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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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habt ihr euch auch noch einen Papst gekauft, der es absegnet. Aber ohne mich.«
    Raymond starrte ihn fassungslos an. »Großer Gott … du bist ein verdammter Lollarde.«
    Conrad sagte weder ja noch nein. »Ich habe jahrelang wie ein Knecht geschuftet und gelebt, um meinen Brüdern ihren Anteil am Gestüt abzukaufen. Ich habe hart für das gekämpft, was ich heute besitze, und das lasse ich mir von dir und deinem König nicht nehmen.«
    »Er ist auch dein König.«
    »Und er ist mir genauso teuer wie ich ihm.«
    Raymond schleuderte die blutverschmierte Schneekompresse zu Boden. »Ich glaube, damit wäre alles gesagt.« Er machte auf dem Absatz kehrt und stapfte Richtung Futterscheunedavon. Er war außer sich vor Wut, wollte das Gestüt auf dem schnellsten Weg verlassen und gedachte nicht, vor seiner Rückkehr in die Normandie noch einmal herzukommen. Conrad sollte viel Zeit haben, um nachzudenken und sich zu fragen, ob Raymond ihn beim Erzbischof als Lollarden anschwärzen würde oder nicht. Er sollte schmoren.
    Doch als er den Mönchskopf schon halb erklommen hatte, hielt Raymond plötzlich inne und machte noch einmal kehrt. Er hatte eine Kleinigkeit vergessen.
     
    Die Stallburschen standen vor der Futterscheune, wo der Vormann ihnen die Eimer mit der richtigen Menge Hafer für jedes Pferd überreichte.
    »Daniel, komm her«, befahl Raymond.
    Der Knabe wandte sich verwundert um. Er war groß und breitschultrig für seine dreizehn Jahre, wirkte ein wenig verwildert und schmuddelig, wie Stallknechte es immer taten, aber kerngesund. »Mylord?«
    »Ich sagte, komm her.«
    Daniel stellte seine beiden Eimer neben dem Scheunentor ab und trat zu ihm.
    »Deine Tage als Stallbursche sind vorüber«, eröffnete Raymond ihm. »Ich überlege mir etwas anderes für dich. Du kommst mit mir auf die Burg.«
    Daniel riss erschrocken die Augen auf. »Was … hat das zu bedeuten, Sir? Ich will hier nicht weg.«
    Raymond ohrfeigte ihn links und rechts und wandte sich ab. »Du wirst tun, was ich sage«, beschied er über die Schulter. »Los, beweg dich.«
    Ohne ein weiteres Wort folgte sein Sohn ihm über den Mönchskopf und den Burghügel hinauf und hielt einen guten Schritt Abstand zu ihm. Raymond schaute sich keinmal nach ihm um.
     
    John saß mit untergeschlagenen Beinen auf seinem Bett und las mit wachsender Faszination die Gedichte, die sein BruderMortimer gleichsam als Heilmittel gegen böse Erinnerungen geschrieben hatte. Und sie waren in der Tat ein wirksames Gegengift. John war vollkommen darin versunken. Doch als krachend die Tür aufflog, zuckte er nicht zusammen. Wer im ständigen Kanonendonner lebte, verlor entweder den Verstand oder legte jedwede Schreckhaftigkeit ab. John hob lediglich den Kopf.
    Raymond ließ ihm keine Zeit für eine spitze Bemerkung über die schöne, alte Sitte des Anklopfens, sondern trat mit einem langen Schritt über die Schwelle und zog einen blonden, abgerissenen Jüngling mit sich. »Du sagtest, ich schulde dir einen Gefallen, richtig?«, schnauzte er.
    John klappte das Büchlein zu, schwang die langen Beine über die Bettkante und sah von Raymond zu dessen unfreiwilligem Begleiter. Seine Augen verengten sich ein klein wenig, als er den Jungen erkannte. »Wie kommt es nur, dass ich glaube, dein ›Gefallen‹ werde mich nicht besonders glücklich machen?«
    »Du hast dich darüber beklagt, dass du keinen Knappen hast.«
    »Falsch. Ich habe mich nicht beklagt, sondern eine Tatsache festgestellt.«
    »Wie dem auch sei«, brummte Raymond ungeduldig. »Jetzt hast du einen. Sein Name ist Daniel.«
    »Ja, ich kenne unsere Stallburschen, Raymond.«
    »Er kann nicht bleiben, wo er war, also sei so gut und nimm ihn mit und sorg dafür, dass ein Kerl aus ihm wird.«
    John betrachtete seinen Neffen einen Augenblick. Es war nicht zu übersehen, dass der Junge vollkommen verwirrt, geradezu verstört war. Und John erinnerte sich nur zu gut daran, wie es sich anfühlte, von Raymond herumgeschubst zu werden. Er stand auf, trat zu Daniel und legte ihm kurz die Hände auf die Schultern. »Ich würde dich gerne nehmen, Junge. Nur bin ich leider nicht in der Lage, einen Knappen zu unterhalten. Wir werden eine andere Lösung für dich finden müssen.«
    »Das lass meine Sorge sein«, warf sein Bruder ein. »Ich zahle dir ein Pfund pro Jahr.«
    Das möcht ich erleben, dachte John mit grimmiger Belustigung, aber ehe er seine Bedenken vorbringen konnte, bat der Junge seinen Vater zaghaft: »Bitte, Sir, sagt mir, was

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