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Die Hosen Des Herrn Von Bredow

Titel: Die Hosen Des Herrn Von Bredow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Alexis
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Köstlichste nahm, den will er prüfen, ob er ihn zu seinen Erwählten reihe. Du hast mir das Köstlichste gestohlen, was ein Fürst besitzen kann, das Vertrauen; aber ich zürne Dir nicht, Du warst sein Werkzeug. Ja, ich könnte den Geist Gottes auch in Dir ehren, der so spricht, wär ich nicht Fürst und Richter. – Ich scheide nicht im Groll. Nimm diesen Wunsch als letzte Mitgift auf Deinen schweren Weg – stirb, wie Du gelebt, als Mann!«
    Der Kurfürst wandte ihm den Rücken; er hat ihn nicht wiedergesehen.
     

Siebenzehntes Kapitel.
     
Hans Jochem.
    Ein grauer Himmel lag ausgespannt über dem Lande, und das schien Vielen gut. Es war so Vieles, das besser bedeckt blieb mit einem Schleier. Die Trauerglocken läuteten von Früh bis Abends auf den Schlössern derer, die mit den Lindenbergern verwandt waren, und über dem Wedding kreisten Schwärme von Raben. Wer da nichts zu schaffen hatte, blieb hinweg. Beim Einbruch der Nacht sah man aber verhüllte Reiter über die Haide sprengen, daß die Raubvögel aufflatterten vom Hochgericht. Was ihre Lippen murmelten, was ihre Zähne knirschten, was ihre Arme, zu den Wolken gestreckt, schworen, die Wolken hörten es nicht, noch der Schatten zwischen den drei Pfeilern, vom Winde geschaukelt, und der Kurfürst in seinem Schlosse zu Kölln hörte es nicht; und das war gut.
    In Berlin war es still, und still in Kölln. Wie tief in die Nacht brannte das Licht an den Fenstern, wo der Kurfürst wohnte. »Er kann nicht schlafen,« flüsterten sie sich zu. – »Wo soll's hinaus!« sprach der Bürgermeister zum Syndicus. »Er ist Einer und sie sind Viele. Er setzt's nicht durch.« – »Und man spricht von seltsamen Zeichen am Himmel, die Schlimmes bedeuten,« sagte der Syndicus. – Im Rathe zu Berlin war der Schluß nicht durchgegangen, daß man eine Sendung an den Markgrafen verordne, ihm zu danken, daß er Gerechtigkeit geübt sonder Ansehen von Stand und Person. »Das ist ein weit schlimmeres Zeichen als die großen Vögel am Himmel,« sagte der Bürgermeister, »so die Bürger nicht den Muth haben, das auszusprechen, was sie denken, und es ist doch gut.« – Der Rathsschreiber, ein hitziger, junger Mann, zog Einige in den Winkel, da setzte er ihnen auseinander, daß es nun an der Zeit sei, wenn je, ihre alten Gerechtsame wieder zu fordern, die verbrieften Privilegien und Freiheiten der Städte Berlin und Kölln, die Markgraf Friedrich der Zweite, der mit eisernen Zähnen, zerrissen, als er die Oeffnung der Stadt erzwang. »Nun ist er mit dem Adel zerfallen, nun braucht er Hülfe, jetzt angeklopft, erst leise, dann lauter, und unsere Stunde schlägt.« Da er ausgesprochen, war Einer um den Andern fortgeschlichen, und sie schüttelten die Köpfe: »Man weiß, was man hat, man weiß nicht was man kriegt!« – »Ja, Gevatter,« sagte ein Anderer auf der Treppe, »ein Sperling in der Hand ist besser, als eine Taube auf dem Dache.« – »Wenn man in dem alten Gleise bleibt, fährt man nicht so bald irre.« – »Was Dich nicht brennt, sollst Du nicht löschen.« – »Wenn Du überherret bist, ist Liegen keine Schand'.« – »Der oft allen Menschen rathen kann, weiß sich selbst nicht zu rathen, noch zu helfen.« – »Wer die Wahrheit geiget, dem schlägt man die Geige an den Kopf.« – »Die viel erfahren, reden wenig.« – »Und wer ist er denn! Vögel, die früh anfangen zu singen, haben bald ausgesungen.« – Es hat kein Volk so viel Weisheit als das deutsche, wo es gilt, daß es beim Alten bleiben soll, und käme es auf die Sprichwörter an, so säßen wir noch in den Wäldern und äßen Eicheln.
    Auch auf dem Lande war es still. Die Bauern schüttelten auch den Kopf. Es hatte blutige Kreuze geregnet, die waren auf Nacken und Arme gefallen, und auf den Wegen sah man sie noch liegen. Aber eines Morgens stürzten die Weiber und Kinder, so Buchnisse und Eicheln im Forst gesammelt, mit Geschrei und Weinen in's Dorf zurück. Sie hätten auf den Bäumen Thiere gesehen, mit feurigen Augen und großen krummen Schnäbeln, wie sie zu Land Keiner kennt; die hatten mit den Flügeln geweht, daß die Luft gezittert. »Das sind die Sturmvögel von über der See, aus dem Lande Norwegen,« sagten die alten Leute, »die kommen nur, wenn Krieg wird.« Hörte man heimlich doch hämmern und rüsten in den Edelhöfen, und Nachts kamen schwerbepackte Wagen, die klirrten von Eisen. Da sahen die Alten sich noch bedenklicher an: »Den Herren bringt's Freud', uns Leid. Die Schloßgesessenen

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