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Die Hudson Saga 03 - Dunkle Träume

Die Hudson Saga 03 - Dunkle Träume

Titel: Die Hudson Saga 03 - Dunkle Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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mutig gegenübertrat.
    »Bis jetzt«, sagte er, »erfüllen Sie die Erwartungen Ihrer Großmutter, Rain.«
    Ich dankte ihm für das Kompliment und erzählte ihm, dass sie mir selbst in der kurzen Zeit, die wir zusammengelebt hatten, ein Beispiel gegeben hatte,
dem ich folgen konnte.Allerdings war ich mir nicht sicher, wie lange ich ihm noch folgen konnte.
    Ich betrachtete mich noch einmal im Spiegel und ging dann die Treppe hinunter, um zum Friedhof zu fahren. Es war ein bewölkter Tag mit einem kühlen Wind, der den herannahenden Herbst ankündigte. Ein perfekter Tag für einen Friedhofsbesuch, dachte ich, als ich aus dem Haus trat. Jake lehnte, die Arme verschränkt, gegen Großmutters Rolls-Royce und wartete auf mich. Als ich auftauchte, lächelte er und stellte sich gerade hin.
    »Morgen, Prinzessin«, rief er, als ich die Auffahrt überquerte und auf ihn zuging.
    »Guten Morgen, Jake.«
    »Gut geschlafen?«, fragte er.
    Ich wusste, dass alle sich fragten, ob ich imstande wäre, ganz alleine in einem so großen Haus zu leben. Tante Victoria hoffte, dass es mich gruselte und ich zu ihr kommen würde und sie anbettelte, den Deal zu akzeptieren, den sie mir durch Grant Randolph angeboten hatte.
    »Ja, habe ich, Jake.«
    Er lächelte. Jake war ein hochgewachsener, schlanker Mann, der langsam kahl wurde, dessen buschige Augenbrauen den Mangel an Haaren aber fast wettmachten. Er hatte dunkelbraune Augen, die immer spitzbübisch zu funkeln schienen und sein schmales Gesicht strahlen ließen. Sein Kinn hatte eine leichte Kerbe, die Nase war ein klein bisschen zu lang und zu dünn, aber das Lächeln,
das er mir schenkte, war fast immer warm und freundlich so wie heute Morgen.
    In letzter Zeit hatten seine Wangen häufig einen Stich ins Rote. Ich wusste, er trank ein wenig mehr als üblich, aber er nannte das seinen Treibstoff, und ich habe nie erlebt, dass er betrunken wirkte oder sich so benahm.
    Er öffnete mir die Hintertür des Rolls-Royce. Ich zögerte und starrte auf den Sitz, auf dem Großmutter Hudson immer so aufrecht gesessen hatte. Ich spürte immer noch ihr Parfüm, der Duft wehte hinaus zu mir. Das ließ mich zögern.
    »Ist alles in Ordnung, Rain?«
    »Ja, Jake, ja«, sagte ich und stieg schnell ein. Er schloss die Tür und wir brachen zum Friedhof auf.
    »Victoria rief mich an, um mir mitzuteilen, dass ich Megan und Grant morgen vom Flughafen abholen soll«, sagte er, als wir die Straße entlangfuhren. »Wussten Sie davon?«
    »Nein.«
    »Habe ich mir gedacht«, sagte er nickend und schüttelte dann den Kopf. »Überraschungsangriff.«
    »Woher wussten sie, dass ich überhaupt zu Hause sein werde?«, fragte ich.
    Er zuckte die Achseln.
    »Victoria nimmt das einfach an.« Er schaute sich zu mir um. »Diese Frau strotzt vor Selbstbewusstsein«, sagte er und lachte. »Ich erinnere mich an sie als kleines Mädchen. Sie ging immer so aufrecht und perfekt und wirkte immer so, als würde sie
nachdenken. Sie war so ernst, selbst damals, und ich erinnere mich daran, wie sie Megan anschaute, so von oben herab, als wollte sie sagen: ›Wie ist dieses Ungeziefer denn in unser Haus gelangt?‹ Megan schien sie jedoch nie besonders zu beachten. Victorias Kommentare glitten an ihr ab wie Eiswürfel von einem heißen Teller.«
    »Was Victoria natürlich wahnsinnig machte«, sagte ich.
    »Ganz genau.« Er lachte. »Wenn Megan viel über sie nachgedacht hätte, wäre sie vermutlich außer sich geraten. Damals gab ich ihr den Spitznamen Schildkröte. Sie hatte dann diesen geistesabwesenden, träumerischen Blick und verkroch sich in den Panzer ihrer Fantasien, um Victoria zu entkommen.«
    »So verhält sich Megan bei jedem«, murmelte ich mehr zu mir selbst als zu ihm.
    »Em«, räusperte er sich.
    Ich hatte Jake nichts davon erzählt, dass Megan meine leibliche Mutter war, und von meinem leiblichen Vater hatte ich schon gar nicht gesprochen. Seit der Beerdigung und allem, was darauf folgte, hatten er und ich nicht viel Zeit miteinander verbracht. Jetzt fuhr er mich zum ersten Mal alleine irgendwo hin.
    »Haben Sie sich entschieden, nach England zurückzukehren, Prinzessin?«, fragte er mich.
    »Wahrscheinlich«, sagte ich. »Diesmal bleibe ich natürlich im Studentenwohnheim.«
    »Verstehe. Leonora und Richard sind zwei ganz
besondere Modelle. Frances schüttelte immer den Kopf und lachte darüber, wie königlich und englisch Leonora geworden war.«
    Am liebsten hätte ich ihm erzählt, dass an ihnen gar nicht so viel

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