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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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und fruchtlos debattieren können. Daniel und Somersets Knappe Simon Neville hatten ein freies Zelt in einem windgeschützten Winkel des Innenhofs ausfindig gemacht und ein Kohlebecken organisiert, in dessen unmittelbarer Umgebung der hartgefrorene Boden allmählich zu einer Schlammsuhle taute.
    »Hm. Entzückend«, bekundete Somerset. »Nur gut, dass wir hier nicht in voller Rüstung schlafen müssen, sonst wären wir morgen früh am Boden festgerostet.«
    John wandte sich an seinen Knappen. »Daniel.«
    Der Junge biss sichtlich die Zähne zusammen und trat vor ihn, ohne einen Ton zu sagen.
    »Geh zum Stall und hol uns einen Ballen Stroh.«
    »Was?«, fragte Daniel entgeistert.
    »Für den Boden, du Esel«, antwortete John ungeduldig. »Ich will nicht früher als zwingend notwendig wieder im Morast schlafen.«
    »Oh … verstehe, Sir.« Immer noch schaute er John ein wenig misstrauisch an, er wirkte nervös.
    »Ich glaube nicht, dass er dir wegen der Sache den Kopf abreißen wird, Daniel«, sagte Somerset beiläufig und rieb sich die Hände über dem Kohlebecken.
    Daniel warf ihm einen raschen Blick zu, ehe er seinen Herrn wieder anschaute.
    John ging ein Licht auf. »Ach, richtig. Scrope.«
    Simon trat zum Ausgang. »Ich geh das Stroh holen«, erbot er sich und verschwand schleunigst, ehe irgendwer zugestimmt hatte.
    »Es gibt ein paar einfache Regeln, Daniel«, erklärte John. »Wenn ein Ritter dir einen Befehl erteilt, dann hast du zu gehorchen. Auch wenn er ein Widerling wie Scrope ist, auch wenn er dir befiehlt, du sollst dich auf den Kopf stellen und mit den Zehen wackeln, du hast nur zu sagen ›Ja, Sir‹ und es zu tun. Sonst wird es nicht lange dauern, bis du hier in böse Schwierigkeiten gerätst.«
    »Aber Sir …«
    »Nein. Es gibt kein Aber. Dir steht es nicht an, einem Ritter zu widersprechen. Du bringst mich in Verlegenheit, wenn du es tust, und darum ist heute das erste und letzte Mal, dass du straffrei ausgehst. Ist das klar?«
    Daniel nickte. Es war ein ziemlich rebellisches Nicken.
    John hob die Brauen. »Wie bitte?«
    »Ja, Sir.«
    »Gut. Ich muss morgen früh aufbrechen und werde vermutlich ein, zwei Wochen unterwegs sein. Ich hoffe, ich höre keine Klagen über dich, wenn ich wiederkomme.«
    Daniel riss entsetzt die Augen auf. »Ihr lasst mich hier zurück?«
    John betrachtete ihn, ebenso kühl wie wortlos.
    »Das war kein Aber und keine Widerrede. Nur eine Frage«, erklärte Daniel. »Sir«, fügte er mit ein wenig Verspätung hinzu, weil es ihm erst im letzten Moment eingefallen war.
    Mit einem Mal ging John auf, dass es nicht die uneheliche Geburt war, die ihn gegen den Jungen einnahm, auch nicht das bäurische, ungehobelte Auftreten, sondern allein Daniels charakterliche Ähnlichkeit mit Raymond. »Ich habe einen Kurierdienst zu erledigen, und dabei kann ich dich nicht gebrauchen«, antwortete er schroffer, als es sonst seine Art war.
    »Gebt mir ein besseres Pferd, und ich reite so schnell wie Ihr«, entgegnete Daniel.
    Schön, dachte John, da du es unbedingt so haben willst.
    Die Ohrfeige brachte Daniel aus dem Gleichgewicht. Er taumelte und wäre gestürzt, aber Somerset, der zufällig hinter ihm stand, streckte die Arme aus und fing ihn auf. »Ich schätze, ich werd dich mit nach Mantes nehmen, Daniel«, sagte er, während er den Jungen wieder auf die Füße stellte. »Damit wenigstens einer von uns ein Auge auf dich haben kann. Und Simon wird froh über die Gesellschaft sein.«
    »In Ordnung, Sir«, murmelte der Junge kleinlaut.
    John nickte seinem Freund dankbar zu und würdigte seinen Knappen keines weiteren Blickes. Wenig später kam Simon zurück. Ein jeder bereitete sich ein Strohlager – John, Somerset und Tudor näher am Kohlebecken als die Jungen –, und bald darauf kehrte Ruhe ein.
     
    Als das erste, graue Licht des neuen Wintertages sich am wolkenlosen Himmel zeigte, brachen John und Tudor auf. John war immer noch kühl und kurz angebunden zu Daniel, während der ihm Schwert und Mantel brachte, und schickte ihn dann, die Pferde zu holen.
    »Hast du den Brief?«, fragte er Tudor, während sie aus dem Zelt traten.
    Der Waliser klopfte mit der Rechten auf die Stulpe des linken Handschuhs. Der frühe Morgen war nicht seine beste Zeit. Seine Freunde waren es gewöhnt, dass der Tag oft schon zwei, drei Stunden alt war, ehe Tudor zum ersten Mal den Mund aufmachte.
    Als Daniel mit einem Pferd an jeder Hand vom Stall zurückkam, schloss Tudor Somerset wortlos in die Arme und

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