Die Hüter der Nacht
Abasca Machines erhalten hatte, aus der Tasche.
»Okay, ich werde eine Suche nach diesen Namen durchführen.«
»Ich glaube, das kann ich selbst, Miss Wexler«, sagte Ben und bemühte sich nicht, seinen Eigensinn zu verbergen. »Ich finde, Sie haben genug getan.«
Ben wartete, bis Jane Wexler das Büro verlassen hatte, bevor er mit seiner Suche begann. Es ging reibungsloser, als er es sich vorgestellt hatte. Er hatte nie viel von Computern verstanden und benutzte sie so wenig wie möglich, weil er sich darüber ärgerte, dass sie die hässliche Angewohnheit hatten, ihn vor scheinbar unlösbare Probleme zu stellen.
Heute jedoch hatte er keinerlei Probleme mit dem Computer. Ben nahm die Suche nach den Firmen vor, die von den ermordeten Schülern erpresst worden waren.
Es dauerte nur Sekunden, bis der Computer fertig war. Es ging so schnell, dass Ben zunächst gar nicht bemerkte, dass die Antworten bereits auf dem Bildschirm erschienen.
»Was bedeutet das?«, fragte Ben Jane Wexler bei Ihrer Rückkehr.
Sie betrachtete das Ergebnis seiner Suche: elektronische Adressen von vier Firmen, und keine davon mit einer dazugehörigen Botschaft.
»Sie müssen einen Bandwurm installiert haben, um sicherzustellen, dass niemand ihre Botschaften abfangen konnte.«
»Einen Bandwurm?«
»Er verschlüsselt die Botschaften sofort nach dem Abschicken.«
»Aber die Adressen sind unverschlüsselt. Dieser Bandwurm muss wohl nicht richtig funktioniert haben.«
Jane Wexler runzelte die Stirn, aus dem Gleichgewicht gebracht durch den Beweis, den Ben zu ihrem Erstaunen erbracht hatte. »Ich nehme an, heute ist Ihr Glückstag, Inspector.«
»Ihrer bestimmt nicht, Miss Wexler«, erwiderte Ben. »Die Killer Ihrer Schüler werden nicht mehr weit hinter Ihnen sein.«
60.
Gleich nach dem Treffen fuhr Paul Hessler zur Burg. Sein Reise- und Arbeitsplan hatte ihm fast einen Monat lang keinen Besuch der Burg erlaubt, und er war neugierig zu sehen, welchen Fortschritt die Arbeiten gemacht hatten.
Das Gebäude sah beinahe fertig aus. Jeder Stein, jedes Bauteil war peinlich genau zusammengesetzt worden. Der Wächter am Tor, das zu dem eingezäunten Bauplatz längs der Klippen von New Jerseys Palisades State Park führte, wollte Hessler den Zugang verwehren, bis er ihn erkannte und sich überschwänglich entschuldigte. Paul ließ seinen Fahrer und die Leibwächter zurück, die ihn auf Anweisung von Franklin Russett auf Schritt und Tritt begleiteten, und ging zu Fuß weiter.
Zehn Meter innerhalb des Zauns stand die Sandsteinmauer, die den Umkreis der Burg schützte. Sie war kaum mehr als Schutt gewesen, als Hessler zum ersten Mal 1944 auf den Hügel zur Burg gestiegen war. Seine Arbeiter hatten sie jedoch wie durch Zauberei rekonstruiert und eine Mischung der ursprünglichen Steine mit perfekt passenden Nachbildungen benutzt, um die Mauer in ihrer mittelalterlichen, einstigen Form und in allen Einzelheiten zu restaurieren. Der überwölbte Torweg und das Tor waren noch nicht fertig, damit noch Platz für die schwere Ausrüstung und die Maschinen blieb.
Paul ging durch die große Lücke auf den Burghof, der eines Tages einen verschwenderischen Park aufnehmen würde. Er stapfte durch den Schlamm und sank in den tiefen Furchen ein, die einer der gewaltigen Tieflader hinterlassen hatte, der auf der Baustelle geblieben war. Er blickte an der Burg empor und sah, dass die oberen Fundamente der vier verbliebenen Türme jetzt an Ort und Stelle waren. Dies waren die Bauteile, die er vom Original des Schlosses hatte entfernen lassen, um sie dann per Schiff in die Staaten transportieren zu lassen. Mit gewaltigen, speziellen Kränen waren die schweren Bauteile an Ort und Stelle gehievt worden. Jetzt waren die Kräne fort – ein Anzeichen, dass nur noch die letzte Feinarbeit erledigt werden musste. Binnen sechs Monaten, genau wie geplant, würde die Burg eröffnet werden, was den Besuchern eine Reise in eine Vergangenheit erlaubte, die sie niemals verstehen würden.
Paul Hessler betrat die Burg durch das riesige Portal aus Eiche, dessen schwere Angeln und Beschläge von Experten wieder angebracht worden waren. Wäre nicht gelegentliches Hämmern und das Summen von Arbeitsgeräten zu hören gewesen, hätte Paul sich ins Jahr 1944 zurückversetzt gefühlt. In der Burg war es überraschend kühl an diesem warmen Frühlingstag, als hätten die Bauarbeiter sogar die einstige Atmosphäre der alten Burg eingefangen. Paul erinnerte sich, wie erstaunt er gewesen
Weitere Kostenlose Bücher