Die Hudson Saga 01 - Haus der Schatten
Alison zu tun. Sie kann meinen Geschmack nicht ausstehen und geht gar nicht gerne mit mir einkaufen. Sie ist in dieser Phase, weißt du, wo es extrem peinlich für sie ist, mit ihrer Mutter gesehen zu werden.«
Ich konnte mir nicht vorstellen wieso. Ich konnte nicht anders, ich genoss es, mit jemandem einkaufen zu gehen, der sich mit der neuesten Mode auskannte und für den die Kosten kein Problem waren. Mama und ich hatten nie die Gelegenheit, so etwas zu tun. Wir statteten einem Discountschuhgeschäft einen einzigen Besuch ab und gingen hin und wieder in die Warenhäuser am Lower End, um ein oder zwei Teile zu kaufen, aber einen ganzen Nachmittag im Kaufhaus zu verbringen, über Kleidung, Frisuren und Kosmetika zu plaudern, war wie ein Märchen, das wahr wurde. Es dauerte nicht lange, da lachte meine Mutter mich an, und ich konnte nicht anders, ich musste zurücklächeln.
»Also, das ist doch ein Anfang«, verkündete sie, nachdem sie einen Seidenschal für mich ausgesucht und ihn zu allem anderen gelegt hatte.
»Ein Anfang? Ich glaube, heute haben wir mehr gekauft als ich bisher in meinem ganzen Leben«, sagte ich.
»Das ist jetzt meine erste Mutter-Tochter-Lektion«, belehrte sie mich mit einem kleinen Lächeln ihres perfekten Mundes. »Wenn du Garderobe kaufst, ist es immer nur ein Anfang.Wir sind dazu geschaffen, verwöhnt zu werden. Das ist unser Schicksal, seit Adam Eva ein Blatt ausgesucht hat.«
»Er hat es nicht ausgesucht. Er hat nur dafür bezahlt«, sagte ich, »und zwar auf mehr als eine Weise.«
Sie hielt inne und brach dann in echtes Gelächter aus. Ich musste auch lachen.
Einen Augenblick starrte sie mich an.
»Du lachst wie er«, sagte sie.
Ihr Gesicht wurde ernst, nachdenklich, dann lächelte sie.
»Das könnte funktionieren«, sagte sie. »Komm mit. Wir besorgen dir ein Taxi. Ich schicke dir den Wagen morgen früh gegen zehn.«
Sie ließ sich die Adresse noch einmal bestätigen.
»Das ist doch eine von diesen Siedlungen, eines von diesen Projekten für Leute mit niedrigem Einkommen, nicht wahr?«
»Ja«, sagte ich.
»Ich kann deiner Mama wirklich keinen Vorwurf daraus machen, dass sie dich dort herausbekommen will.Wenn ich an ihrer Stelle wäre, würde ich vermutlich das Gleiche tun oder es zumindest versuchen. Ich weiß aber nicht, ob ich es so hätte durchziehen können wie sie. Sie ist eine zähe Lady.«
»Ja, das ist sie«, musste ich zugeben.
»Ich möchte dich gerne kennen lernen, Rain. Ich werde nie die Mutter sein, die sie für dich war, aber ich hoffe, wir können zumindest Freundinnen werden«, sagte sie. Sie warf einen Blick zurück auf das Warenhaus. »Das hat Spaß gemacht.«
»Spaß? Ich fand, das war harte Arbeit«, erklärte ich, und sie lachte wieder. Dann umarmte sie mich überraschenderweise impulsiv und besorgte mir ein Taxi.
Nachdem ich eingestiegen war, schaute ich zurück und sah sie den Bürgersteig hinunter verschwinden. Ich holte tief Luft.
Der Tag war wie ein Wirbelwind verlaufen und hatte mich innerlich verwirrt zurückgelassen. Ich fühlte mich benommen, herumgewirbelt in einem Kaleidoskop der Emotionen, fühlte mich fast gleichzeitig von meiner Mutter angezogen und abgestoßen. Sie war schön, selbstbewusst und lebendig. Ich wollte so sein wie sie, gleichzeitig hasste ich mich, weil ich nicht so sein wollte wie Mama. Wie ein Gummiband war ich bis zum Zerreißen gespannt. Aber ich wusste bereits, dass Mama die Erste sein würde, die losließ.
Mama war sich nicht völlig sicher, dass alles so klappen würde, wie sie es geplant hatte. Sie wartete auf mich, als ich nach Hause kam. Sie war wie üblich zur Arbeit gegangen, aber früher heimgekehrt.
»Wo sind deine Sachen?«, fragte sie, als ich zur Wohnungstür hereinkam.
»Es war einfach zu viel, Mama. Sie beschloss, es alles in Gepäckstücke einpacken zu lassen und ins Auto zu legen, das mich morgen abholen kommt. Du wirst es nicht glauben, wie viel sie ausgegeben hat, wie viel wir gekauft haben«, berichtete ich atemlos.
Mama saß am Tisch, während ich alles von Anfang bis Ende aufzählte und kaum innehielt, um ihr anschließend vom Kaffeetrinken und von dem Gespräch über meinen
leiblichen Vater zu berichten. Sie hörte mit einem halben Lächeln zu, ihre Augen waren manchmal dunkel und traurig, dann wieder freute sie sich für mich.
»Gut«, sagte sie, als ich zum Ende gekommen war. »Sie tut das Richtige. Gut.«
»Ich glaube nicht, dass sie eine besonders glückliche Familie hat, Mama«,
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