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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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und wollte es nicht annehmen, denn Almosen beschämten ihn. »Es ist gut gemeint, Jo, aber nicht nötig, ehrlich. Das alte Wams erfüllt seinen Zweck doch noch.«
    Sie war anderer Meinung, doch das sagte sie nicht. »Sieh es doch mal so, John: Das Leinen war für unser Gesinde bestimmt. Nun wird aber eine gewisse Magd hier neuerdings in Seide gehüllt und braucht daher unser bescheidenes Leinen nicht. Darum hatten wir es übrig.«
    Er lachte, doch er nahm das Wams erst, als sie ihm androhte, sie werde ihm die Kränkung nie verzeihen, wenn er ihr Werk verschmähte.
    Ehe John seine neuen Kleider anlegte, tat er das, worauf er sich bei jedem Besuch zu Hause fast am meisten freute: Er nahm ein Bad. Sauber und frisch gewandet machte er sich schließlich auf den Weg nach Leeds, um Bischof Beaufort in Raymonds Namen um ein Darlehen von einhundert Pfund zu bitten. Wie erwartet lieh der reichste Mann Englands ihnen das Geld bereitwillig, und auf dem Rückweg nach Waringham machte John einen kleinen Abstecher zum nahen Benediktinerinnenkloster in Havering.
    Ein livrierter Pförtner öffnete ihm das Tor in der hohen Mauer und gewährte ihm Zutritt zu der großzügigen Anlage. Ein weiterer dienstbarer Geist eilte herbei, um Johns Pferd zu versorgen und unterzustellen. Havering gehörte zu den reichsten Klöstern Südenglands, und wie so oft in der Vergangenheit war auch die derzeitige Äbtissin eine Schwester des Erzbischofs von Canterbury.
    Während John in Begleitung eines weiteren Dieners durch den viel gerühmten, jetzt aber verschneiten Garten zu den großzügigen Steingebäuden hinüberging, schaute er sich verstohlen um. Doch die Schwestern und sonstigen Bewohnerinnen des Klosters waren vor der Winterkälte geflüchtet, der Garten war wie ausgestorben.
    Eine junge Subpriorin in einem makellosen schwarzen Habit empfing John in einem kahlen, unbeheizten Raum im Erdgeschoss des Gästehauses, und als er die Bitte äußerte, seine Schwester Isabella besuchen zu dürfen, schüttelte sie streng den Kopf. »Das ist derzeit leider nicht möglich, Sir. Eure Schwester befindet sich in Klausur.«
    John stellte zu seiner Verwunderung fest, dass er enttäuscht war. Isabella war ins Kloster eingetreten, als er neun Jahre alt gewesen war, er erinnerte sich nur verschwommen an sie. Doch seit dem Tod seines Vaters dachte er öfter als früher an die Geschwister, die er kaum kannte. »Ich wollte mich nur von ihrverabschieden, ehe ich in die Normandie zurückkehre, Madam. Es würde nur ein paar Augenblicke in Anspruch nehmen.«
    Sie schaute ihn an, als hätte er ihr einen unanständigen Antrag gemacht. »Sie kann ihre Zeit der Einkehr und des Schweigens nicht für Eure weltlichen Belange unterbrechen.«
    »Nein.« Er hob seufzend die Schultern. »Natürlich nicht.«
    Plötzlich verschwand der abweisende Ausdruck von ihrem Gesicht. Selbst eine Subpriorin war nicht gänzlich immun gegen die ebenmäßigen Züge dieses Gesichts, die verwegenen schwarzen Locken und die kummervollen blauen Augen. »Ich werde ihr ausrichten, dass Ihr hier wart, Sir John. Und die Schwestern und ich werden für Euch und Euren baldigen Sieg beten.«
    Er verneigte sich mit der Hand auf der Brust. »Habt vielen Dank, Madam.«
    Auf dem Weg zurück zum Stall schalt er sich einen Narren. Wie hatte er nur hoffen können, Juliana of Wolvesey bei diesem unüberlegten Besuch zufällig zu begegnen, wo die jungen Damen hier doch mit großer Sorgfalt von allen männlichen Besuchern abgeschirmt wurden? Gewiss hatte sein unangemeldetes Aufkreuzen einen schlechten Eindruck gemacht, und womöglich hatte er sich nun gar den Groll seiner beinah unbekannten Schwester zugezogen.
    Im Innern des großen Stallgebäudes war es dämmrig, und von dem Heer an Dienern und Knechten, das er bei seiner Ankunft gesehen hatte, schien niemand mehr übrig. Wahrscheinlich waren alle zum Nachtmahl gegangen, vermutete er, denn es dämmerte bereits. So machte er sich an die nicht ganz einfache Aufgabe, unter den mehr als zwei Dutzend Pferden in einem fremden, unbeleuchteten Stall das seine zu finden.
    »Achilles?«, murmelte er, während er die Boxenreihen entlangschritt. »Wo steckst du? Warum kannst du kein Schimmel sein, verflucht?«
    Ein vertrautes Schnauben brachte ihn auf die richtige Spur. Achilles stand nicht in einer der Boxen, sondern an der Stirnwand des Gebäudes, wo man die Zügel nachlässig um einen hölzernen Balken geschlungen hatte. Niemand hatte es fürnötig befunden, ihm die Trense

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