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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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Seiten.«
    »Das hat der englische Adel in der Vergangenheit auch oft getan«, warf Tudor abschätzig ein.
    »Ja, aber die Waliser sind in dieser Kunst unübertroffen«, meinte Somerset.
    Tudor widersprach ihm nicht, denn er fand, Somerset hatte Recht.
    »Isabeau ist eine Meisterin dieses Spiels«, fuhr John fort. »Sie muss früher einmal eine große Schönheit gewesen sein, so wie Katherine heute, und das hat sie schamlos eingesetzt, um ihren politischen Ehrgeiz zu befriedigen. Ihr erster Geliebter war der Herzog von Orléans, der Bruder ihres Mannes.«
    Somerset und Tudor machten große Augen und lehnten sich leicht vor. Wie die meisten jungen Ritter hatten sie eine Schwäche für saftige Skandalgeschichten.
    »Der arme König lebte damals schon in Furcht vor seinem fähigeren, klügeren Bruder und litt bereits an den ersten Wahnsinnsanfällen. Aber Isabeau hat ihm eiskalt den Rücken gekehrt und sich mit Orléans eingelassen. Doch der wurde schließlich ermordet. Und Ihr werdet nicht erraten, wer dahinter steckte.«
    »Der König?«, tippte Tudor.
    Aber Somerset schüttelte den Kopf. Er kannte die Antwort. »Der Herzog von Burgund.«
    John nickte.
    »Wie kann es dann sein, dass die Königin heute mit Burgund gemeinsame Sache macht und nicht mit den Dauphinisten?«, fragte Tudor verblüfft.
    »Weil sie gierig war«, antwortete John. »Isabeau wollte die politische Macht über Orléans’ Partei – die sich heute die Dauphinisten nennt –, und das gefiel dem Konnetabel d’Armagnac nicht. Er brachte den Namen ihres neuen Liebhabers in Erfahrung, wartete, bis der König einen lichten Moment hatte, undgab ihm einen kleinen Hinweis. Isabeau und ihr Liebhaber, der zwanzig Jahre jünger war als sie, wurden in einer unmissverständlichen Situation überrascht. Der alte Charles ließ den Liebhaber foltern, in einen Sack einnähen und in die Seine werfen. Isabeau wurde nach Tours verbannt und dort eingesperrt. Der Dauphin rührte keinen Finger, um das zu verhindern, sondern riss sich ihr Vermögen unter den Nagel. Darum hasst sie ihn wie die Pest.« John trank einen tiefen Zug und lehnte sich genüsslich in seinem Sessel zurück. »Inzwischen waren zehn Jahre seit dem Mord an Orléans vergangen, und Isabeau brauchte dringend neue Freunde. Sie beschloss kurzerhand, Jean von Burgund zu verzeihen, schickte ihm einen Boten und lud ihn ein, sie aus Tours zu befreien. Burgund ist ein kluger Mann. Natürlich wusste er, welche Macht Isabeau in Frankreich immer noch darstellte. Also holte er sie aus ihrer tristen Festung, und seither ist sie eine treue Verfechterin der burgundischen Sache. Zumindest vorläufig. Sie ist schon ein Früchtchen, das sag ich euch. Auf Burgunds Kosten hält sie sich nun wieder diesen großen Hof mit Gelehrten und Künstlern, exotischen Tieren und Knäblein, die ihr zu Willen sind …«
    »Nicht du, wollen wir hoffen«, warf Somerset ein.
    John lachte und schüttelte sich gleichzeitig. »Wenigstens das ist mir erspart geblieben, denn sie kann mich nicht ausstehen. Sie kann die Engländer ganz allgemein nicht ausstehen.«
    »Und … Katherine?«, fragte Tudor träumerisch.
    »Ja«, stimmte Somerset zu. »Nun hast du uns erzählt, welch eine illustre Schwiegermutter Harry bekommt, aber was ist mit seiner Braut?«
    John aß eine Weile schweigend und dachte nach. Schließlich antwortete er zögernd: »Sie ist nicht leicht zu beschreiben. Ihre Schönheit droht einen immer zu blenden, und ihr Hass auf die Engländer macht es auch nicht gerade einfacher, sie unvoreingenommen zu beurteilen. Sie ist fromm, und sie wird das reinste Lämmchen, wenn es beispielsweise um ihren alten Herrn geht. Die Prinzessin ist der einzige Mensch, dem ich dort begegnetbin, der den schwachsinnigen Charles liebt. Das … hat mich gerührt, muss ich zugeben. Im nächsten Moment ist sie hochnäsig und scharfzüngig. Sie durchschaut ihre Mutter und den Dauphin und verabscheut sie beide. Ich nehme an, daraus darf man schließen, dass Katherine so etwas wie Anstand besitzt. Aber ob sie Harry – und uns allen – eine gute Königin sein wird, kann ich euch ehrlich nicht sagen. Das hängt wohl davon ab, ob sie ihr Pflichtgefühl über ihre persönlichen Gefühle stellt oder umgekehrt. Und was von beidem sie tun wird, weiß ich nicht. Ich war zwei Monate fast täglich mit ihr zusammen …«
    »Oh, du Glückspilz«, murmelte Tudor.
    »… aber sie hat mir kaum je einen Blick auf die wahre Katherine gewährt.«
    »Was habt ihr getan?«,

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