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Die Hosen Des Herrn Von Bredow

Titel: Die Hosen Des Herrn Von Bredow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Alexis
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Tuch hat der älteste darin stecken, der zweite sechzig, und so geht's runter, nicht aus Brandenburg, feines holländisches, geschlitzt ist's, und mit bunter Seide gefüttert; wenn sie galloppiren, glitzert's in der Sonne wie Wolken von Morgenroth, und mein Götz dagegen in dem alten Leder!«
    »Wenn Ihr es ihm vernünftig vorhieltet, was sagte er dazu?«
    »Er sagt, um solche Hosen sollte man mal den Beinharnisch schnallen. Aber wie oft kommt es noch! Fehden soll's ja nicht mehr geben! Wir verbauerten ganz, sagen die von Friesack. Das soll man von leiblichen Vettern sich sagen lassen, und hat ein christlich Herz im Leibe. Weil wir nicht reich sind!«
    »Es ist gewiß ein löblich Streben, vor den Blutsfreunden in Ehren zu bestehen.«
    »Ach, Herr Dechant, wer auf sich hält vom Adel, der schafft sich Pluderhosen an. Und wenn wir nach Berlin reiten, die Bürgersleute schon, was prunkt das in Tuch und Seide, und wie sehen sie uns an! Wir haben nicht viel, aber ehrlich und adelig sein, das ist unsere Schuldigkeit. Und verlange ich denn, daß mein Herr Pluderhosen anlegen soll! Ich weiß ja, was das kostet. Unvernünftig bin ich nicht. Nur was zur Ordnung gehört. Weiß ich nicht so gut wie Jeder, was sie von uns im Schloß zu Köln denken. Mein Götz liegt nicht auf der Landstraße. Seit wir Mann und Weib sind, ein einzig Mal hat er mit Adam Kracht Einen von Magdeburg geworfen. Seitdem nimmer mehr. Ich halte nichts davon, und wenn's auch nicht so streng verboten wäre. Was kostet das Halten von Rüstzeug, die Knechte und Pferde, und unsicher bleibt's immer, und wie oft lohnt es denn, wenn sie wochenlang in der Haide lungern und fangen solchen Schelm von Krämer. Die andern schlagen ihre Waaren dafür auf, man muß's doppelt bezahlen, wenn man's braucht. Ich kenne das, wer nicht hören will, mag fühlen. Die Itzenplitz sind wieder wie toll draußen und könnten so gut leben. Seine kurfürstlichen Gnaden haben neulich zu Spandow gesagt, sie könnten's jedem Edelmann anriechen, wer im Graben liegt. Darum sehen sie Jeden mißtrauisch an, der in Leder geht, und nun gar in solchem Leder! Da kommen wir in schlechten Leumund, ohne Schuld, und können nichts dafür. Bei den heiligen eilftausend Jungfrauen, Herr Dechant, man muß auf sich halten und wenn's der Mann nicht thut, muß die Frau. Es ging nicht anders.«
    Der Dechant schlug die Hände zusammen und in väterlichem Tone sprach er:
    »Meine liebe Frau von Bredow, wer wollte denn daran zweifeln, daß es nicht anders ging. Ihr thatet es für Eure Kinder, Eure Sippschaft und Euren Gatten. Ihr waret es ihnen sogar schuldig. Ein Edelmann muß vor den Menschen, von denen die Ehre ausgeht, in Ehren bleiben. Wohlverstanden, vor den Menschen, denn der Herr im Himmel sieht durch jedes schmutzige Kleidungsstück auf den reinen Körper und durch den Körper auf die Seele. Aber die Menschen urtheilen nach dem Schein. Wäret Ihr auf einer wüsten Insel, und der Waschteufel hätte Euch geplagt, die Kleider Eures Mannes zu stehlen, um sie zu reiben und zu spülen; da wäret Ihr im Unrecht, Ihr hättet es gethan nur um Eurem Waschkitzel zu fröhnen, wie es Weiber Art ist. Hier aber ist es ganz etwas anderes. Hier hattet Ihr Rücksicht zu nehmen auf Nachbarn, Blutsfreunde und das Ansehen der Familie, ja mehr noch auf den jungen Kurfürsten und seine Räthe, welche in dem vernachlässigten rohen Anzuge ein Zeichen roher Gesinnung erblicken. Ihr setzet den, der Euer Herr sein soll, der Gefahr aus, mißliebig vom Hofe betrachtet zu werden, ja daß er beim nächsten Anlaß gefahndet, gerichtet, vielleicht gar verurtheilt werde. Denn Niemand weiß, wozu in diesen schlimmen Zeiten kleine Dinge führen. Sichtlich wollte der Herr, darf man sagen, durch Eure schwache Hand das Haupt Eurer Familie retten, Schmach, vielleicht Blutschuld von ihr abwenden. Sichtbar wird da eine Kette von Fügungen, die wir recht betrachten müssen: daß der gottesfürchtige Herr Gottfried sich in einen Zustand versetzen mußte, wo er nicht mehr Herr seines Willens war, daß er hinauf getragen ward, als meine Frau von Bredow gegenwärtig war, daß sie über den Gang kommen mußte, grad' als sie ihn entkleideten, daß der Allmächtige gerade auf das bewußte Kleidungsstück ihr Auge lenkte, dergestalt, daß sie es rasch aufgriff, bevor der mit dem Willen seines Herrn vertraute Diener es merkte und in Verwahr brachte. Und die große Herbstwäsche mußte zur selbigen Zeit sein. Das sind Alles Winke von oben wie eine Kette

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