Die Hudson Saga 01 - Haus der Schatten
abzuhalten, sich wieder in einen lautstarken Streit bis zur völligen Erschöpfung mit Ken einzulassen. Im Flur stieß ich auf Roy. Wir schauten einander an und gingen dann zu Mama in die Küche.
»Er ist zurück«, teilte sie uns mit und wedelte mit der Hand in Richtung Wohnzimmer. »Sieht aus wie ein Penner. Nimm ein Bad oder dusch dich, Ken Arnold«, rief sie zur Wohnzimmertür. »Du verpestest mein Wohnzimmer mit deinem Gestank.«
»Lass mich in Ruhe. Mach mir Kaffee«, fügte er hinzu.
»Mach mir Kaffee«, murmelte Mama. »Ich hoffe nur, er hat diesen guten Job nicht verloren«, meinte sie, als sie den Kaffee aufsetzte.
Ken arbeitete als Hausmeister in einem Regierungsgebäude, und nach sechs Monaten würde er zusätzliche Leistungen beziehen.
Roy kratzte sich den Kopf und drehte sich um, um in sein Zimmer zurückzugehen. Auf dem Flur blieb er abrupt stehen, nachdem er einen Blick in mein und Benis Zimmer geworfen hatte.
»Ich dachte, sie schläft bei ihrer Freundin. Warum ist sie zu Hause?«, fragte er.
Mama fuhr herum.
»Wer?« Sie schaute mich an. »Beni ist vergangene Nacht nach Hause gekommen?«
»Ja, Mama«, sagte ich. Sie nickte, presste die Unterlippe über die Oberlippe und ließ die Schultern hängen. Ihre Stirn legte sich in Sorgenfalten, ihre Augen schauten finster drein.
»Na los, sag mir, was passiert ist.«
»Nichts, Mama«, erwiderte ich rasch. »Sie hat nur getan, was du ihr gesagt hast. Als sie noch in einen Hip-Hop-Laden gehen wollten, kam sie nach Hause.«
Voller Skepsis legte Mama den Kopf schief. Ich wandte rasch den Blick ab, der dann aber auf Roy fiel, und das war noch schlimmer. Er runzelte die Stirn.
»Da steckt doch noch mehr dahinter«, sagte er.
»Es gab dort auch Drogen und Alkohol«, gab ich zu.
»Hat Beni was davon genommen?«, hakte Mama schnell nach.
»Sie trank etwas, ihr wurde übel und sie kam nach Hause, Mama«, sagte ich. Das war zumindest ein Teil der Wahrheit.
Mama und Roy schauten einander an.Wenn Roy es dabei bewenden ließ, täte Mama das auch, das wusste ich.
»Ist das alles?«, fragte Mama.
»Es war dort nicht schön, Mama. Das wurde Beni auch klar. Die meisten Mädchen aus der Schule wären nicht nach Hause gekommen«, betonte ich nachdrücklich.
»Ja, das stimmt wohl«, gab Mama zu. »Geht es ihr gut?«
»Ich wette, sie hat höllische Kopfschmerzen«, vermutete Roy.
»Gut. Das wird ihr eine Lehre sein. Sie kann sich ja zu ihrem Vater legen, und sie können sich den ganzen Morgen etwas vorstöhnen«, erklärte Mama. »Was sagt man noch über den Apfel, der nicht weit vom Stamm fällt?«
»Für mich gilt das schon«, sagte Roy schnell.
»Ja, für dich, mein Sohn. Und dafür danke ich dem Herrn.«
»Und für Rain auch«, versicherte Roy.
Mama starrte mich einen Augenblick an und nickte dann.
»Geh und kümmere dich um sie«, forderte Mama mich auf. »Heute Morgen habe ich ein größeres Problem.«
Sie wandte sich wieder dem Kaffee zu. Ich warf Roy einen Blick zu. Er schaute misstrauischer drein, als mir lieb war. Dann verschwand ich rasch in unserem Zimmer und wartete darauf, dass Beni aufwachte. Ich musste ihr erzählen, was ich Roy und Mama gesagt hatte, sonst würde sie uns in noch größere Schwierigkeiten bringen.
Sie machte noch keinerlei Anstalten aufzuwachen, selbst nachdem eine weitere Stunde vergangen war und alle in der Küche frühstückten. Ich musste sie rütteln.
Sie stöhnte und drehte sich langsam um.
»Was ist?«, fragte sie, als sie die Augen öffnete. Ich erzählte ihr, was ich Mama und Roy gesagt hatte.
»Warum hast du ihr gesagt, dass ich betrunken war? Jetzt wird sie mich nie wieder ausgehen lassen«, stöhnte Beni.
»Sie ist glücklich, dass du nach Hause gekommen bist, Beni. Ich sagte ihr, die meisten Mädchen wären nicht gekommen. Also, ganz gleich, wie sehr sie dich ausschimpft, du weißt, dass sie nicht so wütend auf dich ist, wie es den Anschein hat. Ich habe mein Bestes getan«, erklärte ich.
»Ich fühle mich schrecklich«, ächzte sie, als sie sich aufrichtete.
Sie hielt sich den Magen, dann bedeckte sie mit der anderen Hand die Augen und stöhnte. Schließlich fiel sie zurück auf ihr Kissen. »Lass mich einfach in Ruhe«, bettelte sie.
»Besser stehst du auf und ziehst dich an, Beni. Wenn du den ganzen Morgen im Bett liegst, wird es nur noch schlimmer. Mama kommt sowieso bald hier herein«, warnte ich sie.
Sie kniff die Augen zusammen und starrte mich einen Augenblick an. »Du freust dich,
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