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Die Hudson Saga 01 - Haus der Schatten

Die Hudson Saga 01 - Haus der Schatten

Titel: Die Hudson Saga 01 - Haus der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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sagte ich. »Sie sehen so blass aus.«
    »Oh«, stöhnte sie.
    »Schon gut. Ich gehe. Gute Nacht«, sagte ich und steuerte auf die Tür zu.
    »Gute Nacht«, sagte sie. Das war kein zögerndes gute Nacht. Es klang herzlich.
    Ich drehte mich um, sah, wie ihr die Augen zufielen, und entschloss mich, morgen früh den Arzt zu rufen, ganz gleich, wie wütend sie das machen würde.

KAPITEL 14
    Auf mich gestellt
    D r. Lewis besuchte Großmutter Hudson erst, nachdem ich zur Schule gegangen war. Ich beschloss, sie nicht zu warnen, dass er kam. Bevor ich ging, schaute ich bei ihr herein. Sie war wach, saß gegen die Kissen gelehnt im Bett und wirkte ein wenig ausgeruhter, aber immer noch schwach. Ihre Stimme war nicht so kräftig wie gewohnt.
    »Wie geht es Ihnen heute Morgen?«, fragte ich sie.
    »Gut«, sagte sie. »Geh ruhig deinen Aufgaben nach«, sagte sie und winkte mich hinaus, bevor ich auch nur vorschlagen konnte, dass der Arzt zu ihr kommen sollte. Dass ich sah, wie schlecht es ihr ging, machte ihr mehr zu schaffen als die Tatsache, dass es ihr nicht gut ging. Der Stolz machte sie zu einer einsamen Frau.
    Auf dem Weg zur Schule erzählte ich Jake, was ich getan hatte.
    »Gut gemacht«, sagte er. »Wenigstens einer hatte den Mumm, einmal das Richtige zu tun. Natürlich kann es sein, dass Sie von jetzt an in der Garage schlafen müssen«, scherzte er.
    »Das ist mir egal«, sagte ich. Er schaute mich im Rückspiegel an und lächelte.
    »Sieht so aus, als hätte sie mehr bekommen als erwartet, als sie sich entschloss, mal wieder etwas Wohltätiges
zu tun und Sie aufzunehmen, hm?« Er starrte mich noch etwas länger an, als wüsste er mehr und wartete darauf, dass ich das bestätigte. Ich schwieg auf dem größten Teil des Weges zur Schule. So zu tun, als wäre ich jemand, der ich nicht war, machte mich innerlich ganz krank. Ich sehnte mich danach, das Fenster zu öffnen und, während wir an diesen eleganten Häusern und Menschen vorbeifuhren, hinauszuschreien:
    »Ich bin Mrs Hudsons Enkelin. Megan Hudson Randolph ist meine Mutter. Und wenn Sie mich nicht gehört haben, schreie ich noch ein bisschen lauter. Ich bin Mrs Hudsons Enkelin …«
    Einen Augenblick lang glaubte ich, ich hätte es tatsächlich getan. Jake hatte solch einen seltsamen Gesichtsausdruck.
    »Ist mit Ihnen alles in Ordnung?«, fragte er.
    »Ja«, sagte ich. Ich fühlte mich, als müsste ich in Tränen ausbrechen, aber ich wiederholte: »Ja, mir geht es gut.«
    Den ganzen Tag lief ich wie auf glühenden Kohlen umher und stellte mir vor, Großmutter Hudsons Zorn ergösse sich wie ein kalter Regenschauer auf meinem Haupt, sobald ich zur Tür hereinkam. Jake wusste, was ich befürchtete. Als er mich nach der Probe abholte, merkte er, dass ich aufgeregter war als üblich.
    »Wie geht es Mrs Hudson?«, fragte ich so bald wie möglich.
    »Also, Sie müssen einen gewissen Eindruck auf sie gemacht haben«, erwiderte er. »Sie hat sich nämlich einverstanden erklärt, den Schrittmacher einsetzen zu lassen.«
    »Wirklich? Wann denn?«, fragte ich.
    »Morgen früh. Dr. Lewis geht kein Risiko mehr ein, dass
sie ihre Meinung noch einmal ändert. Gute Arbeit«, lobte er mich. Ich stieg schnell ein, eifriger denn je darauf bedacht, nach Hause zu kommen, um zu hören, was sie sagen würde.
    Sobald ich das Haus betrat, eilte Merilyn aus der Küche heraus, um mich zu begrüßen. Offensichtlich hatte sie in der Nähe der Tür gewartet und gehorcht, wann ich kam. Ihr Gesichtsausdruck verriet mir, dass sie unter Druck stand und außerdem wütend auf mich war. Ich vermutete, Großmutter Hudson hatte ihren Frust und ihre Wut an ihr ausgelassen und sie noch mehr mit Kritik und Anweisungen getriezt.
    »Mrs Hudson will Sie sofort sehen«, verkündete sie befriedigt. »Sieht so aus, als hätten Sie eine Menge Ärger verursacht in der kurzen Zeit, die Sie hier sind. Das überrascht mich nicht«, murrte sie.
    Sie stellte sich wohl vor, dass ich jetzt hinausgeworfen würde. Ich reagierte nicht, sondern rannte die Treppe hinauf zum Schlafzimmer meiner Großmutter. Sie saß genau dort, wo ich sie zurückgelassen hatte, gegen ihre Kissen gelehnt im Bett. Ich klopfte an die offene Tür.
    »Herein, herein«, rief sie schnell.
    »Hi.«
    »Hi? Spar dir diesen lieben unschuldigen Gesichtsausdruck, den deine Mutter zum Klassiker gemacht hat. Du weißt, was du getan hast. Ich hoffe, du bist jetzt zufrieden«, begann sie. »Du hast Dr. Lewis angerufen, ohne es mir zu sagen, und er besteht

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