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Die Hudson Saga 01 - Haus der Schatten

Die Hudson Saga 01 - Haus der Schatten

Titel: Die Hudson Saga 01 - Haus der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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sagte sie. »Megan steckt die meiste Zeit den Kopf in den Sand. Für jemanden, der die Welt verändern wollte, besitzt sie eine bemerkenswerte Fähigkeit, der Realität aus dem Weg zu gehen.«
    »Vielleicht ist das ererbt«, schlug ich vor. Ihre Augenbrauen
fuhren hoch, als hingen sie in ihren Stirnfalten an Scharnieren.
    »Was soll das heißen?«
    »Vermeiden Sie nicht auch, der Realität ins Gesicht zu sehen? Sie haben ein Problem, um das man sich kümmern muss«, sagte ich.
    »Du bist eine sehr vorlaute junge Dame. Was glaubst du, wer du bist, dass du so mit mir redest?«, herrschte sie mich an.
    Ich hielt stand. »Ihre Enkelin«, erwiderte ich ruhig. »Wo ich herkomme, kümmern sich Familienmitglieder umeinander und brauchen keine besondere Erlaubnis, um füreinander zu sorgen«, teilte ich ihr mit. Ihr Gesicht wurde weicher, die Augenbrauen kehrten an ihren Platz zurück.
    »Mein Arzt hat ein großes Mundwerk«, sagte sie, um mich weiter herauszufordern.
    »Er macht sich Sorgen und versucht, seine Arbeit zu tun. Er trägt die Verantwortung«, sagte ich. »Sie haben Glück, so einen Arzt zu haben. In meiner Gegend ist die Chance größer, von einem Marsmenschen besucht zu werden, als von einem Arzt. Und wenn man krank ist und in die Notaufnahme des Krankenhauses muss, wird man wie eine Nummer und nicht wie ein Mensch behandelt.Wenn man nicht darauf hört, was sie einem sagen, kümmert sie das überhaupt nicht.«
    »Ich brauche mir keine Predigt von einem Teenager anzuhören, welch ein Glück ich habe«, fauchte sie.
    »Nach dem, was der Arzt mir gesagt hat, haben Sie das«, hielt ich ihr entgegen.
    Sie holte tief Luft.
    »Ich komme heute Abend nicht zum Essen hinunter. Sag
dem Hausmädchen Bescheid, dass es heraufkommen soll«, befahl sie.
    »Haben Sie meine Mutter angerufen und ihr vom Besuch des Arztes erzählt? Oder Victoria?«
    Sie fing an zu lachen, hielt dann inne und richtete sich auf, die Hände auf die Lehnen des Sessels gestützt.
    »Ich habe mich noch nie der Mildtätigkeit meiner Kinder ausgeliefert und habe das in Zukunft auch nicht vor. Oder«, betonte sie scharf, »der meiner Enkel. Jetzt tu, was ich dir gesagt habe.«
    »Ja, Ma’am«, sagte ich und tat, was sie wünschte.
    Hat Stolz jemals etwas Gutes an sich?, fragte ich mich. Es war wichtig, Selbstbewusstsein zu besitzen, aber Stolz und Liebe lassen sich nicht vereinbaren. Vielleicht war Großmutter Hudson nicht fähig, ihre eigenen Töchter und Enkel zu lieben.Vielleicht war es falsch anzunehmen, dass sie diejenigen waren, die versagt hatten. Wenn ich stillstand, die Augen schloss und über alles nachdachte, versank ich in einem Strudel vermischter Gefühle. Es war besser, einfach weiterzumachen, nur einen möglichst schmalen Ausschnitt der Zukunft im Blick zu behalten und auf eine Gelegenheit zu warten, zu entfliehen.
    Was ich damals noch nicht wusste, aber bald erfahren würde, war, dass es kein Entkommen gab. Es gab niemals ein echtes Entkommen, weil du dann leugnen müsstest, wer du bist, und ich entdeckte gerade, dass ich das niemals konnte.

    Als könnte sie Gedanken lesen, rief mich meine Mutter an dem Abend an. Sie wollte wissen, wie meine ersten Tage in Dogwood verlaufen waren. Ich erzählte ihr von dem Theaterstück
und meiner Rolle, und sie klang sehr glücklich und beeindruckt. Dann berichtete ich ihr von Großmutter Hudson und was der Arzt mir gesagt hatte.
    »Ich habe mein Bestes versucht, aber Mutter ist eine sehr halsstarrige Frau. Wie geht es ihr?«, fragte sie nach einem Moment des Schweigens.
    »Sie war heute Abend zu müde, um zum Essen herunterzukommen«, berichtete ich.
    Ich hatte alleine dort gesessen und mich albern gefühlt, als ich beim Essen bedient wurde. Zum Abendessen hatte ich mich auch umgekleidet, sei es aus Angst, sie würde es sonst herausfinden, oder weil ich mich bereits an diese Sitte gewöhnt hatte. Merilyn sagte nur wenig, außer dass Großmutter Hudson sich darüber beklagte, dass ihr Essen bereits kalt sei, wenn sie es nach oben brachte.
    »Vielleicht sollte ich versuchen, früher zu kommen«, überlegte meine Mutter. »Ich werde mich bemühen, am übernächsten Wochenende zu kommen. Dann bringe ich Alison und Brody mit. Es wird wohl Zeit, dass du sie kennen lernst, obwohl du mir versprechen musst, ihnen nicht die Wahrheit zu sagen.Versprichst du das?«
    »Ich verspreche es«, sagte ich. Ich musste zugeben, dass ich neugierig auf sie war, aber wenn es nicht wichtig war, dass sie erfuhren, wer ich

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