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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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sicher, ob er sich nicht lieber auch noch die andere Hand hätte brechen lassen. Aber er verneigte sich knapp und heuchelte Einverständnis. »Darf ich fragen, wo Ihr mich hinzubringen gedenkt?«, erkundigte er sich höflich.
    Chinon lächelte grimmig. »Nein.«
    Einer der anderen trat von hinten zu John und verband ihm rüde die Augen. »Nicht zu dem angeblich so furchtlosen Jean von Burgund«, raunte er ihm ins Ohr. »So viel steht fest. Wenn Ihr die Hände freiwillig zusammenlegt, schiene ich Euch die Rechte, ehe ich Euch fessele.«
    »Zu gütig«, entfuhr es John. »Vorn oder hinten?«
    »Das dürft Ihr halten, wie Ihr wollt.«
    John legte die Hände vor dem Bauch zusammen und wappnete sich. Das Schienen des gebrochenen Gelenks ging nicht sanft, aber auch nicht unnötig grausam vonstatten, und er war erleichtert. Es kam ihm ein wenig irrsinnig vor, aber während der französische Ritter ihm die Hände fesselte, murmelte er: »Ich danke Euch, Monseigneur.«
    Der Franzose brummte missgelaunt. »Baut nicht auf mich, Freundchen. Ihr seid ein verfluchter englischer Hurensohn,und wenn Chinon Euch Stück um Stück auseinander nimmt, wird mir das nicht den Schlaf rauben.«
    John nickte wortlos. Im nächsten Moment wurde er auf den Rücken eines unbekannten Pferdes verfrachtet und trat seine lange Reise ins Dunkle an.
     
    Drei Tage dauerte der Ritt zu ihrem unbekannten Ziel. Während der ganzen Zeit blieb John gefesselt, kein Mal nahmen sie ihm die Augenbinde ab, und so hatte er keine Möglichkeit festzustellen, wohin sie ihn brachten. Während dieser drei Tage gaben sie ihm weder zu essen noch zu trinken. Nur einmal reichte eine unbekannte Hand ihm am ersten Abend irgendein Trinkgefäß, aber seine Nase warnte John rechtzeitig, dass der Becher Urin enthielt, und er schüttete ihn unter dem Gelächter der drei Franzosen in den Schnee. Also hungerte und dürstete er, und als er einmal versuchte, eine Hand voll Schnee zu essen, um wenigstens den quälenden Durst zu löschen, schlugen sie ihn so unbarmherzig mit ihren stahlummantelten Fäusten, dass er es kein zweites Mal riskierte. Doch schlimmer als alles andere machte ihm die Kälte zu schaffen. Das Wetter war umgeschlagen, es schneite häufig, und ein eisiger Wind blies Tag und Nacht. Auch die Franzosen litten unter dem schauderhaften Wetter, wurden übellaunig und gemein.
    »Gebt mir eine Decke, Chinon«, sagte John, als sie sich zum dritten Mal für eine unwirtliche Nacht rüsteten. Der Wind heulte jetzt in den nackten Bäumen, und allenthalben spürte John, dass ihm Schnee wie ein kaltes, nasses Tuch ins Gesicht geweht wurde.
    »War das eine Bitte oder ein Befehl?«, erkundigte sich Chinon. Die Stimme klang amüsiert.
    John würgte seinen Stolz hinunter. »Ich … bitte Euch um eine Decke, Victor de Chinon.«
    »Tut Ihr das wirklich? Schau an. Und was habt Ihr getan, als mein Cousin bei Agincourt Eure Hilfe erfleht hat?«
    John war es gründlich satt, das zu hören. »Es gab verflucht noch mal nichts , das ich tun konnte. Und wenn Ihr nicht wollt,dass ich morgen früh erfroren bin, dann werdet Ihr mir jetzt eine Decke geben.«
    »Euch ist kalt?«, fauchte der Franzose. »Dagegen weiß ich ein gutes Mittel. Hier!«
    Er versetzte ihm einen tückischen Stoß. John taumelte zur Seite und fiel. Er landete bäuchlings im Feuer. Sein Gewicht ließ den Schmerz in dem gebrochenen Gelenk wieder erwachen, gleichzeitig spürte er das Brennen an beiden Händen. Er warf sich zur Seite und rollte zwei-, dreimal durch den Schnee, um seine schwelenden Kleider zu löschen. Dann blieb er mit dem Gesicht nach unten liegen, die Hände über dem Kopf ausgestreckt und im kühlenden Schnee vergraben. Tonlos verfluchte er Victor de Chinon und jeden Franzosen, der je das Licht der Welt erblickt hatte, während der beizende Geruch nach versengter Wolle ihn einhüllte.
     
    Am Mittag des dritten Tages kamen sie anscheinend auf eine Straße, denn mit einem Mal ging es deutlich zügiger voran. Nach ein oder zwei weiteren Stunden überquerten sie einen Fluss, und wenig später hörte John am veränderten Hufschlag der Pferde, dass sie durch ein Torhaus ritten. Gleich darauf hielt die Kolonne an, Knechte oder Soldaten eilten herbei, um die Ankömmlinge zu begrüßen und die Pferde zu versorgen.
    Wie John es schon gewöhnt war, packten zwei Hände ihn roh am Arm, um ihn aus dem Sattel zu zerren, und inzwischen hatte er gelernt, das rechte Bein schnell genug über den Widerrist zu schwingen, sodass

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