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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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Gegensatz zu Raymond ein vernünftiger Mann sei. Wenn er das wirklich tut, stehen wir schön dumm da.«
    Tudor zuckte die Schultern. »Na und? Was regst du dich auf? Dir kann all das doch gleich sein.«
    Somerset schnalzte missbilligend. »Dieses Gestüt ist das Lebenswerk seines Vaters, Owen. So etwas ist einem nicht egal.«
    »Nein?«, fragte Tudor verwundert, winkte einen der Bierjungen heran, wies auf den leeren Krug auf dem Tisch und fragte: »Ist der Fraß hier so schlimm, wie er riecht?«
    Der Junge nahm den Krug. »Schlimmer.«
    Der Waliser schnitt eine Grimasse. »Gib der Wirtin Bescheid, wir wollen es trotzdem mal versuchen.«
    Der Junge nickte gleichgültig und ging ohne Eile davon.
    John lehnte sich zurück an die Wand und streckte die langen Beine unter dem Tisch aus. Die Schänke mochte verräuchert sein, aber nach dem langen, unfreiwilligen Fußmarsch durch die winterlichen Wälder von Kent war es ein äußerst angenehmes Gefühl, seine Zehen allmählich auftauen zu spüren. Er war froh, wieder bei seinen Freunden zu sein, die ihm näher standen als jeder seiner Brüder.
    Vom Beginn dieses zweiten Normandie-Feldzugs an hatten sie zusammen im Gefolge des Königs gekämpft, waren im Krieg gemeinsam erwachsen geworden. Somerset war erst sechzehn und dennoch ein großer, breitschultriger Mann mit einem so üppigen Bartwuchs, dass er manchmal wie sein Onkel Exeter aussah, wenn er längere Zeit keine Gelegenheit fand, sich zu rasieren. Inzwischen hatte auch er seinen Ritterschlag längst empfangen, befehligte die Bogenschützen seines abwesenden, kranken Bruders, stritt häufig und bitter mit seinem Stiefvater Clarence, der einer der Oberbefehlshaber der Truppe war, lehrte seinen Knappen lateinische Verse und hatte es dank seiner Persönlichkeit bislang zu verhindern gewusst, dass er selbst und seine beiden Freunde völlig verrohten.
    Owen Tudor hatte sich weniger verändert. Er war immer noch der rotgelockte Flegel, kein Ritter, und er hatte auch keinerlei Interesse an diesem albernen englischen Ritual. Er diente dem König, weil der ihn fütterte und weil er ihn schätzte – oder vielleicht auch, weil er nichts Besseres mit sich anzufangen wusste –, jedenfalls nicht aufgrund irgendeines wirren, veralterten Kodex. Er war findig, listenreich und scheinbar vollkommen furchtlos, und er war der Mann, der alles besorgen konnte. Er hatte bessere Beziehungen zu den Marketendern und Huren als irgendjemand sonst und betrieb schwunghaften Handel mit allem, was Mangelware war. Er war ein hervorragender Soldat, aber kein Anführer.
    John dachte nicht frohen Herzens an das, was sie jenseitsdes Kanals erwartete. Er verabscheute die Kälte und den Dreck, den miserablen Fraß und das Lagerleben überhaupt, das Blutvergießen und den Gestank des Krieges. Doch es war vor allem die Gesellschaft dieser beiden Männer, die ihm dieses Leben erträglich machte.
    Die Tür zum Hof öffnete sich, und eine verschneite, vermummte und schwer beladene Gestalt trat ein. Nachdem sie sich den Schnee von den Schultern geklopft und die Kapuze zurückgeworfen hatte, erkannte John sie.
    »Daniel! Komm hier rüber.«
    »Ja, nun schau einer an«, raunte Tudor. »Waringham leistet sich neuerdings einen Knappen.«
    Zaudernd trat der Junge näher. Unter dem Arm trug er Johns Rüstung. Die einzelnen Panzer und Schienen waren so ineinander gelegt und verschnürt, dass sie möglichst wenig Platz einnahmen und man sie tragen konnte, aber es war ein schweres Paket. Daniel sah sich misstrauisch in der verräucherten Schankstube und unter den teilweise etwas finster wirkenden Seeleuten um und blieb schließlich vor John stehen.
    »Hast du Platz im Stall für die Pferde gefunden?«, fragte der.
    Daniel nickte. »Und der Hufschmied kommt morgen früh, sobald es hell wird.«
    »Gut gemacht. Daniel, dies ist Sir John Beaufort, genannt Somerset, ein Cousin des Königs. Und das hier ist Owain ap Meredydd, genannt Owen Tudor, über dessen walisische Sippschaft wir lieber den Mantel des Schweigens breiten wollen.«
    Daniel verbeugte sich. Es sah ein wenig unbeholfen aus, denn er hatte in ritterlichen Artigkeiten noch nicht viel Übung.
    Tudor nickte ihm grüßend zu. »Und du bist eins von Raymond of Waringhams Heldenstücken, nehm ich an?«
    Daniel presste die Lippen zusammen und senkte den Blick.
    »Er will dich nicht kränken«, erklärte John. »Bei den Walisern gibt es keinen Unterschied zwischen Bastarden und ehelich geborenen Kindern.«
    Der Junge

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