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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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derweil nahe des Flussufers unter einer Weide, die ebenfalls etwa auf der Mitte der Wiese stand und wo ein unauffälliger, kleiner Gefangenenaustausch stattfinden sollte. Mit unbewegten Mienen und bis an die Zähne bewaffnet schauten sie zu, während ein burgundischer Ritter und John of Waringham in entgegengesetzten Richtungen die unsichtbare Grenzlinie überquerten und auf die andere Seite der Wiese wechselten wie Schachfiguren auf einem Spielfeld. Erst als sie sicher waren, dass ihr Freund sich auf englischem Territorium befand und seine Eskorte sich abgewandt hatte, erwachten sie aus ihrer Starre, rannten ihm entgegen und schlossen ihn nacheinander in die Arme.
    »Gott zum Gruße, John«, sagte Somerset.
    John lachte leise. »Gott zum Gruße, John.«
    Tudor brach ihm beinah die Rippen. »Ich hab seit Januar kein Auge zugetan, Mann.«
    »Ich glaub’s, ich glaub’s.«
    Der walisische Rotschopf wirkte untypisch verlegen. Mit Mühe hob er den Kopf. »Ich hoffe, du kannst mir vergeben, Waringham.«
    John nickte, und weil er erkannte, dass dies eine qualvolleSituation für Tudor war, drosch er ihm kräftig auf die Schulter. »Du konntest nichts anderes tun.«
    »Darf ich davon ausgehen, dass sie dich wenigstens anständig behandelt haben da unten jenseits der Loire?«
    John war erleichtert, dass seine Freunde offenbar nicht gehört hatten, was in Jargeau vorgefallen war. Bischof Beaufort hatte dichtgehalten. John war ihm dankbar, aber nicht überrascht.
    Er nickte. »Selbst südlich der Loire haben sie schon von den Regeln ritterlichen Anstands gehört.«
    »Na ja, es kursieren die unglaublichsten Gerüchte über den Dauphin«, erklärte Somerset ein wenig unbehaglich. »Da fürchteten wir, du …«
    »Ah ja. Der Dauphin.« John grinste gehässig. »Eine unvergessliche Begegnung. Er würde als Jahrmarktsattraktion eine bessere Figur machen denn als Prinz. Aber er ist nichts, gar nichts im Vergleich zu seinen Eltern. Weißt du eigentlich, dass du ein gutes Stück gewachsen bist, Somerset?«
    Der Jüngste im Bunde nickte unglücklich. »Ich brauche schon wieder eine neue Rüstung. Und wie ist die Prinzessin, he?«
    John schaute versonnen nach Süden, blinzelte in die helle Maisonne und erwog seine Antwort. Prinzessin Katherine war nicht so leicht mit Worten zu beschreiben, fand er. Aber das musste er auch gar nicht. »Da, seht selbst«, sagte er plötzlich und wies auf das allein stehende Zelt in der Mitte der umzäunten frühlingsgrünen Wiese. Tudor und Somerset fuhren auf dem Absatz herum.
    Die französische Abordnung hatte das Zelt verlassen und war hier vom Ufer aus gut zu sehen. Während das Königspaar und die Adligen und Bischöfe vorausgingen, blieb Katherine ein wenig zurück, legte der jungen Comtesse de Blamont, die ihr getreuer Schatten war, eine Hand auf den Arm, und sie steckten die Köpfe zusammen. Katherines wundervolles, warmes Lachen scholl zum Fluss herunter.
    »Oh, heiliger David«, stieß Owen Tudor hervor. Es klang erschüttert.
    John nickte, ohne ihn anzusehen. »Ja, ja«, bemerkte er. »Sehr hübsches Kind, unsere Katherine.«
    »Und wie ist sie sonst?«, wollte Somerset wissen. »Ich meine, abgesehen davon, dass sie die schönste Frau der Welt ist?«
    John zuckte die Schultern. »Schwierig«, bekundete er. »Aber auf der anderen Seite …«
    »Hübsches Kind?«, fiel Tudor ihm ins Wort. Seine Stimme drohte sich zu überschlagen. »Ja, seid ihr denn blind? Sie ist eine Göttin !«
    Die anderen beiden schauten ihn verwundert an. Owen Tudor war für gewöhnlich ein nüchterner, geradezu zynischer Mann, und solche Gefühlsausbrüche sahen ihm nicht ähnlich. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er zu der französischen Prinzessin hinüber, die Lippen leicht geöffnet.
    »Owen, nimm dich zusammen«, brummte John ungehalten.
    »Was?«, kam die zerstreute Antwort.
    John und Somerset tauschten einen Blick. »Ich glaube, er braucht dringend eine Abkühlung«, meinte der Jüngere, und dann stürzten sie sich auf den Waliser, packten ihn an Armen und Beinen, ließen ihn dreimal hin und her schaukeln und warfen ihn dann trotz seiner fürchterlichen Drohungen und wütenden Proteste in die Seine.
    Unter schallendem Gelächter, die Hände in die Seiten gestemmt, schauten sie zu, wie er prustend wieder auftauchte.
    »Kann er schwimmen?«, fragte John immer noch lachend.
    »Keine Ahnung«, antwortete Somerset unbekümmert.
    Tudor konnte in der Tat schwimmen, ziemlich gut sogar. In Windeseile hatte er das Ufer

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