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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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mochte über den ehrgeizigen Bruder des Königs denken, was man wollte, auf jeden Fall bezahlt er seine Männer pünktlicher als Harry, dachte John und unterdrückte ein Seufzen, während er, flankiert von Tudor und Somerset, vor dem König auf ein Knie niedersank.
    Harry forderte die drei Ankömmlinge mit einem Wink auf, sich zu erheben. »Ah, endlich zurück. Das wurde auch Zeit, Gentlemen.« Sein strahlendes Lächeln nahm dem Vorwurf die Schärfe.
    John dachte manchmal, dass Harry sie schindete wie ein gnadenloser Gutsherr seine Hörigen, aber im Grunde seines Herzens fühlte er sich geschmeichelt, dass der König offenbar so schlecht auf ihn verzichten konnte. Er zog seine Depeschen aus dem Handschuh. »Nachricht von Bischof Beaufort, Sire.«
    Der König nahm den Brief, erbrach das Siegel und überflog den Inhalt des Schreibens. Er lächelte kurz, nickte zufrieden und ließ den Bogen dann sinken. »Es gibt viel zu tun, und wir müssen uns sputen«, berichtete er den Neuankömmlingen. »Wir wollen die Gunst der Stunde nutzen und bis Mantes vorstoßen, ehe der Herzog von Burgund und der Dauphin sich gegen uns verbünden.«
    John und Somerset tauschten einen entsetzten Blick. »Ein Bündnis zwischen Burgund und dem Dauphin, Sire?«, fragte Somerset ungläubig. »Aber sie hassen sich.«
    »Hm«, machte der König. Es klang ironisch. »Mich lieben sie auch nicht gerade. Die Frage ist, wer wen am meisten verabscheut. Tragisch, nicht wahr? Es gibt einfach keine Liebe mehr in der Welt.«
    Die drei jungen Männer erwiderten sein flegelhaftes Grinsen.
    »Nun, wenn wir Mantes in der Tasche haben, ist es gleich, was sie tun, denn dann brauchen wir nur noch die Hand nach Paris auszustrecken. Somerset, Ihr marschiert mit Euren Männern die Seine hinauf, umrundet Mantes und blockiert die Straßen, wie üblich.«
    »Ja, Sire.«
    »Waringham, Tudor, Ihr macht Euch morgen früh auf den Weg nach Pontoise. Da hat der Herzog von Burgund sein Hauptquartier. Wenn er nicht dort ist, sucht ihn. Ihr müsst ihm eine Nachricht überbringen. Wir haben keine Zeit, die verschlungenen Pfade der offiziellen Diplomatie mit all ihren langwierigen Ritualen zu beschreiten. Ihr seid in keinerlei offizieller Mission unterwegs, sondern bringt Burgund lediglich einen persönlichen Brief. Wartet die Antwort ab und bringt sie mir. Sie muss ›ja‹ oder ›nein‹, lauten, untersteht Euch, mit einem ›vielleicht‹ zurückzukommen, hört Ihr?«
    Sie nickten, und der König nahm eine kleine, versiegelte Schriftrolle von einem schmalen Tisch zu seiner Linken auf, welcher mit Papieren und Pergamentbogen ebenso übersät war wie mit Zinntellern voll abgenagter Knochen und Brotkrumen. Harry legte die Botschaft in Tudors bereitwillig ausgestreckte Hand, der sie in seinem Handschuh verschwinden ließ.
    »Speist mit mir, Gentlemen«, lud der König sie ein. »Und erzählt mir von zu Hause.« Er war seit zwei Jahren nicht in England gewesen und machte aus seiner Sehnsucht nach der Heimat keinen Hehl.
    Bald erschienen Diener und legten schwere Eichenplatten auf Holzböcke, sodass eine lange Tafel entstand. Auf den Bänken, die zu beiden Längsseiten aufgestellt wurden, nahmen des Königs Brüder, Kommandanten und sonstige Vertraute Platz. Somerset setzte sich auf Geheiß des Königs auf den Ehrenplatz an dessen Seite und berichtete ihm mit gedämpfter Stimme von seiner Unterredung mit des Königs Bruder Bedford, der die Geldnöte der Regierung in England beklagt hatte, aber auchvon seiner Sorge um seinen todkranken Bruder Henry. John und Tudor, die gegenüber saßen, lauschten schweigend, berichteten dann ihrerseits vom Stand der Dinge in Wales und in Kent, während sie heißhungrig aßen. Die Portionen waren klein, bestanden aus zähem Pökelfleisch und altbackenem Brot, und der Wein war verwässert. Aber sie hatten nichts anderes erwartet.
    Trotzdem murmelte Somerset: »Wie ich diesen Fraß verabscheue«, als sie die Halle nach dem Essen verließen, um sich eine Schlafstatt zu suchen. »Man gewöhnt sich ja nach ein paar Tagen wieder daran, aber wenn man gerade in England war, ist es jedes Mal ein Schock.«
    »Tja.« John hob die Schultern. »Gloucester würde jetzt sagen: ›Was gut genug für König Harry ist, ist gut genug für dich.‹«
    Die anderen beiden lachten über die gelungene Imitation von Gloucesters schwülstigem Tonfall, mit dem er seinen Bruder, den König, gern in Schutz nahm, selbst wenn niemand sich beklagt hatte. Der junge Herzog hatte sich

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