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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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Pflicht zu tun und ihn zu schützen. Aber Ihr seid nicht gekommen, Waringham. Guillaume starb mit Eurem Namen auf den Lippen. Er war erst sechzehn Jahre alt und glaubte noch an so etwas wie Ehre.«
    John nickte langsam und begann sich zu fragen, ob all das hier vielleicht ein böser Traum war. Er stützte sich an den Baumstamm und wollte auf die Füße kommen, aber Chinon schlug ihm mit der behandschuhten Linken hart an die Schläfe, während seine Rechte immer noch Johns Hand umklammerte. »Niemand hat gesagt, dass Ihr aufstehen sollt, mon cher ami .«
    John sackte wieder gegen den Baum, und das Tosen in seinen Ohren war beinah lauter als Chinons Stimme, die er aber dennoch hörte: »Nun hat Fortunas Rad sich gedreht, und Ihr könnt Euch nicht vorstellen, wie dankbar ich ihr bin, dass ich Gelegenheit bekomme, Euch die anständige Behandlung meines jungen Cousins als Euer Gefangener mit gleicher Münze zu vergelten.« Mit einem knappen, fast beiläufigen Ruck brach er John das Handgelenk.
    John zog scharf die Luft ein und kniff die Augen zu. Langsam verstärkte der Franzose den Druck auf das gebrochene Gelenk, bog die Hand weiter nach hinten, und John biss sich die Zunge blutig. Es war ein Schmerz, wie er ihn noch nicht kannte, und er hatte keine Ahnung, wie er ihn handhaben sollte. Er zwang die Lider, sich einen Spalt zu öffnen, starrte auf die konturlose braune Fläche vor sich, die die Baumrinde sein musste, und setzte alles daran, nicht zu schreien. Nicht bevor es unvermeidlich wurde. Er wusste genau, dass er das Spiel, welches Chinon hier eröffnete, nur verlieren konnte, aberer wollte es ihm nicht leichter machen als zwingend notwendig. Er spürte Schweiß auf Stirn und Schläfen, dann auf der Brust, und gerade, als er glaubte, dass es nun zu schlimm wurde, um es auch nur noch einen Moment länger zu ertragen, brummte einer der anderen Franzosen: »Lass gut sein, Victor.«
    Er sagte es ohne jeden Nachdruck, aber augenblicklich ließ Chinon die Hand los. Sie fiel auf Johns Oberschenkel, und langsam, ganz allmählich verebbte der Schmerz auf ein erträgliches Maß. John fühlte sich erschöpft wie selten zuvor.
    Er lehnte mit der linken Schulter an seinem Baum, hatte die verletzte Rechte schützend unter dem linken Unterarm versteckt, den Kopf tief gesenkt, und sein abgehacktes Keuchen schien das einzige Geräusch im Wald zu sein.
    Ein unsanfter Stoß, vielleicht auch ein Tritt traf seine rechte Schulter, und der Schmerz flammte wieder auf. John stöhnte. Er hörte selbst, wie zermürbt es klang.
    »Ihr wisst, dass Ihr das verdient, nicht wahr?«, fragte Chinon im Tonfall eines strengen, aber gerechten Vaters.
    John antwortete nicht. Doch es stimmte. Er hatte es verdient, denn was sie bei Agincourt mit den Gefangenen getan hatten, war ein abscheuliches Verbrechen gewesen, und er hatte nicht einmal versucht, es zu verhindern. Schon damals hatte er gewusst, dass er irgendwann einen Preis dafür würde zahlen müssen.
    »Und dann wisst Ihr bestimmt auch, dass das hier nur der Anfang ist, oder?«
    Erst jetzt, da das Rauschen in seinen Ohren allmählich nachließ, hörte John, dass auch Chinon keuchte, offenbar Mühe hatte zu atmen. Vielleicht hatten die Schlächter von Agincourt seine Lunge verletzt, als sie sein Herz verfehlten, und diese Atemschwäche war eine Folge jener Verwundung, vermutete John. Unweigerlich folgte darauf die Frage, ob Chinon die Absicht hatte, auch ihn für den Rest seines Lebens zum Krüppel zu machen. John sagte immer noch nichts.
    Einer von Chinons Begleitern zog ihn auf die Füße, und John machte eine gänzlich unerwartete Entdeckung, die ihnmit ebenso unerwarteter Freude erfüllte: Achilles war auf die Beine gekommen und stand mit gesenktem Kopf mitten auf dem Pfad. Er schwankte ein wenig und wirkte orientierungslos. Vermutlich war er mit dem Kopf aufgeschlagen, genau wie John, und ebenso benebelt. Aber unversehrt.
    »Achilles!«, rief John, und ein Lächeln huschte über sein Gesicht.
    Der größere von Chinons Gefährten rollte das dünne Seil zusammen, das sie über den Weg gespannt hatten, um das Pferd zu Fall zu bringen. »Gibt nicht viele Gäule, die danach noch mal aufstehen«, murmelte er anerkennend.
    »Starke Knochen«, antwortete John und hielt jeden Anflug von Stolz aus seiner Stimme. »Gute Zucht.«
    Chinon packte Achilles am Zügel und hievte sich in den Sattel. »Dann werdet Ihr ihn mir gewiss gern überlassen. Als kleinen Teil Eurer Wiedergutmachung.«
    John war nicht

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