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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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machte große Augen. »Ist das wirklich wahr?«
    »So wahr ich hier sitze«, versicherte Tudor.
    Wo ist dieses glückliche Land, hätte Daniel gern gefragt, aber das wagte er nicht. Er bewegte sich auf vollkommen unbekanntem Terrain und hatte keine Ahnung, was er sagen durfte und wie er sich zu verhalten hatte.
    Somerset erkannte seine Nöte und lächelte ihm aufmunternd zu. »Sei uns willkommen, Daniel. Siehst du dahinten die Treppe? Wenn dein Herr keine Einwände hat, dann geh hinauf, und hinter der dritten Tür zur Linken findest du unser Quartier. Dort wartet mein Knappe Simon. Macht euch bekannt. Ihr müsst oben bleiben, um auf unser Zeug aufzupassen, aber wir schicken euch etwas zu essen hinauf.«
    »Danke, Euer Lordschaft.« Daniel stockte vor Ehrfurcht beinah der Atem. An Cousins von Königen war er ebenso wenig gewöhnt wie an Artigkeiten. Prompt vergaß er, sich zu verneigen, als er davoneilte.
     
    Am nächsten Morgen schifften sie sich auf einer genuesischen Karracke ein. Der schöne Zweimaster gehörte dem Earl of Huntingdon, der ihn vor knapp zwei Jahren bei einem Seegefecht in der Seine-Mündung erbeutet hatte und dem König seither zur Verfügung stellte, um Männer und Ausrüstung über den Kanal zu bringen. Mit der Morgenflut liefen sie aus und setzten Kurs auf Harfleur, nicht auf das viel näher gelegene Calais. Letzteres war zwar fest in englischer Hand, aber zwischen Calais und der eroberten Normandie lagen Gebiete, die der Herzog von Burgund kontrollierte. »Bis vor einigen Monaten waren wir mit Burgund verbündet«, erklärte John seinem Knappen, »doch das Abkommen zwischen dem König und ihm ist abgelaufen, und derzeit sieht es so aus, als wolle der Herzog es nicht erneuern.«
    Daniel nickte interessiert, schlug dann plötzlich die Hand vor den Mund und stürzte zur Reling.
    John seufzte. »Seines Vaters Sohn …«
    Daniels Martyrium dauerte bis zum nächsten Vormittag.Die Überfahrt war stürmisch, und Johns Knappe war nicht der einzige Passagier, der die Fische fütterte. Doch als sie in Harfleur festmachten, strahlte eine weißliche Februarsonne am wolkenlosen, verwaschen blauen Himmel.
    Vom Kommandanten der Garnison in Harfleur erfuhren sie, dass der König unverändert in Rouen weilte, also machten sie sich auf den Weg dorthin. Die Straße war in keinem sehr guten Zustand, und es waren an die dreißig Meilen, doch dank der guten, ausgeruhten Pferde kamen sie vor Einbruch der Dunkelheit an. Die Soldaten der starken Wache am Tor erkannten sie und ließen sie nach einem höflichen Gruß passieren.
    Sie ritten eine einigermaßen breite, gepflasterte Straße Richtung Stadtzentrum entlang. Durch die Ritzen der Fensterläden an den Häusern links und rechts schimmerte Licht, aber es war kaum noch ein Mensch auf der Straße. Die wenigen Gestalten, denen sie begegneten, wirkten verhärmt und ängstlich.
    »Scheu wie die Rehe«, spöttelte Tudor. »Dabei hätten sie es inzwischen längst gemerkt, hätte der König die Absicht gehabt, Rouen zur Plünderung freizugeben.«
    Somerset nickte. »Ja, sie können froh sein, dass sie ihre Häuser und ihre Habe noch besitzen. Von ihrem Leben und ihren jungfräulichen Töchtern ganz zu schweigen. Aber keine Bürgerschaft freut sich über eine fremde Armee in ihrer Stadt, ganz gleich, wie nachsichtig und milde die Besatzer sind.«
     
    König Harry hatte eine der großen Kaufmannsvillen nahe der Kathedrale bezogen, und er empfing die drei jungen Männer in einer prachtvollen Halle, die ihm vorläufig als Hauptquartier diente. Die dunklen Deckenbalken waren aufwändig geschnitzt, die Fenster mit bleigefassten, rautenförmigen Scheiben verglast, die tagsüber gewiss ein sanftes, goldenes Licht spendeten. Kunstvolle, auf Holz gemalte Heiligenbilder zierten die Wände, und am Boden lagen Steinfliesen, jetzt allerdings von den vielen Soldatenstiefeln verdreckt, die den Schlamm und Schneematsch hereingetragen hatten. Am Kamin, der beinah mannshoch war und ein wunderbar gemeißeltes Sims hatte, standenzwei bequeme Polstersessel. Der Rest des sicher vornehmen Mobiliars war indessen hinausgeschafft worden, um Platz für die vielen Menschen zu schaffen.
    In kleinen Gruppen standen Adlige und Ritter zusammen und redeten, Diener brachten Krüge mit Wein und neues Feuerholz, an einem kleinen Tisch in einem halbdunklen Winkel saß der Duke of Clarence und ging mit seinem Sergeanten die Soldabrechnung durch. Diskretes Münzenklimpern war dann und wann zu vernehmen. Man

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