Die Hosen Des Herrn Von Bredow
bändigen, Euer Trotz soll ohnmächtig sich krümmen unter meinen Füßen, denn mit mir ist Gott; aber des Sieges werde ich mich nicht freuen, ich habe Keinen, mit dem ich mich freue. Mein Argwohn wird die verwunden, die es wirklich gut meinen, Du trägst die Schuld. Eine Eiskruste wird sich mit den Jahren um meine Brust lagern, die warmen Gefühle, wenn sie noch aufsprudeln, werden nicht mehr durchdringen. Ich werde verdrießlich, hart, vielleicht ungerecht scheinen, vielleicht es sein. Ich, der sein ganzes Dasein aushauchen wollte für das Glück seines Volkes, werde nicht geliebt, nur gefürchtet werden. Von ihnen nicht verstanden, vielleicht sie nicht verstehend, werde ich auffahrend, jähzornig, ich kann ein Tyrann werden. Es ist Dein Werk!«
»Dank für den bittern Trank, den Du mir mitgiebst auf meinen letzten Gang. Der Lohn für all die süßen Stunden, wo ich mein Hirn quälte, die Sorgen von Deiner Stirn zu schwatzen.«
» Dafür den Lohn!«
»Ich könnt's Dir wieder eingeben, einen so bittern Trunk, Dein Leben lang sollte er jeden süßen Becher Wein vergällen. Warum griffst Du mich heraus? Bin ich der Einzige, der Nachts satteln läßt, die Kappe über's Gesicht, auf die Straße reitet! Leg' Dein Ohr auf die Schwelle, schleiche in den Gängen Deines Schlosses um und horche an den Thüren, wo sie ihre Klingen wetzen, horche auf ihr Gespräch, mit welchem Ehrennamen sie Dich nennen! Nennen könnte ich – ich will's Dir zu rathen geben. Das mein Gegengift!«
»Lindenberg!« rief der Fürst ihn von der Thür zurück.
»Ich habe nichts mehr zu sagen.«
»Ich zu fragen. Hast Du Mitschuldige?«
Der Ritter schwieg einen Augenblick: »Nein!«
»Du hattest sie!«
»Es lohnt nicht, sie zu nennen. Die blasse Furcht schlottert in ihren Gliedern. Von denen hast Du nichts zu fürchten. Laß sie laufen. Ich will reine Luft auf dem sauren Weg.«
»Gar nichts hättest Du mir zu sagen, keinen Auftrag, keinen Wunsch?«
»Was soll's? Habe nicht Weib, nicht Kind, was geht mich das an, – was hinter mir bleibt! – Und doch noch etwas. Allein willst Du stehen, auf Niemand hören, weil Einer, Zwei, Drei Dich täuschten! Wer ist denn so überreich an Gottesgnaden, daß er den Hauch der Lüfte nicht braucht, der ihm Athem zubläst, daß er die Farben der Blumen, das Grün der Wiesen nicht ansieht, nicht das Blau des Firmamentes, weil es Täuschung der Sinne ist! Wo willst Du die Wahrheit suchen, die , mein' ich, die Du unter Deinem Volke brauchst? Einen verwirfst Du nach dem Andern, weil er nicht die Wahrheit spricht, die Du willst. Der redet Dir zu frech, der zu sclavisch, der nur zu seinem Vortheil, der versteht Deine hohen Intentionen nicht, der geht nicht oft genug in die Messe, der ein Thor, der ein Schwärmer; weiß ich's, was Du an Jedem auszusetzen hast, bis Du, wie die Schöne, der kein Freier gefällt, weil sie sich für zu schön hält, zuletzt den ersten besten auf der Straße aufgreifst. Den Adel stößt Du vor den Kopf, er ist zu eigenwillig; dem Bürger zeigst Du ein kraus Gesicht, weil er anders möchte, als Du willst; den Clerus möchtest Du bessern, aber er will nicht gebessert sein. Was ist denn Dein Volk? Was bleibt davon, wenn Du Einem nach dem Andern davon ausstreichst? Werden Deine lateinischen Freunde aus der Fremde Dir helfen, wenn Du nicht aus und ein weißt? Sie verstehen ja nicht unsre Sprache! Wenn sie zittern wie Espenlaub und keiner ihrer Zaubersprüche mehr hilft, wen wirst Du anrufen?«
»Einen!«
»Der giebt uns Augen zum Sehen und Ohren zum Hören. Durch Wunder redet er nicht mehr zu den Brandenburgern. Du wolltest nicht hören, nicht sehen, wo's an der Zeit war, nun wirst Du horchen und lauschen müssen auf den Schatten an der Wand, auf den Wind, der um die Ecke kommt. Die zu rechter Zeit den Mund aufthaten, denen schlossest Du ihn; dafür wird das Gesindel Dich umsurren! Denn irgendwoher muß doch auch den Fürsten Kunde zukommen. Die Angeber, die Heimlichen, denen ist ein Regent verfallen, der sich so gut und klug dünkt, daß er nur auf sich hört. Deren Beute wirst Du, die wie der Mehlthau auf ein frisches Saatfeld fallen, es ist zerfressen, und wer faßt ihn, wer bezahlt den Schaden! Dann, Joachim, wenn Alle schweigen, die hätten reden sollen, denke an Einen, den Du im Zorn von Dir stießest, er sprach, was Dir nicht gefiel, er sprach nicht im Groll, er sprach, weil es wahr ist, weil Du ihm weh thust.«
»Lindenberg!« rief der Kurfürst ihm nach. »Wem der Herr das
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