Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
Vom Netzwerk:
gefällten Rappen, der orientierungslos und offenbar in Panik um sich trat, aber anders als John erwartet hatte, hielt Tudor nicht an, um kehrtzumachen, schaute nicht einmal zurück, sondern galoppierte davon, alsseien alle Teufel der Hölle hinter ihm her, das Kinn fast auf der Mähne seines Pferdes.
    »Tudor, komm zurück!«, brüllte John ihm entrüstet nach. »Was tust du, du verdammter walisischer Feuerkopf?«
    Er bekam seine Antwort in Form eines schweren Panzerhandschuhs, der auf seine Schulter fiel. Erschrocken wandte John den Kopf und sah drei Ritter in voller französischer Rüstung vor sich aufragen. Sie wirkten beinah gespenstisch, so vollkommen reglos und die Gesichter hinter den geschlossenen Visieren verborgen.
    Für einen Moment lehnte John den Kopf zurück an den dicken Baumstamm, an dem er sich beinah den Schädel eingeschlagen hätte, und schloss die Augen. »Gott verflucht …«, murmelte er. »Viel Glück, Owen.«
    Die gepanzerte Hand glitt von seiner Schulter zu seinem Oberarm und zog ihn auf die Füße. John nahm es kaum zur Kenntnis. Er schaute in die Richtung, in welcher Tudor verschwunden war, stellte fest, dass offenbar niemand seinen Freund verfolgte, und dann fiel sein Blick auf Achilles, der immer noch im Schnee lag und erfolglos versuchte aufzustehen. Erst jetzt, seltsam verzögert, verspürte John das vertraute Gefühl plötzlicher Furcht, ein unvermitteltes Durchsacken in der Magengegend, als habe er eine Stufe übersehen und sei ins Leere getreten. »Achilles. Oh, Jesus, bitte nicht …« Blut lief ihm ins rechte Auge, und irgendwer nahm ihm Schwertgürtel und Dolch ab.
    John wandte den Kopf, räusperte sich und sagte auf Französisch: »Ich bin als Kurier unterwegs zum Herzog von Burgund, Monseigneurs .«
    Der vordere der französischen Ritter zog ihm mit einem unsanften Ruck den ledernen Stulpenhandschuh aus und schüttelte den Kopf. »Jetzt nicht mehr.«
    »Schön. Wie Ihr wollt. Aber wenn Ihr zu seinen Männern gehört, wüsste er es vielleicht zu schätzen, wenn Ihr mich …«
    Ohne Vorwarnung landete die stahlgepanzerte Faust in seiner Magengrube. »Ich warte, du englischer Hurensohn.«
    John fiel auf die Knie, krümmte sich und hustete erstickt. Der plötzliche Angriff hatte ihn gänzlich unvorbereitet getroffen, denn so gingen Ritter nicht miteinander um. Es war unfein. »John of Waringham. Ich … begebe mich in Eure Gefangenschaft«, presste er schleunigst hervor. Es war schwierig, denn er bekam kaum genug Luft dafür.
    Der Franzose steckte Johns Handschuh an den Schwertgürtel, streifte den seinen ab und schloss die Faust um Johns Rechte. »Wusst ich`s doch, dass ich Euer Wappen schon einmal gesehen habe«, erwiderte er und tippte an das gestickte Einhorn auf Johns Brust.
    John hörte eine grimmige Befriedigung in der Stimme, die ihn ganz und gar nichts Gutes ahnen ließ.
    Mit der freien Hand klappte der Franzose das Visier hoch. »Victor de Chinon.«
    John schüttelte den Kopf. Er rang immer noch um Atem. »Ich erinnere mich nicht.«
    »Nein, das will ich glauben. Ihr wart gar zu beschäftigt, die Blüte des französischen Adels niederzumetzeln, um Euch die einzelnen Gesichter zu merken, schätze ich. Ich spreche von Agincourt, Waringham. Ich geriet in Gefangenschaft, genau wie mein Cousin Guillaume de Miraumont. Entsinnt Ihr Euch womöglich an dessen Namen?«
    John starrte in das junge Gesicht mit den blonden Bartstoppeln, zu entsetzt, um wahrzunehmen, wie unwürdig er hier zu Füßen seines Feindes auf den Knien lag. Eisiges Grauen hatte ihn gepackt; es machte ihn kopflos. »Aber … aber … dann müsst Ihr tot sein!«
    Schließlich hatte er doch mit eigenen Augen gesehen, wie die Bogenschützen des Königs alle Gefangenen niedergemacht hatten. Das Bild hatte sich in so scharfer Klarheit in sein Gedächtnis eingebrannt, dass er es heute noch so deutlich vor sich sah wie am Tag der Schlacht vor beinah drei Jahren.
    Die Franzosen lachten bitter über seinen schwachen Einwand.
    Chinon schüttelte den Kopf. »Eure Schlächter hatten sofurchtbar viel zu tun, dass sie nicht bei allen gründlich waren. Sie haben mein Herz verfehlt. Ich wäre trotzdem um ein Haar verblutet, ehe meine Brüder mich fanden, aber die heilige Jungfrau und St. Denis haben mich beschützt. Im Gegensatz zu meinem Vetter. Ich war dabei, wisst Ihr, ich saß gleich neben ihm im Dreck. Als er an die Reihe kam, hat er um Gnade gefleht und Euren Namen gerufen. Er hat Euch beschworen, Eure ritterliche

Weitere Kostenlose Bücher