Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
Vom Netzwerk:
ich getan habe, und ich schwöre, ich mach es wieder gut. Nur, schickt mich nicht weg. Lasst mich auf dem Gestüt bleiben, bitte. Es ist das erste Mal, dass ich irgendwo bin, wohin ich gehöre und …«
    Er verstummte, als Raymond ihn roh am Arm packte und ausholte, aber John fing die zuschlagende Hand ab. »Nimm dich zusammen, ja«, knurrte er und versetzte Raymond einen Stoß vor die Brust, der beiläufig und beinah sanft wirkte, den älteren Bruder aber in Windeseile auf die Bettkante beförderte. Zu verdattert, um zu reagieren, blieb Raymond dort sitzen.
    John schob den Jungen zur Tür. »Geh in die Halle hinunter und iss, Daniel. Weißt du, wo die Halle ist?«
    »Ja, Sir. Aber …«
    »Gut«, unterbrach John. »Anschließend kommst du wieder her, und dann sehen wir weiter.«
    Mit einem letzten vorwurfsvollen Blick auf seinen Vater ging Daniel hinaus.
    John lehnte sich an die geschlossene Tür, verschränkte die Arme und kreuzte die Knöchel. »Klär mich auf, sei so gut.«
    Der Ältere war zu rastlos, um sitzen zu bleiben. Er sprang auf und lief im Zimmer auf und ab. »Das Gestüt ist ein verdammtes Lollardennest!«, behauptete er.
    John hatte mit allerhand gerechnet, aber niemals damit. »Was redest du da für einen Unsinn?«
    »Ich will auf keinen Fall, dass der Junge dort bleibt und in Gott weiß was hineingerät!«
    »Raymond, du bist hysterisch.«
    »Soll ich dir eins verpassen?«
    »Du kannst es ja mal versuchen. Aber du siehst so aus, als hättest du für heute schon genug eingesteckt. Hübsches Veilchen, Mylord.«
    Raymond schnaubte wie ein wütender Bulle. »Conrad hat den König und den Papst beschimpft. Und als ich ihn einen Lollarden nannte, hat er es nicht geleugnet. Was sagst du jetzt?«
    John sagte erst einmal gar nichts. Er dachte nach, und während er das tat, verteilte er den Inhalt des kleinen Weinkruges, den er mit in seine Kammer genommen hatte, auf zwei Becher und reichte Raymond einen davon. Der Wein war nicht mehr wirklich heiß, dampfte aber heftig. Es war eisig in dem unbeheizten Raum.
    »Selbst wenn es wahr wäre, ich bin verwundert, dass ausgerechnet du dich so darüber aufregst«, antwortete John schließlich. »Früher hast du die Lollarden und ihre Ketzerei immer auf die leichte Schulter genommen. «
    »Ja. Bis John Oldcastle den König verraten hat und Mortimer und mich um ein Haar erschlagen hätte. Seither mangelt es mir bei dem Thema an Gelassenheit.«
    »Aber John Oldcastle ist tot.«
    Vor zwei Jahren war der einstige Vertraute des Königs seinen Häschern endlich ins Netz gegangen. Des Königs Bruder Bedford, der in Harrys Abwesenheit nach wie vor die Regentschaft innehatte, hatte dafür gesorgt, dass das vor Jahren verhängte Urteil umgehend vollstreckt wurde, ehe Oldcastle noch einmal aus dem Tower entwischen konnte. Quer durch London war der Verurteilte nach St. Giles’ Fields geschleift worden, wo man ihn an den neuen Lollardengalgen hängte und unter ihm einen Scheiterhaufen entzündete, sodass er verbrannte, während er erstickte. Weder der König noch die Waringham-Brüder waren zu dem Zeitpunkt in England gewesen, aber alle, die Zeugen geworden waren, berichteten, dass es die grausigste Hinrichtung gewesen sei, die sie je gesehen hätten, der Abscheulichkeit des Verrats und des lästerlichen Frevels angemessen.
    »Und es hat den Anschein, dass dieser ganze Lollardenspuk mit ihm gestorben ist«, fuhr John fort. »Aber selbst wenn nicht. Conrad ist ein zu kühler Kopf, um sich auf solch einen aussichtslosen Unsinn und das ganze wirre Gefasel einzulassen. Sei ehrlich, Raymond: Du bist aus ganz anderen Gründen wütend auf ihn und nimmst diesen albernen Verdacht nur als Vorwand.«
    »Oh, was täte ich nur ohne mein weises Brüderchen, das mir erklärt, was ich denke?«, höhnte Raymond und leerte seinen Becher in einem Zug.
    John zog gereizt die Stirn in Falten. »Mir ist ehrlich gesagt völlig gleich, was du denkst. Aber du kannst den Jungen nicht ernsthaft in die Normandie schicken wollen.«
    »Warum denn nicht? Dort kann mehr aus ihm werden als ein Stallknecht.«
    Ein Leichnam, zum Beispiel. »Er will aber nicht, sollte dir das entgangen sein. Außerdem wird jeder auf einen Blick erkennen, wer er ist. Was er ist. Du weißt doch ganz genau, was er sich wird anhören müssen. Warum lässt du ihn nicht einfach da, wo er offenbar glücklich und zufrieden ist?«
    »Das hab ich dir eben erklärt«, entgegnete Raymond gallig, behauchte seine Hände und ging zur Tür. »Hier

Weitere Kostenlose Bücher