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Die Hosen Des Herrn Von Bredow

Titel: Die Hosen Des Herrn Von Bredow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Alexis
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braucht Ihr nicht. Bis hier nur hieß mich die Frau gehen.«
    »Sagt Allen Ade im Schloß, wenn ich nicht wiederkehre.«
    »Da geht's nicht rüber,« rief der Knecht, als Hans Jürgen eine Stange ergriff und einen Ansatz nehmen wollte, um über das Fließ zu springen. »Die Spur führt falsch.«
    »Weißt du, wo sie zurecht führt, so sprich.«
    »Bin nicht der kluge Schäfer aus Spandow, aber wer mit Siebenmeilenstiefeln geht, kommt nicht von Jeserich nach Brandenburg.«
    »Ach Ruprecht, die Nacht ist so finster. Wo soll ich suchen?«
    »Geht über die Brücke. Gott befohlen, Junker.«
    Ueber der Brücke lag Nacht und Wald. Hans Jürgen blieb auf der Mitte stehen und sah sich nach Ruprecht um, der auch noch stand. Es ward ihm schwer, es kam nur leise heraus die Bitte: »Willst Du nicht ein Stück Weges noch mit mir gehen?«
    »So macht' es Euer Ahn, der Wusso auch,« hub nach einer Weile, daß sie schweigend neben einander gingen, der Knecht Ruprecht an, »der meinte auch, er brauche Niemand und könne es allein finden, bis er den heiligen Johannes doch anrief, der hier zu Land der beste Führer ist.«
    »Sieh mal da Ruprecht, zwischen der Lichtung, da liegt was.«
    Ruprecht schüttelte den Kopf: »Das wird Euch noch oft so sein; Ihr glaubt was zu sehen, und wenn Ihr hingreift, ist's eitel Trug. Das ist die Frau Harke. Wo die Frau Hucke vorauf ging und wittert, wo was genommen wird, da kommt die Frau Harke nach, das ist das tückischste Weib, die streut hin, daß die Leute, die nachsetzen, geblendet und getäuscht werden. Mancher sah schon den Beutel mit Gold liegen, den er verlor, und wenn er zugriff, war's Pferdekoth. Die sind noch glücklich, die ihr Zeug zu finden meinen, und 's sind Kiefernnadeln oder ein Ameisenhaufen; aber wie viele verlockt sie in Bruch und Sumpf, und je weiter sie gehen, um so tiefer versinken sie. Hier thäte es Noth, daß man immer mit der Lampe und denn Crucifix die Höhen suchte, weil allerwegs Sumpf ist und offenen See. Seht, da blitzt schon der Gohlitz durch. Trau Einer dem Wasser, so silberklar es aussieht. Jedes Jahr muß er ein Opfer haben, und ist's lange her, daß Keiner ertrank, so ruft und lockt ordentlich eine Stimme aus dem Wasser, und es währt nicht lange, so geht doch Einer hin, und sie sagen dann, er hat sich baden wollen, aber er ist ertrunken. Wen sie runter zogen, der plaudert nicht aus, was er sah.«
    Hans Jürgen hörte in der Ferne Glocken. Er glaubte sie wären von Kloster Lehnin. Der Knecht lächelte.
    »Habt Ihr sie auch gehört? Ich hörte sie schon lange. Die Glocken von Lehnin dringen hier nicht herüber. Das sind die Glocken aus dem Gohlitz: doch das hat nichts Böses zu bedeuten. Die unten denken nur an ihre eigene Noth.«
    Hans Jürgen hatte wohl von dem versunkenen Dorf im Gohlitzsee gehört.
    »Die mußten mal ihre Hoffahrt büßen,« fuhr der Knecht fort, »die stolzen Bauern. So viel Brod hatten sie, und Waizenbrod, daß sie die Schweine mit fütterten, und damit nicht genug, nein, sie haben den kleinen Kindern mit der Krume den Schmutz abgerieben. So gingen sie mit der lieben Gottes Gabe um. Da ist denn eines Tages der kleine Spring an der Höhe losgezogen mit Gepolter, und goß so viel Wasser in einer Stunde als in Jahren nicht, daß der Boden weichte. Und das Volk sah noch nicht Gottes Finger, es lachte und meinte, es müsse endlich aufhören, und gingen nicht von ihren Häusern und Schätzen, bis es zu spät ward. Da sank bei Sonnenuntergang das ganze Dorf ein, mit Mann und Maus, mit Vieh und Gärten und kein Einziger ist entkommen. Das soll ein Schreien und Blöken gewesen sein, und die Glocken klungen dazu, daß man es bis über die Havel gehört.«
    »Das waren doch alles Heidenmenschen.«
    »Seht, Junker, das ist's, was mir nicht recht ein will. Den Pfarrer darf man nicht fragen. Wo kriegen denn die Heidenmenschen die Glocken her? Denn das ist das Christenthum, daß wir Glocken haben. Wenn wir keine Glocken hätten, dann stünd es schlimm mit uns. Die Glocken verscheuchen die bösen Geister. Das fühlt auch jedes Kind, wenn's durch den Wald geht; das ist so was eigenes, wenn die Luft zittert. Dann zittert die Seele mit, und man weiß doch, was man ist.«
    »Das sehnt sich nun alles nach der Erlösung«, fuhr der Knecht Ruprecht nach einer Weile fort. »Daher läuten sie um Mittag und Mitternacht; es hilft ihnen aber nichts; sie haben sich schon zu schwer versündigt. Manchmal zogen auch die Fischer, die im Gohlitz fischen, so schwer mit den

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