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Die Hosen Des Herrn Von Bredow

Titel: Die Hosen Des Herrn Von Bredow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Alexis
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nach Gerechtigkeit, und Ihr seid taub? Wir? Nun ist's heraus, Mann gegen Mann, Mund gegen Mund. Bilde Dir nicht ein, Joachim, daß Du es so zwingst. Um eines Krämers willen, Edelmanns Blut! Wo ist die Gerechtigkeit, Das schwarze Blut, das allerwegs kocht, hat sich wieder gesammelt seit dem Cremmer Damm. Es wartet nur auf einen Ausbruch. Das ist zuviel, das ertragen sie nicht. Beim allmächtigen Gott, ich spreche jetzt als Dein Freund. Damals krachte die faule Grete Mauern auseinander; wir gewöhnten unser Ohr daran. Treibst Du's auf die Spitze, so kann Anderes krachen. Scheuche Spatze mit einem Pustrohr, aber zitt're, wenn Männer aufstehen.«
    »Ich werde ihnen in's Gesicht sehen. – Hast Du nicht mehr zu sprechen?«
    »Was Deine Ohren kitzelt? Nein! – Soll schön reden, daß es eine tragische Action gäbe, daß es Deinem Ohr schmeichelte, daß die Wimper naß würde, und Du, mit dem Finger sie streichend, Dir sagen könntest: Du wärst gerührt worden. Ich will Dich nicht rühren; ich will nicht die Maus sein, mit der die Katze spielt, ehe sie sie erwürgt.«
    »Das wär' ja nur Vergeltung, Lindenberg, für das lange Spiel, das Du mit mir gespielt.«
    »Verflucht der Augenblick, wo ich's anfing!«
    »Mutter Gottes und Ihr Heiligen Alle, so gestehst Du's – Alle Deine schönen, tönenden Reden –«
    »Waren der Widerhall von Deinen.«
    »Beim Blut des Erlösers, so schamlos verdammst Du Dich selbst.«
    »Ich war ein Mensch, Du bist ein Fürst. Prätendirst Du Anderes?«
    »Ich wollte Wahrheit hören.«
    »Das sagen Alle. Die Wahrheit ist ein bitterer Trank, schon für den gewöhnlichen Menschen, was mehr für Einen, der mit Schmeichelliedern eingelullt und mit Schmeichelliedern geweckt wird. Einmal, zweimal wagt man's. Wird man angefahren, sieht man das saure Gesicht, dann überzuckert man die bittere Pille, bis man den verwöhnten Kindern den Zucker allein giebt. Wir athmen nur ein Mal; ein Thor, wer sich die Spanne Zeit vergällen wollte, wenn er mit der Lüge süßen Sonnenschein erkauft.«
    Joachim war wieder auf den Stuhl gesunken, und wieder verbarg er sein Gesicht: »Seine Puppe – ein Spielball in der Hand eines herzlosen Betrügers!«
    »Verlange nicht Herzen, wo Du Gehorsam willst für Grillen. Schneide Dir Günstlinge, aus welchem Holz es ist, knete sie Dir, aus welchem Thon Dir behagt. Ein Günstling bleibt das Geschöpf des Meisters. Er wird pfeifen, blasen, athmen, sprechen, blicken, wie es dem Herrn gefällt, bis er selbst Herr wird. Glaubte es schon da zu sein, bis ein unbewachter Augenblick mich um die Frucht der langen Arbeit brachte. –« –«
    »Bis das zähnefletschende Thier zum Herrn ward über den gleißenden Betrüger.«
    »Sei's! Meinst Du, ich wollte um nichts bei Dir dienen! Die lange Qual, die es mich kostete, schön zu reden, lieblich zu duften, immer tugendhaft geschniegelt zu denken, die Glieder und Gedanken zu strecken auf ein Folterbett, das japste einmal nach Erholung. Nun ist's vorüber.«
    »Schäume aus die Rohheit. Mir wird wohl, daß ich endlich Wahrheit höre.«
    »Willst weiden Dich an Deiner eigenen Vollkommenheit, während Du Einen siehst den Träbern nachgehen, weil seine Natur ihn trieb. Aber vermeine nicht, wenn Du mich los bist, wär'st Du frei. Nur vielleicht auf einen Klügern stößt Du, der zäher ist, und länger in die Schule ging, als ich, daß er sich auch im Schlaf bewacht. Wahrheit willst Du? Sprich es nur aus, und er wird Dein Ohr mit plumper nackter Wahrheit, wie Du sie wünschest, täglich bewerfen. Frömmigkeit? O sie werden in die Messe stürzen – vor Deinen Fenstern nämlich; ihre Reden werden duften von Gottseligkeit, werden schaudern vor jedem gottlosen Wort, nämlich, wenn Du es siehst. Nichts leichter, als einen Fürsten betrügen, weil er immer betrogen sein will. Mein Gängelband riß ab, weil's an eine scharfe Ecke streifte. Ein Anderer wird es schlaffer halten und desto sicherer.«
    »Nein, Lindenberg, ich gehe fortan allein. – Lache nur in Dich. Der Herr des Weltalls, der die Würde auf meine Stirn drückte, wird mir auch die Kraft verleihen. Keinem mehr will ich trauen, ich werde mein eigener Rath sein.«
    »Da wirst Du erst recht betrogen werden. Ja, wär'st Du Dein Vater Johannes mit seinem Fischblut. Der nahm auch die Miene an, als achte er nicht auf unsere Reden; in der Stille horchte er und wußte Alles. Er ging seinen graben Weg, und leckte nicht gegen den Stachel; damit zwang er uns. Du hast Blut und Passionen, Visionen und

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