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Die Hudson Saga 01 - Haus der Schatten

Die Hudson Saga 01 - Haus der Schatten

Titel: Die Hudson Saga 01 - Haus der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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meinte ich zu ihr und beschrieb einiges, was meine Mutter mir über ihre Tochter Alison und ihre Schwester Victoria erzählt hatte.
    »Jede Familie, ob reich oder arm, hat Probleme, Rain. Es ist nur einfacher, damit fertig zu werden, wenn du dir nicht auch noch um so viele andere Dinge Sorgen machen musst wie wir. Also«, sagte sie und stand auf, »ich kümmere mich jetzt ums Abendessen. Dein Bruder wird mit einem Riesenhunger nach Hause kommen. Er hatte heute einen langen Arbeitstag. Er will Slim nicht auf irgendwelchen unerledigten Aufträgen sitzen lassen. Wenn sein Vater doch nur halb so viel Verantwortungsgefühl hätte, wären wir nicht da, wo wir sind«, stöhnte sie.
    Ich deckte den Tisch und ging dann in mein Zimmer, um fertig zu packen. Ich wollte nicht viel mitnehmen, aber jedes Mal, wenn ich bei einem Teil im Zweifel war, entschloss ich mich schließlich, dass es mir gehörte. Mama machte sich Sorgen, dass ich zu viel mitnahm.
    »Schätzchen, du willst doch nicht losgehen und einen Haufen alter Sachen in ein neues Leben mitnehmen. Ich werde einen Teil davon weggeben. Den größten Teil von Benis Sachen habe ich bereits zusammengepackt, um sie einem Secondhandgeschäft für wohltätige Zwecke zu geben.«
    Ich überlegte es mir noch mal und nahm fast die Hälfte von dem, was ich eingepackt hatte, wieder heraus. Am Ende
blieben nur ein Koffer und eine kleine Tasche übrig, die ich mitnehmen wollte.
    »Ich wünschte, ich könnte dir mehr geben, Schätzchen«, sagte Mama.
    »Du hast mir bereits mehr gegeben, als meine richtige Mutter mir jemals geben kann, Mama. Man kann nicht für Geld kaufen, was du mir gegeben hast und noch gibst«, erinnerte ich sie.
    Sie lächelte und umarmte mich, dann bereiteten wir gemeinsam das Abendessen vor und warteten auf Roy. Er kam eine halbe Stunde später als üblich nach Hause.
    »Ich habe so schnell wie möglich gearbeitet«, sagte er, »aber wir wurden heute durch eine Menge kleinerer Reparaturen unterbrochen.«
    »Wasch dich erst mal, Sohn. Das Essen ist schon fertig«, sagte Mama.
    Als er wieder aus dem Badezimmer kam und sich mir gegenüber hinsetzte, kam mir plötzlich in den Sinn, dass dies vermutlich unsere letzte gemeinsame Mahlzeit für lange Zeit, vielleicht für immer war. Mein Appetit verflüchtigte sich augenblicklich. Ich stocherte in meinem Essen herum.
    »Wir müssen uns alle unsere traurigen Gesichter abschminken«, erklärte Mama. »Wir werden jetzt alle etwas Besseres tun, hört ihr. Alles wird gut. Niemand sagt für immer auf Wiedersehen. Gebt mir doch nicht das Gefühl, als täte ich nicht das Richtige«, bat sie.
    Roy lächelte.
    »Das ist es nicht, Mama«, sagte er und schaute sich in unserer heruntergekommenen Wohnung um. »Ich werde nur die Kakerlaken und den Lärm so sehr vermissen.«
    Mama lachte und ich lächelte. Das brach den Bann, und
wir redeten voller Elan und Aufregung über die Dinge, die wir geplant hatten. Dann sagte Roy, er hätte etwas über Ken gehört.
    »Charlie drüben am Big Top Hamburger erzählte mir, er hätte ihn neulich mit Greasy Max und Dudley gesehen. Er sagte, sie hätten ausgesehen, als planten sie etwas, das nicht koscher sei.«
    »Er wird noch wie sein Bruder enden«, prophezeite Mama, »hinter Schloss und Riegel.« Sie schüttelte den Kopf. »Traurig, so etwas mitzuerleben. Ihr Kinder könnt euch vielleicht nicht daran erinnern, wie er früher war, aber es gab eine Zeit, da war er voller Hoffnung und Kraft und platzte förmlich vor Energie. Ich glaube, am attraktivsten an ihm fand ich seine schönen Träume. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass jemand mit so vielen guten Träumen keinen einzigen davon verwirklichte.
    Seid vorsichtig mit euren Träumen«, riet sie uns. »Wenn sie zu groß werden, werft sie in den Müll.«
    »Ich habe nicht vor, in der Armee allzu viel zu träumen, Mama«, meinte Roy lachend. »Ich werde zu müde sein.«
    »Du wirst träumen«, sagte sie. »Und du wirst deine Träume verwirklichen.«
    Keiner von uns wollte schlafen gehen. Wir hatten Angst vor der Dunkelheit, vor unseren eigenen Gedanken und besonders vor dem Morgen. Bis jetzt war ein Morgen für mich immer ein neuer Anfang. Jetzt bedeutete der nächste Morgen ein Ende.
    Etwa eine Stunde nachdem ich ins Bett gegangen war, hörte ich, wie sich meine Tür öffnete, schaute auf und sah Roy neben mir stehen. Er war so still, dass ich eine Minute lang glaubte, ich stellte mir nur vor, er stünde dort. Dann
kniete er sich hin, nahm meine Hand

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