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Die Hudson Saga 01 - Haus der Schatten

Die Hudson Saga 01 - Haus der Schatten

Titel: Die Hudson Saga 01 - Haus der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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Mama hinein. Wie üblich spürte sie, dass ich in ihrer Nähe war, ganz gleich, wie ruhig ich mich verhielt. Sie öffnete die Augen und schaute mich an.
    »Morgen«, sagte sie, »muss ich mein Baby begraben. Es gibt nichts Schlimmeres für eine Mutter, Rain. Nichts, was der Teufel persönlich sich ausdenken könnte«, sagte sie.
    Ich rannte zu ihr und schloss sie in die Arme. Sie streichelte mir das Haar und tröstete mich, obwohl ich sie hätte trösten sollen.

    Mein Schuldgefühl war wie eine Krankheit, die am Morgen von Benis Beerdigung jeden Körperteil von mir mehr denn je befiel. Es begann im Herzen und sickerte in meinem Blut durch den ganzen Körper, steckte meine Arme und Beine, den Hals und die Schultern an. Meine Augen taten mir so weh, dass ich sie entweder geschlossen halten oder stur nach unten schauen und den Blicken der anderen ausweichen musste. Als wir in der Kirche saßen, konnte ich im Nacken die Hitze der Verdammnis spüren, und als wir uns erhoben, hatte ich Angst, nach rechts oder links zu schauen. Es waren nicht besonders viele Leute in der Kirche und auf dem Friedhof noch weniger. Diejenigen, die Mama küssten und umarmten, umarmten Roy und schüttelten Ken die Hand, aber mir nickten sie nur zu oder warfen mir einen Blick zu. Ich hatte meine Schwester im Tal des Todes im Stich gelassen. Das dachten die anderen wohl.

    Der Regen, der am Tag zuvor eingesetzt hatte, fiel noch immer, aber nur sporadisch. Die Totenfeier am Grab konnte tatsächlich beendet werden, bevor es anfing zu gießen. Der Regen jagte alle zurück in ihre Autos, und wir verließen den Friedhof schneller, als ich vermutet hatte. Es war so endgültig.
    Als wir nach Hause kamen, drang Trübseligkeit in unsere Wohnung und unsere Herzen. Kens Lösung bestand natürlich darin, mehr und schneller zu trinken. Er trank bis zur Bewusstlosigkeit und brach auf seinem Bett zusammen. Roy zog sich zurück und schlief in seinem Zimmer ein. Mama arbeitete in der Küche, kochte sich Tee und saß dort eine Weile mit mir, bevor sie versuchte, selbst zu schlafen.
    »Wir müssen alle zum normalen Leben zurückkehren«, sagte sie schließlich. »Nichts, was wir tun, wird irgendetwas ändern.«
    Das schien mir eine unmögliche Aufgabe zu sein, aber irgendwie schaffte Mama es, am nächsten Morgen aufzustehen und wieder arbeiten zu gehen. Ihre Stärke gab mir Stärke. Roy und ich gingen zur Schule, außer Stande, die Leere um uns herum zu ignorieren. In die Schule zurückzukehren war jedoch viel schlimmer, als ich es mir vorgestellt hatte. Manche der Jugendlichen, die ich kannte, sagten mir, wie Leid es ihnen tat, aber Benis Meute war mächtig hinter mir her. Es war fast so, als hielten sie Jerad und seine Gang für unschuldige Zuschauer, die nur taten, was ihnen gerade in den Sinn kam.
    »Wenn du sie nicht allein gelassen hättest«, warf Nicole mir auf dem Flur in einer Pause vor, »wäre alles mit ihr in Ordnung. Sie haben sich nur einen Spaß mit dir gemacht.«
    »Du weißt ja gar nicht, wovon du redest«, sagte ich.

    »Oh doch. Dein weißes Blut hat sich gezeigt«, verkündete sie. »Und du bist davongelaufen. Du bist keine Schwester, nicht für uns.«
    Ihre Freundinnen nickten.
    »Das ist doch lächerlich. Du weißt ja gar nicht, wie dämlich sich das anhört«, fauchte ich sie an. Ich hatte sie satt, hatte sie alle satt.
    »Klar, wir sind dämlich«, erklärte Alicia sarkastisch. »Aber du lebst, und Beni ist tot.«
    »Sie wäre nicht in Schwierigkeiten geraten, wenn ihr ihr auf der Party nicht diesen grauenhaften Streich gespielt hättet. Ihr solltet euch schuldig fühlen, nicht ich«, rief ich. »Ihr wart vielleicht schöne Schwestern, sie so im Stich zu lassen. Es war ihr so peinlich, dass sie sich nicht mehr traute, ihr Gesicht zu zeigen.«
    »Jetzt hört euch die an«, sagte Nicole. »Was willst du damit sagen?«, fragte sie und kam mit ihrem Gesicht ganz nahe an meines heran. »Versuchst du, uns die Schuld in die Schuhe zu schieben? Hm?« Sie stieß mir mit ihrem langen, knochigen Zeigefinger an den Brustkorb. Es tat weh, aber ich wich nicht zurück.
    Stattdessen explodierte in mir etwas endgültig. Ich hasste sie für das, was sie Beni angetan hatten, und ich würde nicht zulassen, dass sie alles verdrehten und verzerrten, damit sie gut aussahen und ich schlecht. Ich benutzte meine Bücher als Knüppel und rammte sie ihr so hart in die Seite, dass sie hinfiel und die Mädchen um uns herum aufschrien. Einen Augenblick lang war sie

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