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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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erreicht und kletterte aus dem Wasser.
    »Na wartet, ihr englischen Bastarde …« Aber er lachte selbst. Während er sich den langen Rotschopf auswrang, sah er unauffällig zu der Stelle hinüber, wo eben noch die Prinzessin mit ihrer Hofdame gestanden hatte. Doch sie waren verschwunden.
    Er seufzte. Dann schlug er John unsanft auf den Rücken. »Los, komm, Waringham. Wir haben ein Festessen für dich.Und es gibt ein paar Leute, die sehnsüchtig darauf warten, dich zu sehen.«
     
    Der Erste, der John freudestrahlend begrüßte, als sie zu ihrem Zelt kamen, war sein Knappe Daniel. Formvollendet verneigte er sich. »Gut, Euch in einem Stück wiederzusehen, Sir«, sagte er lächelnd. Seine linkische Unbeholfenheit war verschwunden. Er wirkte kerngesund und sorglos und erinnerte John mehr denn je an Raymond.
    »Danke, Daniel. Simon.«
    »Willkommen zurück, Sir«, grüßte Somersets Knappe und rückte John einen Sessel zurecht.
    Es war ein äußerst komfortables, geradezu luxuriöses Zelt, stellte John fest, als er sich flüchtig umschaute. »Ist einer von uns plötzlich zu Reichtum gekommen?«, fragte er scherzhaft und griff nach dem Brotlaib, der auf dem Tischtuch lag. Die plötzliche Stille ließ ihn aufschauen, und von bösen Ahnungen erfüllt wandte er sich an Somerset. »Verdammt … entschuldige. Dein Bruder ist gestorben?«
    Der Jüngere nickte und hob mit einem traurigen kleinen Lächeln die Schultern.
    »Das tut mir Leid, Somerset. Wie gedankenlos von mir, nicht eher nach ihm zu fragen.«
    Tudor zog sein triefendes Surkot aus und griff nach einem etwas schmuddeligen Handtuch. »Nun brich nicht gleich in Tränen aus. Wie du siehst, haben wir die Trauerzeit hinter uns. Es ist ewig her. Die Nachricht kam, kurz nachdem sie dich geschnappt hatten.«
    Somerset nahm es ihm nicht übel. »Henry ist in der Nacht gestorben, nachdem ich von zu Hause aufgebrochen war, um euch in Dover zu treffen.« Mit einem dankbaren Nicken ergriff er den Weinbecher, den Simon ihm brachte, und trank einen Schluck. »Ich habe meinen Bruder kaum gekannt. Es ist kein Verlust, der mir sehr nahe geht. Ich wünschte nur, wir wären einen Tag später verabredet gewesen, das ist alles. Ich habe das Gefühl, ich hätte dort sein müssen.«
    Tudor winkte ungeduldig ab. »Was für einen Unterschied hätte das gemacht?«
    »Oh, Jesus … Du bist Earl of Somerset«, ging John plötzlich auf. »Ein sehr reicher, mächtiger Mann.«
    Somerset nickte unbehaglich. »Mein Stiefvater ist allerdings der Ansicht, ich dürfe mein Vermögen erst verwalten und mein Stimmrecht im Parlament erst ausüben, wenn ich einundzwanzig bin.«
    »Wie bitte?«, fragte John entrüstet. »Du bist ein Ritter und somit mündig.«
    »Hm. Wir streiten noch darüber. Aber nun berichte uns, John. Wir wollen alles hören. Daniel, Simon, ihr dürft auftragen.«
    »Ja, John, erzähl uns von der Prinzessin«, bat Tudor ohne jede Verlegenheit.
    Während die beiden Knappen sie mit kühlem Wein, gebratenem Kleinwild und herrlich frischem Fisch bewirteten, erzählte John. Nicht alles. Fast nichts von Jargeau. Das waren Erinnerungen, über die er weder sprechen konnte noch wollte. Dafür berichtete er ihnen alles, was er an Isabeaus Hof erlebt und gehört hatte.
    »Diese Franzosen verstehen zu leben, das muss man ihnen wirklich lassen. Ich habe Speisen gekostet, wie ich sie mir nie hätte vorstellen können; das Allerbeste waren die Marzipanpasteten. Isabeaus Koch ist einer der höchst bezahlten Amtsträger ihres Haushalts. Sie legen auch mehr Wert auf Mode als wir, sogar die Ritter verstehen sich darauf und putzen sich heraus wie Pfauen. Zuerst kamen sie mir weibisch vor, aber das stimmt nicht unbedingt. Für sie gehört es zur höfischen Lebensart, wie Musik oder Dichtkunst. Isabeaus Hof ist genau, wie Bischof Beaufort ihn mir angepriesen hat: eine Insel der Künste und der Schönheit inmitten dieses vom Krieg verwüsteten Landes. Neben ihren dekorativen Damen und Rittern hält die Königin sich dort alles nur denkbare Getier: einen Affen zum Beispiel, der kaum je von ihrer Seite weicht, und Leoparden, ob ihr’s glaubt oder nicht. Es ist … alles ein bisschen unwirklich.« Erstrich sich versonnen die schwarzen Locken hinters Ohr. »Möglicherweise haben sie Recht, wenn sie behaupten, sie besäßen mehr Kultur als wir. Aber die französischen Adligen sind nicht besser als Straßenköter, ehrlich. Immerzu streiten sie, bekriegen sich bis aufs Blut und wechseln ständig die

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