Von seinem Blut ist was in mir. Drum scheer' ich mich den Teufel um den Teufel. Und wenn der Gottseibeiuns mir ein Bein bricht, reit ich mit dem andern auf Eure Fährte.«
    »Es wird vorübergehen,« sprach der Ritter, »wenn wir nur erst aus dem Wald 'naus sind. Dort kommt ja Peter Melchior.«
    »Wißt Ihr was, gnädiger Herr,« flüsterte Hans Jochem, »wenn's erlaubt ist zu sagen. Einer taugt nicht zum Spaß. Wenn's losgeht, zehn gehen eins, kriegt er Bauchreißen; und das Maul kann er auch nicht halten.«
    »Die Klette sitzt einmal am Mantel.«
    »Ueberlaßt das mir; will's versuchen, sie loszuhaspeln. Wenn wir zwei Beide, Herr, allein ritten, das gäbe mehr Muth. Mit Gespenstern, da mögen drei gut sein, aber wo zwei sind, und Einer sich auf den Andern verlassen kann, das ist besser.«
    Peter Melchior kam zurückgeritten, als der Waldweg sich schon lichtete. Die Nacht bedeckte mildthätig sein blasses Gesicht: »Seid Ihr's?« rief er noch dreißig Schritt entfernt. Lindenberg bemerkte die Lust seines muthwilligen Gefährten, den Junker wieder zu erschrecken. Er bat ihn, davon abzulassen, der Weg sei noch lang, Peter Melchior ihnen vielleicht doch noch von Nutzen. Aber Hans Jochem konnte doch nicht ganz dem Triebe widerstehen.
    »Seid Ihr's, Junker Peter Melchior von Krauchwitz?« antwortete er in ängstlichem Tone. »Und allein?«
    »Wie sollt ich nicht allein sein! Ihr ließt mich ja im Stich.«
    »Schüttelt Euch, oder dreht Euch um, ehe Ihr uns nahe kommt.«
    »Saht Ihr's? Mich riß mein Pferd fort, daß mir die Sinne vergingen. Konnte mich kaum auf dem Sattel halten.«
    »Nicht gesehen hätten wir's, Herr von Lindenberg!« rief wie erstaunt der kecke Bursch. »Es klammert sich ja um Euren Nacken wie der Luchs

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