Die Hudson Saga 01 - Haus der Schatten
Gesicht stieg, und schaute schnell weg. Roy hatte mir so etwas noch nie so direkt gesagt, und ich wusste nicht, wie ich darauf reagieren sollte.
»Es ist nicht gut für ein Mädchen, so eitel zu sein. Das ist eine Sünde, Roy. Du hast doch gehört, wie oft Mama das gesagt hat.«
»Du sollst ja nicht hochnäsig sein. Aber du darfst auch nicht das Gefühl haben, unter irgendjemandem zu stehen, Rain.«
»Jeder hat Fehler, Roy. Ich auch. Mach dir kein Bild eines Traummädchens, dass du es nie erreichen kannst«, sagte ich. »Ich möchte nicht, dass du einsam bist. Du verdienst das beste Mädchen, das es gibt.«
»Im Augenblick habe ich es bei mir«, sagte er. Er drückte meine Hand, und während wir nach Hause gingen, fragte ich mich, ob ich das glauben sollte, was er über mich gesagt hatte.
Mama schlief, als wir nach Hause kamen, aber als wir die Wohnung betraten, waren wir beide geschockt. Auf dem Tisch stand ein Sixpack Bier. Roy warf mir einen Blick zu, dann gingen wir langsam ins Wohnzimmer. Ken lag ausgestreckt auf der Couch, sein Arm baumelte herab. Er war wieder zu Hause.
Roy und ich sahen einander an, und er schüttelte den Kopf.Wir fühlten uns beide wie Preisboxer, bevor die nächste Runde eingeläutet wird.
KAPITEL 3
Eine schreckliche Wahrheit
I ch schreckte mitten in der Nacht aus dem Schlaf auf. Sie war so leise hereingekommen, dass offenbar niemand sonst es gehört hatte. Zuerst dachte ich, es sei Ken, der betrunken und verwirrt umherwanderte. Ich setzte mich schnell auf, mein Herz klopfte wie ein Presslufthammer. Jemand stand in der Tür und zeichnete sich als Silhouette vor dem schwachen Flurlicht ab. Stand einfach da, starrte zu mir hinein, rührte sich nicht, finster und still wie ein schlechter Traum. Einen Augenblick lang brachte ich keinen Ton heraus.
»Beni?«, flüsterte ich. Warum war sie zu Hause? Warum stand sie so da?
Ich hörte ein Schluchzen, dann kam sie herein und warf sich über mein Bett, die Knie auf dem Boden, den Kopf auf meinen Beinen. Sie schluchzte lauter, heftiger.
»Beni, was ist passiert? Warum bist du zu Hause?«
»Oh, Rain, sie haben mir etwas in den Drink getan. Ich wachte vor einer Weile in einem Bett auf und war nackt. Ich musste über den Boden kriechen, um meine Sachen zu finden. Ich habe nicht alles gefunden. Sie haben mir mein Höschen gestohlen. Jemand hat jetzt mein Höschen!«, jammerte sie.
Ich half ihr auf, sie umarmte mich und klammerte sich an
mich, als säßen wir beide in einem sinkenden Schiff. Ihre Tränen benässten meine Wange. Gemeinsam wiegten wir uns hin und her. Noch nie hatte Beni mich so festgehalten. Sie tat mir entsetzlich Leid.
»Was ist passiert, Beni? Erzähl es mir.«
Sie würgte ihre Tränen herunter und vergrub ihr Gesicht in meinem Kissen.
»Ich kann nicht. Ich schäme mich so. Als ich wach wurde, sah ich ein leeres Filmdöschen auf dem Boden. Vielleicht haben sie mich fotografiert. Ich schäme mich so.«
»Ich dachte, diese Mädchen wären deine Freundinnen, Beni.Warum haben sie das zugelassen?«
Sie hob den Kopf und holte tief Luft.
»Sie tranken alle und rauchten Hasch und dann … ich weiß es nicht. Die Musik war laut. Alle amüsierten sich. Ich habe nicht aufgepasst. Ich tat, was alle taten, weil ich dachte, Carlton mag das. Er trank Wodka mit Cranberrysaft. Das trank ich dann auch. Ich konnte den Wodka nicht einmal schmecken. Wir gingen in Alicias Zimmer. Daran erinnere ich mich noch. Er küsste mich und sagte mir, wie sehr er mich mag.Wir lagen auf dem Bett und …«
»Was?«, fragte ich. Anscheinend rief sie sich gerade in Erinnerung zurück, was sie mir erzählte.
»Die Tür öffnete sich. Das Licht war hell. Ich hörte viel Gelächter; da waren auch andere Jungs. Das Zimmer drehte sich. Dann weiß ich nichts mehr, Rain. Ich kann mich an nichts mehr erinnern. Ich wachte auf und war nackt. Ich war nackt! Sie müssen mir etwas in den Drink getan haben!«
»Okay, Beni. Okay. Ganz ruhig. Sonst weckst du Roy auf«, warnte ich sie, obwohl ich das nicht glaubte. Ich musste sie beruhigen. Sie holte tief Luft und nickte.
»Ich weiß nicht, was sie alles mit mir gemacht haben, Rain. Da war Zeug an mir, an den Beinen und auf dem Bauch«, flüsterte sie laut.
Ich hielt die Luft an.
»Zeug?«
»Ich glaube … von Jungs«, sagte sie. »Weißt du, wenn sie erregt werden.«
»O Gott«, stöhnte ich. Ich konnte nicht anders. Es hörte sich so widerlich an. »Du nimmst jetzt ein heißes Bad. Ich lasse dir Wasser ein,
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