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Die Hosen Des Herrn Von Bredow

Titel: Die Hosen Des Herrn Von Bredow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Alexis
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klebt sich an ein Spielzeug. Wir meinen zu vergehen, wenn es uns fehlt. Gottfried Bredow könnte uns Allen eine Mahnung sein an die eigne Schwäche. Was Andern eine Puppe, ein Spielzeug ist, ein Wahn, dem jagen wir nach. Hättet Ihr nur den Wirrwar gesehen, die Bestürzung –«
    »Wo?«
    »Vergebt, ich rede in Sprüngen. Mein Blut ist noch erhitzt von dem Gedanken, in falschem Licht vor meinem Fürsten zu erscheinen. In Ziatz war's. Sie waren ihm gestohlen, auf der Wäsche, glaub' ich. Er schlief; Ihr hättet sie zittern sehen sollen, die wackere Frau, die armen Töchter, wenn er erwachte, ehe sie wieder da waren. Ich gestehe es war dumm von mir. Man hatte mir stark zugetrunken; der Wein, die Erschöpfung, die Nacht; ehe ich es wußte, saß ich auf dem Sattel, und dem Dieb nach. – Vernünftige Leute würden sagen, ich handelte unvernünftig, das Alles hätte ich Andern überlassen können, und dann wäre das und auch das nicht nöthig gewesen, und das gar unrecht. Diese vernünftigen Leute sollen in ihrem Recht bleiben, und ich im Unrecht. Aber die Hitze hat mich übermannt; auch der Aerger, ich leugne es nicht, über diesen Lumpenkrämer, der in Saarmund mit meinem Herrn sich zu handeln unterstand. Ja der Schurke zählt noch das Geld nach, er fühlte heimlich ob die Silberstücke gerändert waren. Himmel und Hölle, es überlief mich da schon, daß ich fast meines gnädigen Fürsten Gegenwart vergessen und ihm ins Gesicht geschlagen hätte. Ich weiß, das wär' ein Frevel gegen die Majestät gewesen, aber ich habe Tage, wo es überkocht.«
    »Ist das Deine Vertheidigung?«
    »Ich könnte noch von einem Spuk erzählen, es klänge aber zu albern.«
    »Was Dich vertheidigen kann, sprich.«
    »Seit ich mich bei Beelitz verirrte, gaukelte um mich ein fataler Spuk. An jedem Ast, wo ich hinsah, hing, Thorheit! aber Ihr befehlt's zu sagen, das Kleid, was dem guten Götz gestohlen ist. Ich konnte mich täuschen, aber auch mein Pferd scheute. Ich riß es um, über die Haide, da flatterte es drüben an einer Kiefer. Ich wollte lachen, aber ich mußte zittern. Weiß Gott, ich hatte damals noch keine Ahnung von dem, was in Ziatz sich ereignet. Sollte es nur eine Vision gewesen sein! Ich habe nie viel an Zeichen geglaubt, aber –«
    »Lindenberg, ist das Deine ganze Verteidigung?«
    »Ich erwarte mein Gericht.«
    »Du hast Dich selbst gerichtet. Die Hosen hast Du dem Schelm gelassen; sein Geld nahmst Du mit.«
    Der Kurfürst sah nicht die Blässe, die Lindenberg's Gesicht überzog, nicht wie die erzwungene Fassung ihn verließ, wie die Glieder zitterten. Er hatte sich in den Armstuhl geworfen und bedeckte mit den Händen sein Gesicht. Der Verurtheilte versuchte noch Unzusammenhängendes zu stammeln. Plötzlich verstummte er und stürzte auf die Knie: »Gnade!«
    Als er die Augen aufschlug, stand Joachim drei Schritt vor ihm, und der kälteste Blick aus den blauen Augen sagte dasselbe, was der Mund jetzt tonlos sprach: »Von Gnade ist nichts zwischen uns; Du wirst büßen den Lohn, den Du verdient. Stehe auf.«
    Lindenberg sprang auf: »Ernst?«
    »Hab' ich je mit Dir gespielt?«
    »Wozu riefst Du mich?«
    »Daß Du Dich , daß Du mich vor Dir und mir vertheidigtest.«
    »Himmels Donner und Blitze, ich will's nicht glauben, ich kann es nicht glauben. Um die Lumperei –«
    »Stirbst Du als Straßenräuber.«
    »Und Du –«
    »Drei Schritt zurück, Herr von Lindenberg.«
    »Und aus dem tiefsten Keller Deines Thurmes schrei' ich Dir's zu; es soll durch dicke Mauern in Deine Ohren gellen: Das wage nicht! Du bist zu jung, wir sind zu alt. Das hätte Dein Vater nicht gewagt, und Johannes durfte viel wagen. Zog ich mein Schwert, Pflanzt ich auf das Banner der Empörung? Brach ich in eine Stadt? – Züchtige die Banden, strafe die gegen Dich rüsten und Pechkränze in die Städte schleudern, aber –«
    »Laß ungestraft die Wegelagerer, wenn meine Geheimräthe darunter sind. Ich bin nicht gesonnen, darüber mit Dir zu streiten.«
    »Es werden Andere für mich streiten. Das ist unerhört! Um einen Schelm, einen Betrüger, um das freche Gesindel, diese Hausirer, diese Bauernschinder, diese Plage des Landes; um den Kitzel eines tollen Augenblicks –«
    »Um der Gerechtigkeit willen.«
    »Ein lebloses Wort, das nicht Fleisch, nicht Blut, eine dürre Blase, in die man haucht, was man Lust hat.«
    »Genug, Herr von Lindenberg! Deiner Todesangst sei die freche Drohung verziehen.«
    »Gerechtigkeit! Bei meinem Schutzpatron, wer schreit

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