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Die Hudson Saga 01 - Haus der Schatten

Die Hudson Saga 01 - Haus der Schatten

Titel: Die Hudson Saga 01 - Haus der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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durchzuhalten.«
    Sie presste die Hand auf die Brust.
    »Ist alles in Ordnung?«
    »Ja«, sagte sie. »Ich bin nur ein bisschen außer Atem. Iss zu Ende. Ich gehe hinauf, um mich auszuruhen.«
    »Aber Sie haben nicht viel gegessen«, sagte ich.
    »Merilyn soll mir etwas Tee und Toast machen.« Sie erhob sich langsam und wollte hinausgehen. An der Tür schwankte sie. Ich sprang auf, eilte zu ihr und nahm ihren Arm. Sie versuchte ihn wegzuziehen. »Mir geht es gut«, behauptete sie.
    »Ihnen geht es fantastisch. Morgen reiten wir zusammen aus«, murmelte ich, ließ sie aber nicht los.

    Sie schaute mich überrascht an.
    »Ich helfe Ihnen nach oben, Mrs Hudson«, erklärte ich entschieden. »Ob Sie wollen oder nicht.«
    »Sehr schön, so eine Respektlosigkeit«, sagte sie, ging aber weiter.
    Als wir die Treppe erreichten, blieb sie stehen, um nach Luft zu schnappen. Dann machten wir uns auf den Weg nach oben. Obwohl es ihr gut zu gehen schien, ließ ich ihren Arm nicht los.
    »Von hier aus komme ich alleine zurecht«, sagte sie, als wir die Brüstung erreichten. »Geh zurück und iss zu Ende. Dir macht es ja anscheinend nichts aus, wie mittelmäßig das Essen ist.«
    Ich lächelte und schüttelte den Kopf. Als sie mir einen Blick zuwarf, lag in ihren Augen ein humorvolles Zwinkern.
    »Du gleichst mir sehr, Rain«, sagte sie, »oder mir, als ich in deinem Alter war. Sei vorsichtig, dass du nicht in die gleichen Fallen tappst.«
    »Fallen? Welche Fallen?«
    »Sex und Liebe«, sagte sie. »Das sind nur Fallen.«
    Sie ging auf ihr Zimmer zu, den Rücken gebeugter, der Schritt unbeholfener. Sie wirkte um Jahre gealtert. Ich war froh, dass sie sich nicht umschaute. Sie hätte sonst wieder diesen mitleidigen Blick in meinen Augen gesehen und wäre noch wütender geworden.
    Ich kehrte ins Speisezimmer zurück, um meine Mahlzeit zu beenden.
    »Wo ist Mrs Hudson?«, fragte Merilyn.
    »Sie fühlt sich nicht wohl. Bringen Sie ihr in etwa einer halben Stunde etwas Tee und Toast«, sagte ich.

    »Toll. Entweder werde ich gefeuert, oder sie stirbt und ich werde arbeitslos«, murrte sie.
    »Wie entsetzlich egoistisch, so etwas zu sagen«, fauchte ich. Ihr fielen fast die Augen aus dem Kopf. »Wenn sie krank ist und leidet, sollten Sie etwas Mitgefühl zeigen.«
    »Was … warum machen Sie sich so viel aus ihr? Sie behandelt Sie doch auch wie einen Dienstboten. Ich höre doch, wie sie manchmal mit Ihnen redet. Sie ist eine reiche weiße alte Dame. Sie bekommen doch nur ein Almosen.«
    »Das ist meine Sache«, sagte ich. »Ich will nie wieder hören, dass Sie so über sie reden.«
    »Alle sind so gemein hier«, stöhnte sie.
    »Sie sollten sich keine Sorgen machen«, sagte ich ihr. »Ihnen bleibt doch noch eine andere Wahl. Statt darauf zu warten, gefeuert zu werden, können Sie doch kündigen.«
    »Vielleicht werde ich das.«
    »Vielleicht sollten Sie das«, sagte ich streng.
    Sie machte auf dem Absatz kehrt und zog sich in die Küche zurück. Ich saß rauchend vor Wut da und fragte mich, warum meine Mutter und meine Tante sich nicht stärker dafür interessierten, wer für meine Großmutter arbeitete. Ich aß, so viel ich konnte, und ging dann selbst in die Küche, um ihr Tee und Toast zuzubereiten.
    »Warum machen Sie das?«, fragte Merilyn.
    »Ich dachte, ich mache es Ihnen leichter«, fuhr ich sie scharf an. Mein Sarkasmus entging ihr.
    »Danke«, sagte sie und machte sich daran, das Essgeschirr abzuräumen.
    Ich brachte den Tee und den Toast hinauf. Meine Großmutter lag im Bett und schlief fast.
    »Warum tust du das?«, wollte sie wissen.

    »Sie schafft es doch immer, den Toast zu verbrennen«, erwiderte ich.
    Meine Großmutter schaute ihn an und lächelte.
    »Du hast Recht«, sagte sie, »aber ich habe immer noch keinen Hunger.«
    »Sie sollten aber besser etwas essen, und Flüssigkeit braucht man immer.«
    »Ist denn jeder hier ein verhinderter Arzt oder eine Krankenschwester?«, rief sie zur Decke.
    Ich setzte mich neben das Bett.
    »Und was soll das?«
    »Ich bleibe hier, bis Sie etwas essen und trinken«, drohte ich.
    Sie starrte mich an, ließ den Kopf auf das Kissen fallen und schloss die Augen. Ich stand auf und hielt ihr die Teetasse hin. Sie öffnete die Augen, schaute sie an und trank einen Schluck. Ich gab ihr etwas Toast, und sie aß einen Bissen, während sie mich die ganze Zeit anstarrte.
    »Zufrieden?«, fragte sie.
    »Ja.«
    »Gut. Dann lass mich jetzt schlafen.«
    »Der Arzt sollte wieder nach Ihnen sehen«,

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