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Die Hosen Des Herrn Von Bredow

Titel: Die Hosen Des Herrn Von Bredow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Alexis
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Missionen, möchtest über unsere Köpfe spazieren geh'n, Dich zu freuen an Deiner Höhe und unserer Niedrigkeit. Was nicht Alles besseres möchtest Du aus uns machen, nur nicht, was wir sind und bleiben wollen, Märker. Der Topf ist ausgeschüttet, nun kein Blatt mehr vor dem Mund. Meinst Du, daß Einer von uns an Deinem Spielzeug Lust hat? Wenn er die Zunge spitzt, um entzückt zu reden, sag ihm dreist auf den Kopf: Du lügst! Ruf mich zum Zeugen! Uns schiert nicht Deine lateinische Gelehrsamkeit, Deine Universitäten, Deine Zollordnungen, Deine Kammergerichte, Erbconstitution, und was Alles in Deinem Kopfe rumgeht; das mag gut sein, wo die Leute danach verlangen, in unserm Stande wächst kein Strohhalm mehr davon. Wer die Märker rumkriegen will, muß selbst ein Märker sein, ein Fleisch, ein Blut; er muß mit ihnen schlagen und schlafen, auf ihren Schildern kann er sich tragen lassen, aber er muß auch mit ihnen zechen und schwatzen, mit ihnen lustig sein und traurig und sich nicht für zu hoch halten, daß er nicht auch mit ihnen irrt und sündigt.«
    »Wird Deine Schuld geringer, wenn Du einen Andern anklagst?«
    »'S ist Jeder unterthan seiner Grille. Wer sein Müthchen kühlt, handelt recht vor sich; wer's durchsetzen kann vor den Andern. Du strebst nach hohen Dingen, ich nach geringen. Du gehst dem Wahn nach, Dein Volk zu corrigiren, ich dem Kitzel, daß ich nach eines Bettlers Ranzen griff. Ich seh' nur einen Unterschied zwischen Dir und mir. Ich soll es büßen mit dem Hals, für Dich büßt Dein Volk.«
    Joachim stand auf. Es war ohne Leidenschaft, was er sprach, kein Zorn lag in seinem Blicke, mit dem er aushaltend den Andern anschaute:
    »So willst Du vor mir scheinen , jetzt, wie Du damals auch nur vor mir schienst . Was bist Du? – Das laß mich wissen, ehe wir scheiden. Deine Verteidigung ist schlechter als Deine That; ich will ein besserer Defensor sein: daran magst Du die Liebe erkennen, die Du mißbrauchtest. Auch die Lüge ist eine Lehrmeisterin. Wer so geschickt wie Du in ein besseres Selbst sich hineinlog, bekommt doch von dem Edleren einen Abgeschmack. Er kehrt nicht wieder freiwillig zur alten Rohheit zurück. Unwillkürlich impft sich ein die feinere Sitte, der adlige Gedanke. Ist's nicht das Herz, so arbeitet doch der Verstand, der Stolz, er dünkt sich besser als die Andern. Lindenberg, Du kannst es wieder gut machen; laß mir ein besseres Bild von Dir zurück. Wenn abendlich Dein Schatten an der grauen Mauer dort vorübergleitet, wenn ich noch lausche auf die Tritte, die Wendeltreppe herauf, – laß mich dann zu mir sprechen dürfen: Er hatte ein besseres Loos verdient! Laß nicht den giftigen Wurm zurück, daß ich so grauenhaft, so entsetzlich mich täuschte.«
    Lindenberg schwieg.
    »Wir sind alle Kinder der Sünde ohne die Heiligung, die nicht von uns kommt. Widerrufe es, was Du sprachst. Du warst besser, Deinen Verstand ruf ich als Richter an. Wilkin, es ist unmöglich, wer, wie Du, in Sitte und Bildung über ihnen allen stand! Nur in einer unbewachten Stunde brach das Thier, die Bestie, heraus. Sage Ja.«
    »Soll das Bekenntniß die Brücke zur Gnade sein? Wer fühlt nicht Lust zum Leben –«
    »Mit dem schließ ab. Das ist und bleibt verwirkt.«
    »Dann bekehre, wer Lust hat, sich bekehren zu lassen. Meinen Henker mag ich nicht zum Beichtvater. Was ich that, ich will's nicht loben, aber bereuen auch nicht, nicht vor Dir. Du greifst in unsere Rechte, ärger als Deine Väter. Das gehört nicht hierher, aber kannst Du Dich wundern, wenn wir ausschlagen? Das Gesindel willst Du begünstigen auf unsere Kosten, auf wohlfeile Art zum Ruhme des Gerechten kommen. Da Du uns zu stark, werfen wir uns auf Deine Schützlinge. Meinen Verstand rufst Du an, der sagt mir, daß Jeder recht thut, der nicht schlechter, noch besser handelt, als seine Genossen! Möglich, daß eine Zeit kommt, wo sie anders denken, ich lebe in meiner; ich that, was da unter den Guten nicht für schlecht gilt. Ein Thor, wer besser sein will. Die Zukunft gehört andern Geschlechtern.«
    »Und Du sündigst in sie hinein. Mein Herz schlug warm, mein Arm war weich. Ich hoffte, ich glaubte. Du hast den Glauben mir ausgerissen. Nach Dir, nie kann ich Jemand mein volles, heiliges Vertrauen wieder schenken. Wenn ich die Arme verlangend ausstrecke nach Einem, dessen Geist in seinen edlen Zügen zu leuchten, auf seinen beredten Lippen zu schweben scheint, wird Dein Gespenst drohend dazwischen aufschießen. Ich werde Euch

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