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Die Hudson Saga 01 - Haus der Schatten

Die Hudson Saga 01 - Haus der Schatten

Titel: Die Hudson Saga 01 - Haus der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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Er wollte mich zuerst zum Hotel bringen, aber ich bestand darauf, sofort zum Krankenhaus zu fahren. So wie Großmutter Hudson die Situation beschrieben hatte, zählte jeder Augenblick.
    »Ich werde hier auf Sie warten«, versicherte der Fahrer mir, als wir ankamen.
    Ich eilte hinaus zum Informationsschalter. Eine ältere Frau schickte mich in den dritten Stock. Als ich aus dem Aufzug trat, sah ich sofort Roy, der in einem kleinen Wartezimmer saß, den Kopf gesenkt, die Ellenbogen auf den Beinen, die Hände gegen die Stirn gepresst. Er trug Uniform. Ich ging langsam auf ihn zu. Sonst war niemand in dem Wartezimmer. Anscheinend spürte er meine Gegenwart und hob den Kopf. Seine Augen waren blutunterlaufen vom Weinen. Er zwinkerte, als glaubte er nicht,was er sah, dann lächelte er.
    »Rain«, sagte er und stand auf. »Rain.« Er schlang die Arme um mich und hielt mich fest.
    Ich hatte vergessen, wie gut es sich anfühlte, von seinen starken Armen gehalten zu werden, meinen Kopf gegen seine Brust zu legen und zu spüren, wie seine Hand mir übers Haar streichelte, während er mich tröstete und mir versprach, immer da zu sein, um mich zu beschützen.
    »Wie geht es ihr?«, fragte ich und machte einen Schritt zurück.
    Er schüttelte den Kopf.
    »Es geht ihr wirklich schlecht, Rain. Sie kann nicht einmal mehr die Augen öffnen. Es ist, als schautest du zu, wie eine Uhr abläuft. Ich bin froh, dass du da bist«, sagte er, »und bestimmt ist sie das auch. Sie wird wissen, dass du da bist. Du hältst einfach ihre Hand und redest mit ihr, wie ich es auch getan habe, und sie wird es wissen.

    Du siehst gut aus«, sagte er mit einem sanften Lächeln. »Als wärst du erwachsen geworden oder so.«
    »Es war doch gar nicht so lange, Roy.«
    »Oh, für mich war es lang, Rain.«
    »Du siehst auch gut aus«, sagte ich. Das tat er wirklich. Er wirkte reifer, kräftiger und stärker.
    »Wie ist es denn so, bei den reichen weißen Leuten zu leben?«
    »Nicht leicht, Roy«, sagte ich lächelnd. »Nicht leicht.« Ich schaute zur Tür. »Wo ist Tante Sylvia?«
    »Sie ist bei ihrer Freundin. Sie war den ganzen Morgen hier«, sagte er.
    »Ich möchte Mama sofort sehen, Roy.«
    »Ich bringe dich hin«, sagte er. Er legte mir den Arm um die Schultern. »Wie bist du hergekommen?«, fragte er.
    Ich erzählte ihm, was Großmutter Hudson arrangiert hatte.
    »Eine Limousine? Sie sind reich, was?«
    »Sie haben Geld, Roy, aber ich würde sie nicht reich nennen, nicht auf die Weise, wie ich reich sein möchte«, sagte ich. Er verstand es nicht, aber ich dachte, es würde später Zeit genug dazu sein, es ihm zu erklären.
    Ganz gleich, was mir erzählt worden war, es gab keine Möglichkeit vorherzusehen, was ich vorfinden würde, als ich die Intensivstation betrat und Roy mich zu Mamas Bett führte. Sie sah so viel kleiner und so viel dünner aus. Die Knochen in ihrem Gesicht stachen unter der Haut hervor. Ihre Augen waren fest geschlossen. Ich dachte, sie sei bereits tot, und Panik ergriff mich.
    »Sie lebt noch«, versicherte er mir und nickte zu den Monitoren.

    Ich nahm Mamas Hand und hielt sie fest, ergriff sie, als hielte ich sie davon ab, ins Grab zu stürzen. Sie rührte sich nicht.
    »Mama«, fand ich schließlich die Kraft zu sagen, »ich bin’s, Rain. Ich bin hier, Mama, mit Roy. Stirb nicht, Mama. Bitte stirb nicht«, bettelte ich.
    Die Tränen, die mir über das Gesicht strömten, fühlten sich an wie Tropfen kochenden Wassers.
    »Du wärst stolz auf mich. Ich bin so gut in der Schule, und ich habe in der Aufführung mitgespielt. Ich hatte die Hauptrolle, und die Leute meinen, ich könnte Schauspielerin werden, Mama. Mama...«
    Roy legte mir die Hand auf die Schulter, als ich den Kopf senkte, um Luft zu schnappen. Mir schnürte sich die Brust zu, dass ich kaum Luft bekam. Eine Krankenschwester kam zu Mamas Bett und schaute nach ihr. Sie kontrollierte eine Infusion und warf dann rasch einen Blick auf uns, als würde die Wahrheit in ihren Augen uns vernichten. Ich schaute hoch zu Roy, und er schaute herab.
    »Mama«, psalmodierte ich, während ich ihre Hand streichelte, dann stand ich auf und berührte ihr Haar und küsste ihr Gesicht. »Warum hast du mir nicht die Wahrheit gesagt, Mama? Ich wäre bei dir geblieben.«
    »Deshalb hat sie es nicht getan«, murmelte Roy.
    Ich stand da, die Hand auf ihrem Haar, schaute hinunter auf ihr stilles Gesicht, erinnerte mich an ihr Lachen, daran, wie sie mich in den Armen hielt und so zuversichtlich

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