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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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erschlagener Männer, Frauen und Kinder lagen im steif gefrorenen Morast.
    John und Tudor, beide sonst nicht zimperlich, bekreuzigten sich, schlugen die Kapuzen hoch und ritten Seite an Seite weiter, ohne unnötig häufig nach links und rechts zu blicken.
    »Bauern abschlachten«, knurrte der Waliser angewidert. »Was denkst du, wer hat das getan?«
    John zog die Schultern hoch. »Da wir uns nördlich von Paris befinden, sympathisieren diese Gebiete hier vermutlich mit Burgund. Also waren es die Armagnac, schätze ich, nicht wahr?«
    »Aber die einen wie die anderen sind Franzosen«, entgegnete Tudor verständnislos. »Nicht einmal König Harry, der doch ein Fremder ist, würde so mit französischen Bauern umgehen.«
    »Nein. Er grollt ja auch keinem Menschen in Frankreich so, wie die Burgunder und die Armagnac sich gegenseitig grollen.«
    »Und obwohl sie einander so verabscheuen, wollen Burgund und die Armagnac nun ein Bündnis schließen?«
    »So heißt es. Seit der Graf von Armagnac tot ist, nennen seine Anhänger sich übrigens die Dauphinisten, wusstest du das?«
    »Nein, und es interessiert mich auch nicht sonderlich«, bekannte Tudor, fragte aber dennoch: »Das heißt, der Dauphin führt sie nun an? Dieser Prinz, der dem König damals die Tennisbälle geschickt hat?«
    John schüttelte den Kopf. »Der ist im Winter nach Agincourt gestorben. Der nächste zwei Jahre später. Nun gibt es nur noch den jüngsten Prinzen, Charles, den sie jetzt den Dauphin nennen. Er ist erst siebzehn, und ich habe keine Ahnung, ob er als Soldat etwas taugt, aber so oder so ist er für Burgunds Feinde wertvoll, nicht wahr? Schließlich ist er der einzige Sohn des schwachsinnigen Königs Charles.«
    »Hm«, machte Tudor. »Der Vater schwachsinnig, und die Söhne sterben wie die Fliegen. Kränkliche Familie, wie?«
    »Das kannst du laut sagen.«
    »Und woher weißt du all das?«
    »Bischof Beaufort«, kam die knappe Antwort.
    »Natürlich. Aber unser Bischof meint trotzdem, dass Harry eine Braut aus dieser Familie nehmen sollte, ja?«
    John nickte. »Er sagt, die ganze Kraft der Valois liege in ihren Frauen.«
    »Tja, er muss es wissen. Mit Frauen kennt er sich ja nun wirklich aus.«
    Johns Kopf fuhr herum. »Was willst du damit sagen?«
    Tudor hob die Linke zu einer unbekümmerten Geste. »Man munkelt, er habe eine Reihe spektakulärer Eroberungen gemacht. Eine ganze Schar feiner Damen umgelegt.«
    »Ich bin überzeugt, das ist übertrieben«, gab John säuerlich zurück.
    Sein Freund warf ihm einen verwunderten Blick zu. »Was kümmert es dich?«
    John winkte ab. Er fand, es war an der Zeit, das Thema zuwechseln. »Komm, lass uns zusehen, dass wir weiterkommen. Hier kriegt man ja das Grausen. Und in zwei Stunden wird es dunkel.«
    Tudor ließ ihm mit einer Geste den Vortritt, und John stieß Achilles leicht die Fersen in die Seiten. Hinter dem schaurigen Geisterdorf zog sich der Pfad schnurgerade durch die Felder, die im kommenden Frühling wohl unbestellt bleiben würden, ehe er wieder in einen Wald eintauchte. John ritt im leichten Galopp, bis er sicher war, dass die Kälte aus den Gliedern seines Pferdes gewichen war, dann schlug er ein scharfes Tempo an. Tudor war ein ebenso guter Reiter wie er, hatte ein ebenbürtiges Pferd und keine Mühe, mitzuhalten. Trotzdem blieb er ein paar Längen hinter John, denn der Pfad war zu schmal, um nebeneinander zu reiten.
    Als sie in den Schatten der Bäume gelangten, war es auf einen Schlag merklich dunkler. Die dicken Stämme der alten Bäume warfen lange Schatten im Nachmittagslicht; Eiszapfen funkelten hier und da an den nackten Zweigen.
    John dachte darüber nach, dass die Wälder Frankreichs genauso schön waren wie die in England, und für einen Moment bedauerte er dieses vom langen Krieg so schwer geprüfte Land, als plötzlich mehrere Dinge gleichzeitig passierten.
    Ohne jeden erkennbaren Grund brach Achilles die Vorderhand weg. Der mächtige Hengst ging kopfüber zu Boden. John spürte, wie er aus dem Sattel geschleudert wurde, als habe der sich mit einem Mal in ein Katapult verwandelt. Instinktiv rollte er sich zusammen, prallte jedoch hart gegen einen Baum und blieb benommen liegen. Er hörte Tudor einen unartikulierten Laut des Schreckens ausstoßen, dann verstummte der vom Schnee gedämpfte Hufschlag des zweiten Pferdes ebenfalls. John riss die Augen auf und sah Tudors gewaltiges Ross über Achilles hinwegschweben, als seien ihm Flügel gewachsen. Sicher landete es jenseits des

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