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Die Hosen Des Herrn Von Bredow

Titel: Die Hosen Des Herrn Von Bredow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Alexis
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Hufschlägen.
    Ruprecht stand, die Arme auf der Brust gekreuzt, die Augen niedergeschlagen. Jürgen aber, so schnell es ihm auch aus den Augen war, hatte sich doch nicht enthalten können, dem Ungethüm nachzublicken.
    »Ruprecht, sahst Du's?«
    Ruprecht nickte mit dem Kopf.
    »Das war Hans Jochem's Pferd. Ritt er nicht auf dem Falben vom Hof? Ja, ja, und das war auch sein Sattel.«
    »Gelobt sei Jesus Christ, in Ewigkeit!« schloß der Knecht und schüttelte mit zufriedenem Lächeln den Kopf. »Das ist alles Satans Blendwerk, um uns zu irren. Und hättet Ihr Eure Schecke gesehen, sie wär's doch nicht. Das soll uns nur täuschen, Ihr glaubt, der Sattel war ledig. Ich sah aber einen reiten, quer saß er drauf und schaukelte die Beinchen. Einer von den kleinen Leuten war's. Er grinste und steckte die Zunge raus; kreuzt Euch nur noch ein Mal. Sind auf dem rechten Wege und lassen uns nicht irren.«
    Das Pferd wollte Hans Jürgen nicht aus dem Sinn, und er hörte nur halb auf die andere Geschichte, die Ruprecht erzählte: von der Hebeamme aus Kloster Lehnin, die sich eines Abends bei der alten Ziegelei verirrt und ein kleines Männlein war auf sie zugetreten und hatte sie gebeten, ihm zu einer Wöchnerin zu folgen, und auf seinen Ruthenschlag hatte sich das Wasser des Gohlitz wie eine Fallthür geöffnet, und sie war mit ihm hinuntergestiegen in das Reich der Kleinen, wo sie eine Frau glücklich entbunden, wofür der kleine Mann ihr erlaubte, vom Kehricht so viel zu nehmen, als ihre Schürze faßte, und als sie nach Haus gekommen, war das Müll eitel Gold geworden. Und daß die Nachkommen der Frau noch heute lebten und reiche Leute wären. Auch vom Klostersee drüben und dem grünen Hut, der drauf schwimmt, aber den Fischer, der ihn greifen will, zieht er in den Abgrund. Und von den Unterirdischen im Mittelsee, was ein gar wunderbar Geschlecht sei von schönen Seejungfern, die in Krystallpalästen wohnten, und wo Noth wäre, den kreisenden Frauen zu Hülfe kämen.
    Hans Jürgen grauselte; sein Zittern und die kurzen Schritte, die er that, verriethen, daß er der Furcht war, hinter jedem Baumstamm könne ein neues Ungethüm vorschießen. Da wandte sich Ruprecht, der itzt ihm vorausging, mit langen Schritten zu ihm und er blieb bei ihm:
    »Junker Hans Jürgen!« sprach er, »nur noch eine kleine Weile das Herz zusammengehalten. Dort am Waldrand, wenn wir in die Niederung kommen, da hören wir schon die Klosterglocken wieder, da müssen die Spukbilder weichen. Wer nicht auf bösen Wegen geht, hat sich nicht zu ängsten. Glaubt Ihr denn der Britzke und Hagen wären in den Sumpf gegangen, wie die blinden Heiden, wenn sie nicht schon dem Teufel den Finger hingehalten hätten? Der Spaß in Jeserich und der Soff im Kloster, und daß sie nicht zur Beichte gehen wollten, da hatte der Böse schon Quartier in ihrer Seele. Ihr seid doch noch jung und ohne Sünde. Dankt Gott, daß Ihr nicht reitet, wo der Hans Jochem reitet.«
    »Ruprecht, Du glaubst doch nicht –«
    »Bin nur ein schlechter Knecht und darf mich so was nicht unterstehen zu denken. Aber der Teufel versteht keinen Spaß, der fragt auch nicht –«
    »Ruprecht, der Herr von Lindenberg –«
    »Ist ein gar feiner und vornehmer Herr, der weiß gewiß Alles besser als ich, und solchem schlechten Krämer auf den Kopf schlagen, das geschieht ihm im Grunde schon recht, aber Junker, ich weiß doch nicht, mir ist lieber, daß Ihr nicht dabei seid, und ich auch nicht dabei bin. Paßt mal acht, wenn Ihr zurückkehrt, und die Herren auch, Ihr habt's gefunden, was Ihr suchen ging't, und 's war Euch aufgetragen; und die haben gefunden, was sie suchen gingen, und kein Mensch trug's ihnen auf, paßt mal acht, wenn Ihr beide vor dem Muttergottesbilde am Dorf vorbei kommt. Ihr werdet dreist auf der Straße gehen, Eure Mütze ziehen und Eure Knie beugen. Die Herren, wett' ich, wenn sie das Bild sehen, meinen, der Weg sei zu sandig, und der eine schwenkt durch den Wald, wo der Sand noch viel tiefer ist, und der andere quetscht sich hinter dem Bilde durch den Moor. Sie wagen nicht der Mutter Gottes in das Antlitz zu sehen. Und nun denkt Euch, wenn Ihr zurückkehrt nach Ziatz!«
    Das Bild, das der Knecht andeutete, trat Hansen mit einem Male vor das innere Auge, so hell, als der Wald dunkel war. Da kam er stolz über den Damm, und stieß in seine schrillende Pfeife vor dem Burgthor im Morgenroth. Die Zugbrücke war gefallen, die Edelfrau öffnete selbst das Thor und sah ihn fragend an. Ihr

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