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Die Hudson Saga 01 - Haus der Schatten

Die Hudson Saga 01 - Haus der Schatten

Titel: Die Hudson Saga 01 - Haus der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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Entschlossenheit ab, die ihr kleiner Körper aufbringen konnte. Es wäre grausam gewesen, noch länger zu bleiben.

    Ich stieg in die Limousine, und der Fahrer schloss meine Tür. Mama stand auf dem Bürgersteig und lächelte unter Tränen.
    Ich presste mein Gesicht an die Scheibe, und dann fuhren wir davon. Sie hielt die Hand hoch, beobachtete mich noch einen Augenblick und wandte sich dann ab, um ins Haus zurückzugehen.
    Als wir um die Ecke bogen, schaute ich nach links und war mir sicher, Roy dort hinter einem Auto stehen gesehen zu haben. Sein Gesicht verlor sich bald in der Dunkelheit, die die aufziehenden Regenwolken hervorgerufen hatten.
    Wenige Sekunden später hatte ich die Gegend und das einzige Leben, das ich je gekannt hatte, hinter mir gelassen und war unterwegs.

KAPITEL 10
    Kein Zurück
    E inmal, als ich im vierten Schuljahr war, fand in der Schule eine schreckliche Feueralarmübung statt. Eine Woche zuvor hatte der Schulleiter die Schüler ausgeschimpft, weil wir zu lange brauchten, um unsere Klassenzimmer und die Schule zu räumen, und es gab viel Gerede.
    »Diesmal war es nur eine Übung«, warnte er uns, »aber nächstes Mal könnte es echt sein, und wenn es so lange dauert wie dieses Mal und ihr genauso viel Lärm macht, werden einige von euch bestimmt sterben.«
    Ich glaube nicht, dass er uns in Panik versetzen wollte, sondern er wollte eher erreichen, dass wir das Ganze ernster nahmen. Als in der Woche darauf die Alarmglocken klingelten, wurden alle in helle Aufregung versetzt. Jemand schwor, dass er Rauch riechen würde. Ich erinnere mich daran, dass wir danach alle hinausstürmten und unsere Klasse auf dem Flur frontal in eine andere Klasse lief. Hinter ihnen stauten sich bereits zwei weitere Klassen. Der ordnungsgemäße Weg, auf dem wir die Schule verlassen sollten, wurde vollends aufgegeben, als ein Schüler schrie: »Es ist ein echtes Feuer!«
    Die Kinder um mich herum schrien. Mein Herz fühlte sich an, als würde es in der Brust schmelzen. Einer stieß den anderen vorwärts, und dann rannten alle Klassen auf den Ausgang zu, trotz der Proteste unserer Lehrer. Ich war wie benommen.
Die Panik klebte mir wie Kleister an den Schuhsohlen, so dass ich mich kaum vorwärts bewegte.Von allen Seiten war ich jedoch von einer Triebkraft umgeben, als Welle auf Welle rudernder Arme und Beine an mir vorbeihasteten. Körper stießen gegen mich, und ich hatte das Gefühl, davongetragen zu werden, mich schnell zu bewegen, ob ich wollte oder nicht.Wir platzten aus dem Gebäude heraus wie Ertrinkende, die nach Luft keuchten. Ich werde dieses Gefühl der Hilflosigkeit, der Unfähigkeit, mich gegen die Kräfte aufzulehnen, die mich hinwegschleppten, nie vergessen.
    Genauso fühlte ich mich in der Limousine, als die Welt, die ich kannte, hinter mir zurückblieb.Wieder einmal wurde ich davongetragen, mitgerissen, raste über Highways, außer Stande, stehen zu bleiben. In gewisser Weise floh ich gerade aus einem brennenden Gebäude, einem Feuer. Zumindest glaubte Mama das fest. Ich sah die Erleichterung in ihren Augen, als die Tür der Limousine zufiel und ich in dieser Nobelkarosse hermetisch abgeschlossen war, die so glänzend und spitz wie eine Nadel durch das Leichentuch drang, das mich in diesem Teil der Stadt einst bedeckt hatte.
    Der Fahrer sprach während der Fahrt nur wenig mit mir. Nachdem wir etwa eine Stunde unterwegs waren, fragte er mich, ob ich Musik hören wollte. Er erklärte mir, dass über mir in der Decke der Limousine ein Radio sei. Ich war nicht in der Stimmung für Musik, deshalb dankte ich ihm, drückte aber keine Tasten und drehte keine Knöpfe. Er warf einmal einen Blick zurück zu mir, dann ignorierte er mich, bis wir uns dem Haus näherten, das mein neues Zuhause werden sollte. Er murmelte: »Jetzt dauert es nicht mehr lange.«
    Statt Erleichterung zu spüren, lief es mir nach seinen Worten eiskalt den Rücken hinunter. Ich schlang die Arme um
mich und saß wie erstarrt in der Ecke der Limousine und stierte zum Fenster hinaus.Als der Fahrer den Highway verlassen hatte und wir über Land fuhren, sah ich riesige Anwesen mit wundervollen Parkanlagen. Ich konnte mir nur schwer vorstellen, dass eine einzige Familie so viel besaß. Die Häuser sahen größer aus als Botschaften. Alles war sauber und blitzneu, die Hecken und Blumen waren von leuchtendem Grün, Rot und Gelb bedeckt. Das Wasser, das aus prächtigen Springbrunnen strömte, funkelte wie flüssige Diamanten in der späten

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